Microsofts Ankündigung hat es wahrlich in sich: Der amerikanische Software-Hersteller will insgesamt 7800 Stellen abbauen, schreibt satte 7,6 Milliarden Dollar auf das erst im Herbst 2013 gekaufte Handy-Geschäft von Nokia ab und unterzieht die Sparte einem neuerlichen Umbau, der weitere 850 Millionen Dollar verschlingen soll.
Zur Einordnung: Als der damalige Microsoft-Boss Steve Ballmer den Kauf der Handy-Sparte von Nokia im September 2013 ankündigt, beträgt der Kaufpreis nur 5,44 Milliarden Dollar. Der Schritt vom Mittwoch beweist: Das Geschäft hat sich in nicht einmal zwei Jahren derart schlecht entwickelt, dass der heutige Vorstandschef Satya Nadella keinen Ausweg sieht, als das Geschäft komplett abzuschreiben – und sogar darüber hinausgehende Kosten zu verbuchen. Denn schon im vergangenen Jahr hatte Microsoft weltweit 18.000 Jobs vor allem in den zugekauften Geschäftsfeldern gestrichen.
Drastisch formuliert muss man heute konstatieren: Die Nokia-Übernahme ist gescheitert. Weder hat sich der Marktanteil von Microsofts Mobilplattform Windows Phone signifikant gesteigert. Noch ist der Plan aufgegangen, dass Microsoft nach dem Vorbild von Apple als integrierter Anbieter von Hardware und Software aus einer Hand ein besseres Nutzererlebnis erzeugen und so seinen Absatz ankurbeln kann.
Bleibt die Frage, wie es mit dem Handy-Geschäft von Microsoft weitergeht. Macht Nadella die krisengeplagte Sparte über kurz oder lang ganz dicht? Immerhin gilt Nadellas Hauptaugenmerk seit seinem Amtsantritt im Februar 2014 vor allem dem Ausbau der Cloud-Aktivitäten von Microsoft und der Stärkung des Windows-Ökosystems insgesamt.
Oder kauft der Microsoft-Chef weiter zu, um das Geschäft zu stärken und doch noch auf einen Wachstumskurs zu treiben? Immer wieder wird in Börsenkreisen etwa Blackberry als mögliches Übernahmeziel der Redmonder genannt. Wobei die Kanadier mit ganz ähnlichen Problemen wie die einstige Nokia-Sparte zu kämpfen haben, nämlich schwindende Stückzahlen und Marktanteile.
Einstweilen will Nadella wohl an dem Handy-Geschäft festhalten, wie er in einer E-Mail an die Microsoft-Beschäftigten beteuert. „Ich bekenne mich weiterhin zu unseren eigenen Geräten inklusive Phones“, lässt er sich darin zitieren – um sodann zu betonen: „Wir müssen unser Handy-Geschäft kurzfristig fokussieren, um es dann neu aufzubauen.“
Dies dürfte vor allem eins bedeuten: Die Zeit eines Gerätezoos mit diversen Microsoft-Lumia-Smartphones dürfte nun zu Ende gehen. Liest man die E-Mail von Nadella genau, kann man erahnen, was kommt: „Wir werden uns auf drei Kundensegmente konzentrieren“, so der Microsoft-Boss.
Vermutlich gibt es in Zukunft daher nur noch drei verschiedene Lumia-Modelle: Ein Einsteiger-Gerät im Niedrigpreis-Segment, in dem Microsoft bereits heute vergleichsweise erfolgreich ist. Also ein Smartphone für preisbewusste Kunden wie etwa Schüler und Studenten, die mit ihrem Gerät vor allem WhatsApp und Facebook nutzen.
Dann ein Business-Gerät mit mittlerer Ausstattung und mittlerem Preis, das mit der gesamten Palette von Microsoft-Sicherheits- und Office-Apps ausgestattet ist.
Und schlussendlich noch ein Lumia-Flaggschiff für solche Kunden, die sich gerne ein Highend-Gerät mit bestmöglicher Hard- und Software zulegen. Ob dies der Einstieg in den Ausstieg ist, oder doch der von Nadella und seinem Team erhoffte Neustart, muss sich zeigen.
Wie weit sich die Smartphone-Konkurrenz derweil von Microsoft entfernt hat, zeigt eine andere, ebenfalls Mittwochabend verkündete Nachricht: So hat Erzrivale Apple offenbar für die Zeit von Ende September, dem Erscheinen des neuen iPhone 6s, bis zum Jahresende seine Bestellung an die Zulieferer abgegeben: Satte 90 Millionen iPhones wollen die Jungs und Mädels in den etwas mehr als drei Monaten unter die Leute bringen.
Zum Vergleich: Microsoft hat im Weihnachtsquartal 2014 gerade mal zehn Millionen Lumias abgesetzt.