
New York/Washington Im Ringen um den Verkauf von T-Mobile USA an AT&T hat die US-Telekommunikationsaufsicht FCC den Rückzug des Zulassungsantrags genehmigt. Die Unternehmen könnten ohne weiteres einen neuen Antrag einreichen, sagte ein FCC-Sprecher am Dienstag.
Die Deutsche Telekom und AT&T hatten angekündigt, sie wollten an dem Geschäft festhalten und sich zunächst auf das vom US-Justizministerium angestrengte kartellrechtliche Gerichtsverfahren konzentrieren. Damit setzen die Unternehmen alles auf eine Karte: Wenn die zuständige Richterin Ellen Huvelle im Prozess gegen das Justizministerium ein günstiges Urteil fällt, muss auch die FCC einlenken, so die Kalkulation von Telekom und AT&T.
Doch kurz nach dieser positiven Nachricht kam der nächste Hammer: Die Einwände der US-Regulierer gegen einen Verkauf der Telekom-Tochter T-Mobile USA an AT&T gehen noch viel weiter als bisher bekannt. Die Telekommunikations-Behörde FCC veröffentlichte in der Nacht zum Mittwoch einen mehr als 100-seitigen Bericht, der das volle Ausmaß der Bedenken offenlegt. So kamen die FCC-Experten zu dem Schluss, dass der Milliarden-Deal in so gut wie allen wichtigen US-Regionen den Wettbewerb verringern und damit höhere Preise für Verbraucher bedeuten könnte. Außerdem fand die Behörde keine Belege dafür, dass mit der T-Mobile-Übernahme neue Jobs entstehen würden und Kunden ein besseres Netz bekämen.
AT&T und die Deutsche Telekom hatten die 39 Milliarden Dollar schwere Übernahme im März eingefädelt. Für beide geht es um viel: Die Telekom würde ein chronisches Problem loswerden, AT&T dringend benötigte neue Frequenzen bekommen. Der Deal stieß jedoch von Beginn an auf Zweifel der Kartellwächter. Das US-Justizministerium klagte wegen einer Verletzung von Wettbewerbsregeln. Als auch der massive Widerstand der FCC offensichtlich wurde, zogen die Unternehmen den Genehmigungsantrag bei dem Telekom-Regulierer vergangene Woche vorerst zurück.
T-Mobile ist der drittgrößte Mobilfunk-Anbieter in den USA, AT&T würde mit dem Deal zur klaren Nummer eins vor Verizon Wireless. Ein Scheitern der Übernahme, das jetzt immer wahrscheinlicher erscheint, könnte für AT&T richtig teuer werden: Der US-Konzern müsste der Deutschen Telekom dann sechs Milliarden Dollar zahlen, in Form von Bargeld und Mobilfunk-Frequenzen. AT&T stellt jetzt bereits vier Milliarden Dollar dafür zurück.
Die FCC hat auch Zweifel, dass heutige kleinere Mobilfunk-Anbieter erfolgreich den Platz von T-Mobile USA als Nummer drei im Markt einnehmen können. Marktbeobachtern zufolge könnten AT&T und T-Mobile gezwungen sein, in großem Stil Kunden an Mini-Konkurrenten wie Leap Wireless abzugeben, um den Deal noch zu retten.