
WirtschaftsWoche: Herr Allain, Sony-Chef Doug Morris hat sich höchst erfreut darüber geäußert, dass Apple nun auch in das Streaming-Geschäft einsteigt. Lässt das auch Ihr Herz höher schlagen?
Michel Allain: Alles, was dazu beiträgt, die Einnahmen der Künstler zu erhöhen und die Musikpiraterie einzudämmen, ist zu begüßen. Und Dank Streaming lohnt es sich einfach nicht mehr, Musik illegal aus dem Netz herunter zu laden.
Zur Person
Michel Allain ist CEO von Fasttrack. Die Vereinigung vertritt 13 nationale Musik-Urheberrechtsgesellschaften, darunter auch die GEMA aus Deutschland.
Glauben Sie wirklich, dass die Urheber in Zukunft besser bedient werden? Apple hat angekündigt, in den ersten drei Monaten der Testphase keinerlei Geld an die Rechteinhaber zu überweisen.
Es würde mich überraschen, wenn die Urheberrechts-Gesellschaften das so akzeptieren würden.
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Ist Streaming das Modell der Zukunft?
Alle Studien zeigen in diese Richtung. Die digitale Musikverbreitung wird sich zweifellos vom Download hin zum Streaming orientieren.
Weil mit Apple nun ein richtig großer Player in den Markt eintritt? Oder wäre das ohnehin so geschehen?
Meiner Meinung nach wäre diese Entwicklung auch ohne Apple so fortgeschritten. Aber das Unternehmen ist natürlich ein Katalysator.
Hat Apple die Macht, den Markt zu dominieren, andere wie Spotify oder Deezer zu verdrängen?
(zögert) Sie heißen Apple. Damit haben sie natürlich einen Vorteil. Aber die anderen sollte man auch nicht unterschätzen. Es gibt einen Faktor, der in der Diskussion häufig übersehen wird, und das ist der Faktor Hörqualität. Spotify schlägt sich da heute schon nicht schlecht. Ich weiß nicht, wie Apple sich da aufstellen wird. Der Preis spielt natürlich eine Rolle. Die Preise werden sich aber sicher auf einem Niveau einpendeln, auf Grund der Konkurrenz werden sie womöglich sogar sinken. Dann wird es auf die Qualität ankommen. Die Schlacht wird darüber geschlagen.
Wer am Musikstreaming verdient
Wirtschaftsexperten von Ernst & Young haben im Auftrag des Verbandes der französischen Musikindustrie SNEP exemplarisch ausgerechnet, wieviel die einzelnen Parteien von jenen 9,99 Euro erhalten, die ein Premiumabo bei Diensten wie Spotify und Deezer kostet.
… behält demnach 2,08 Euro .
… bekommt 1,67 Euro insbesondere durch die Umsatzsteuer.
… bekommen einen Anteil von 1 Euro.
… behalten 4,56 Euro.
… bleiben am Ende 0,68 Euro. Die werden nach Häufigkeit der Abrufe unter den Musikern aufgeteilt. Unbekanntere Bands erhalten entsprechend wenig.
Wenn die Preise weiter sinken heißt das aber doch, dass die Urheber, die Autoren und Komponisten, noch weniger Geld als bisher erhalten werden. Dabei bewegen sich die Beträge ja heute schon im Nano-Bereich. Die Streaming-Dienste verzeichnen derweil zweistellige Zuwachsraten.
Es gibt in den USA heute schon eine starke Bewegung für faire Musikangebote im Netz, die sich für eine gerechte Entlohnung der verschiedenen Akteure im Musikgeschäft stark macht. Diese Bewegung wird sicher auf Europa überschwappen.
Am Rande der Musikmesse Midem in Cannes demonstrierten Autoren und Muskverlage bereits für höhere Lizenzen.
Ja, denn die Beträge, die heute im digitalen Musikgeschäft und insbesondere beim Streaming an die Urheber ausbezahlt werden, sind lächerlich gering im Vergleich zu den übrigen Akteuren. Die Karten werden neu verteilt, davon bin ich überzeugt.
Sind Sie Berufsoptimist?
Ich hoffe zumindest, dass diese Entwicklung eintritt. Die Tatsache, dass es künftig mehrere wichtige Dienste geben wird, könnte auch dazu führen, dass die Künstler sich dorthin orientieren, wo ihre Rechte fair entlohnt werden. Das wird allerdings nicht von heute auf morgen geschehen.