Medienkonzern Digitalgeschäft sorgt bei Bertelsmann für neue Rekorde

Deutschlands größter Medienkonzern hat 2017 einen Rekordgewinn erzielt. Für Bertelsmann steht in diesem Jahr aber ein großer Umbruch an.

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Bertelsmann: Digitalgeschäft sorgt bei Medienkonzern für Rekorde Quelle: dpa

Berlin Große Ereignisse werfen ihren Schatten voraus. Michelle Obama, Gattin des früheren US-Präsidenten, schreibt ein Buch, verlegt wird es bei Penguin Random House. Für Markus Dohle, dem Chef der weltgrößten Buchverlagsgruppe, die zum Medienkonzern Bertelsmann gehört, einer der Höhepunkte dieses Jahres. Ob Michelle Obama im Herbst womöglich zur Buchvorstellung nach Deutschland kommt? Dohle lächelt verschmitzt.

Es ist der Vorabend der Bilanzpressekonferenz von Bertelsmann in Berlin. Der Vorstand des Gütersloher Medienkonzerns trifft sich in der Berliner Repräsentanz. Für Dohle steht fest: Das Jahr 2017 lief hervorragend. Mutterkonzern Bertelsmann erhöhte seinen Firmenanteil an dem Buchverlag von 53 auf 75 Prozent, den Rest hat das britische Medienhaus Pearson behalten. Er muss sich auf keinen weiteren, dritten Eigentümer einstellen.

Die Geschäftszahlen aus dem Jahr 2017, die Bertelsmann-Chef Thomas Rabe am Dienstagmorgen in Berlin präsentierte, sind denn auch positiv: Der Umsatz erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 Prozent auf 17,2 Milliarden Euro. Das operative Ebitda stieg um 2,7 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Und auch unterm Strich blieb dem Unternehmen aus Gütersloh mehr übrig als im Vorjahr: Das Konzernergebnis verbesserte sich von 1,1 auf 1,2 Milliarden Euro.

Die Buchsparte ist eines von acht Unternehmensbereichen, in die Rabe den Konzern aufgeteilt hat. Mit einem Umsatz von 3,4 Milliarden Euro hat sich das Buchgeschäft stabil gehalten – und ist eines der Schwergewichte bei Bertelsmann. Auch wenn die Zuwachsraten in dem Bereich eher dürftig sind: Rabe hat die Aufstockung des Firmenanteils, die das Unternehmen etwa eine Milliarde Euro gekostet haben dürfte, stets mit einer „identitätsstiftenden“ Motivation erklärt. Der Ursprung des Konzerns, der heute sein Geld nicht nur mit Medien, sondern auch mit Dienstleistungen und Bildungsangeboten verdient, geht auf den Buchverlag C. Bertelsmann zurück, der 1835 gegründet wurde.

Die größten Umsatzwachstumstreiber des Bertelsmann-Konzerns sind allerdings auch im vergangenen Jahr die TV-Tochter RTL Group (plus 2,2 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro), die Dienstleistungsfirma Arvato (plus 1,6 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro), das Musikunternehmen BMG (plus 21,8 Prozent auf 507 Millionen Euro) sowie die Bildungstochter Bertelsmann Education Group (plus 32,6 Prozent auf 189 Millionen Euro) gewesen.

„Wir wachsen verstärkt aus eigener Kraft“, sagte Vorstandschef Rabe am Dienstag. Treiber seien die „Wachstums- und Digitalgeschäfte, in die wir in den vergangenen Jahren 4,6 Milliarden Euro investiert haben“.

Fast die Hälfte des Umsatzes stamme inzwischen aus digitalen Geschäften, sagte Rabe weiter. Konkurrent Axel Springer, der Anfang März seine Jahreszahlen präsentierte, erzielt mit digitalen Geschäften bereits 71 Prozent des Umsatzes. In Deutschlands führenden Medienhäusern gilt die Devise: digital First.

Obwohl im Umsatz leicht rückläufig, gehört das Verlagshaus Gruner + Jahr zu den Bertelsmann-Töchtern, die ein gesteigertes operatives Ergebnis ausweisen. Die anderen Gewinnbringer, die im vergangenen Jahr noch zugelegt haben, sind die RTL Group, BMG sowie Bertelsmann Education Group.

Große Veränderungen stehen bei der Dienstleistungstochter Arvato an. Die Konzernspitze hatte Anfang des Jahres 2018 entschieden, den Call-Center-Bereich, der unter Arvato CRM firmiert, zu veräußern. In diesem Segment arbeiten rund 36.000 von aktuell insgesamt 119.000 Bertelsmann-Mitarbeitern. Nach der Schließung der Buchclubs im Jahr 2015 ist der Veräußerung der personalintensiven Arvato-Sparte der zweite große Einschnitt, den Konzernchef Rabe vornimmt.

Das Unternehmen Bertelsmann steckt mitten in einer Transformation. Seit seinem Amtsantritt 2012 hat Rabe insgesamt 4,6 Milliarden Euro in Wachstumsbereiche seines Unternehmens investiert. In vielen Unternehmenssparten – Fernsehgeschäft, Musik, Verlagswesen, Bildungsaktivitäten oder auch Finanzdienstleistungen – geht es um neue digitale Geschäftsmodelle, die er installieren will.

Dafür hat er zahlreiche Zukäufe getätigt, darunter Anteile am Werbetechnologieanbieter SpotX, am Virtual-Reality-Unternehmen Inception oder am Online-Bildungsanbieter Relias. Mit digitalen Geschäften erzielt Bertelsmann derzeit einen Umsatzanteil von 46 Prozent. 50 Prozent sollen es aber mindestens sein – das ist das Ziel von Rabe.

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