Zuckerberg lenkte ein, zumindest vordergründig. In der Lokalzeitung veröffentlichte er eine Entschuldigung. „Wir haben einen Fehler gemacht“, schrieb Zuckerberg. Die Klagen hätten nur den Zweck gehabt, herauszufinden, wer zu den Eigentümern zähle. Sie würden eingestellt. Geschehen ist das laut Buckner auch vier Monate später nicht. „Wir haben nichts schriftlich vom Gericht“, empört sie sich. „Er kann behaupten, was er will. Die Realität ist, dass ich nicht auf mein Grundstück komme.“
Gestus eines Präsidentschaftskandidaten
Zuckerbergs Verhalten könnte als arrogante Masche eines prominenten Multimilliardärs durchgehen. Schließlich hat Oracle-Milliardär Larry Ellison, zwei Ränge in der Superreichen-Liste hinter Zuckerberg, gleich eine ganze hawaiianische Insel aufgekauft und pflegt auch nicht den Ruf des geselligen Nachbarn. Doch anders als Zuckerberg hat Ellison sich nie um den Posten als Retter der Menschheit beworben.
Im Januar dieses Jahres etwa lud Zuckerbergs Facebook zum „Freundschaftstag“, einem von Facebook erfundenen Feiertag. Nutzer aus den USA, die mithilfe von Facebook Gutes tun, kamen in die Unternehmenszentrale im Silicon Valley. Organisatoren von Selbsthilfegruppen waren dabei, Facebook-Vorstand Sheryl Sandberg sprach über den Tod ihres Ehemanns, und irgendwann betrat Zuckerberg den Raum und fand warme Worte. Wenige Wochen später brach er auf, 30 Bundesstaaten der USA zu bereisen, um mit dem Gestus eines Präsidentschaftskandidaten den normalen Menschen und ihren Nöten zuzuhören. So besuchte er die Farmerfamilie Gant in Wisconsin, fütterte dort ein Kalb und fuhr Traktor. Er saß in South Carolina im Gottesdienst einer afroamerikanischen Gemeinde und traf in Ohio Familien, die Angehörige durch Drogenmissbrauch verloren hatten.
Und sollte immer noch jemand an den guten Absichten Zuckerbergs zweifeln, etwa weil die Vorwürfe, Zuckerberg habe die Idee zu Facebook zwei Harvard-Kommilitonen geklaut, nie verstummten, so kann er sich seit einiger Zeit auch ein sehr positives Bild vom privaten Zuckerberg machen. Zuckerbergs öffentliche Facebook-Seite ist mittlerweile eine Art Poesiealbum, dem 91 Millionen Menschen auf der ganzen Welt folgen: Zuckerberg in seiner alten Studentenbude in Harvard, mit seiner Familie in einem Café, mit seiner Tochter auf den Rücken geschnallt beim Fitness, beim Herumalbern mit Microsoft-Gründer Bill Gates. Inzwischen zeigt sich auch seine Frau auf Facebook, gibt so Persönliches preis wie drei Fehlgeburten, die Freude über die Tochter Max und die baldige Ankunft eines weiteren Babys. Die ersten Schritte von Max, die in die Arme ihres Vaters taumelt, ist eins der meistgeschauten Videos auf dem sozialen Netzwerk. Kann so ein Mann wirklich Ungutes im Schilde führen?
Der Edgewood Drive ist eine der typischen Alleen im alten Teil von Palo Alto, gesäumt von Redwoods, Büschen und parkähnlichen Vorgärten, die direkten Blick auf elegante Villen gestatten. Nicht so vor der Hausnummer 1456, wo eine mannshohe Hecke vor Einsicht schützt. Dahinter verbergen sich ein Swimmingpool und ein mehr als 100 Jahre altes Holzhaus mit fünf Zimmern, das Zuckerberg im März 2011 erwarb. Um seine Privatsphäre zu sichern, hat er zudem die umliegenden Häuser gekauft und dafür rund 30 Millionen Dollar ausgegeben. Nun erstrecken sich die Liegenschaften des Facebook-Milliardärs bis zur Hamilton Avenue, der nächsten Parallelstraße. Eigentlich sollten die erworbenen Häuser längst niedergerissen und neu gebaut werden. Vier einzelne Einfamilienhäuser sollen angeblich entstehen, denn für das Zusammenlegen von großen Grundstücken gibt es keine Genehmigung. Doch die Stadtplaner vermuten , dass Zuckerberg eher einen Wohnkomplex errichten will, der die gewachsene Struktur des Viertels zerstören würde. Sollte Zuckerberg also den Ärger auf Hawaii in den Griff bekommen, daheim in Palo Alto erwartet ihn das nächste Problem.