Mark Zuckerberg Facebook will keine weltweite Anwendung der EU-Datenschutzregeln

Facebooks Chef Mark Zuckerberg will künftig die Privatsphäre der Nutzer weltweit garantieren - allerdings mit Ausnahmen.

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Facebook-Chef Mark Zuckerberg Quelle: AP

San Francisco Facebook-Chef Mark Zuckerberg plant keine weltweite Anwendung der neuen EU-Datenschutzregelungen. Das Unternehmen halte sich schon jetzt im Grundsatz an die Regelungen, welche im Mai in Kraft treten sollen, sagte Zuckerberg am Dienstag im Reuters-Interview.

Grundsätzlich wolle Facebook die Privatsphäre der Nutzer weltweit garantieren, allerdings mit Ausnahmen. Details nannte er nicht. Seine Äußerungen lassen darauf schließen, dass US-Nutzer des sozialen Netzwerks künftig schlechter gestellt sein könnten als Nutzer in der Europäischen Union.

Der Umgang Facebooks mit den Informationen seiner mehr als zwei Milliarden Nutzer steht insbesondere seit dem Datenskandal um die britische Analysefirma Cambridge Analytica in der Kritik.

Cambridge Analytica soll Daten von 50 Millionen Facebook-Nutzern auf mutmaßlich unlautere Art eingesetzt haben, um den Wahlkampf von US-Präsident Donald Trump zu unterstützen.

Die EU-Datenschutz-Grundverordnung tritt im Mai in Kraft. Ziel ist es, personenbezogene Daten besser zu schützen und die Verarbeitung der Daten durch Firmen einheitlicher zu gestalten. Sollten Unternehmen gegen die Auflagen verstoßen, drohen ihnen Strafzahlungen von bis zu 20 Millionen Euro oder bis zu vier Prozent ihres weltweiten Umsatzes.

Apple und einige andere Technologiefirmen haben bereits angekündigt, sie wollten auch ihren Kunden in den USA und in anderen Regionen den gleichen Datenschutz gewähren wie den Europäern.

Facebook wird nach Bekunden von Gründer und Chef Mark Zuckerberg noch Jahre brauchen, um die aktuellen Probleme mit den Schattenseiten des weltgrößten Online-Netzwerks in Griff zu bekommen.

Facebook habe anfangs nur die positiven Seiten der Plattform im Blick gehabt, räumte der 33-Jährige in einem Interview der Website „Vox“ ein. „Als wir loslegten, dachte wir daran, wie gut es wäre, wenn sich alle vernetzten könnten, wenn jeder eine Stimme hätte.“

Daher habe man auch nicht genug auf die Möglichkeiten geachtet, wie dies auch negativ genutzt werden könne. „Ich denke, jetzt fokussieren sich die Leute angemessenerweise auch auf die Risiken und Schattenseiten“, sagte Zuckerberg.

Facebook steht seit Jahren in der Kritik wegen Hassrede, Mobbings und Terror-Propaganda auf der Plattform. Danach kam hinzu, dass das Netzwerk im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 für eine beispiellose Kampagne aus Russland missbraucht wurde, die soziale Spannungen in den USA anheizen und Donald Trump helfen sollte.

Zuletzt entbrannte eine Datenschutz-Skandal, weil ein App-Entwickler Informationen von Dutzenden Millionen Nutzern an die Analysefirma Cambridge Analytica weitergeben konnte.

Facebook sei die Probleme zu langsam angegangen, sagte Zuckerberg, der sich bereits seit dem Jahreswechsel sehr selbstkritisch zeigt. Zugleich sei man nicht untätig gewesen und beispielsweise dabei, die Zahl der Mitarbeiter im Sicherheitsbereich auf 20.000 zu verdoppeln. Damit sind etwa die Menschen gemeint, welche Facebook-Posts auf verstörende oder illegale Inhalte prüfen.

„Wir werden uns aus diesem Loch herausgraben, aber es wird einige Jahre dauern“, sagte Zuckerberg. „Ich wünschte, ich könnte all diese Probleme in drei oder sechs Monaten lösen, aber ich denke, die Realität ist, dass es bei einigen dieser Fragen einfach länger dauern wird.“ Zugleich hoffe er, zum Jahresende Fortschritte zu sehen.

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