
Es gab Zeiten bei Microsofts globaler Partnerkonferenz, da wirbelte der frühere CEO Steve Ballmer wie der tasmanische Teufel über die Bühne, gab seine beliebten Breitseiten auf den Wettbewerb ab und begeisterte die Kongressteilnehmer mit seinem Enthusiasmus. Derlei Jubelausbrüche erlebt man beim aktuellen CEO Satya Nadella vergeblich – was indes nicht primär an seinem eher zurückhaltenden Wesen liegen mag.
Denn beim wichtigsten Strategiekongress in Florida des Software-Riesen wurde erneut deutlich, dass sich das Unternehmen im größten und durchdringendsten Umbruch seiner Geschichte befindet. Das schmeckt längst nicht jedem der rund 15.000 auf der WPC anwesenden Partner. Kostprobe: „Ich werde heute keine neue Strategie erzählen, sondern die bestehende verankern“, so Nadella mit Verve. Ergebnis: keinesfalls Jubel, sondern eher höflicher Applaus.
Das ist Satya Nadella
Satya Nadella wurde 1967 in der indischen Großstadt Hyderabad als Sohn eines hochrangigen Beamten geboren. Nach der Schulausbildung studierte er zunächst Elektroingenieurwesen in Indien, dann Computer Science und Management in den USA.
Bevor Nadella 1992 zu Microsoft wechselte, arbeitete er als Elektroingenieur beim Silicon-Valley-Urgestein Sun Microsystems. Das Unternehmen wurde später von Oracle übernommen.
Nadella war bei Microsoft maßgeblich an der Entwicklung der Suchmaschine Bing sowie des Bürosoftwarepakets Office beteiligt. Bevor er zum CEO aufstieg, leitete er beim Softwarekonzern das wichtige Cloud- und Unternehmensgeschäft.
Nadella ist verheiratet und hat drei Kinder. Mit seiner Familie lebt er in Bellevue im US-Bundesstaat Washington. Medien beschreiben ihn als einen Mann der leisen und überlegten Töne.
So steht weiterhin der Wahlspruch „Cloud first, Mobile first“ ganz vorne in der Vision des Microsoft-Chefs. Und nicht nur das. Nadella machte unmissverständlich klar, dass es mittelfristig keine Alternative gibt, also „only cloud and mobile“. 92 Prozent seines Umsatzes macht Microsoft mittels seiner Partner, und dieser soll bis 2018 auf 200 Milliarden hochgeschraubt werden, verkündete Phil Sorgen, Corporate Vice President und zuständig für das Channel-Geschäft.
Den Kern dieses Umsatzwachstums bildet die "intelligente Cloud-Plattform". Eine Cloud, in der nach Nadellas Vorstellungen Entwickler völlig unabhängig von Gerät und Software Dienste entwickeln sollen. Wer also noch auf klassisch installierte Software setzt und keine Offenheit gegenüber anderen Herstellern und Geräteklassen zeigt, hat in diesem Spiel verloren.
„Man sieht es bereits heute, dass massiv Marketinggelder in Richtung Cloud-Partner verschoben werden und diese eine intensivere Förderung erfahren. Das ist keinesfalls eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, aber der Druck auf die klassischen Partner wächst deutlich“, resümiert Axel Oppermann, Analyst des Beratungshauses Avispador.
Oppermann kennt auch die Gründe für Nadellas Tritt aufs Gaspedal: „Er ist nun eineinhalb Jahre im Amt und hat bereits bewiesen, dass er in der Lage war, das Unternehmen erfolgreich umzubauen. Jetzt aber muss sich sein Engagement auch dahingehend auszahlen, dass weiterer wirtschaftlicher Erfolg eintritt“, so der Analyst. Als Beispiel nennt Oppermann etwa die Cloud-Plattform Azure. „Hier hat Microsoft zweifelsohne eine beachtliche Anzahl an Lizenzen verkaufen können, aber die Nutzungsrate ist insgesamt noch zu schwach. Das heißt, die Entwicklungspartner von Microsoft haben bis dato noch zu wenig Services für Azure auf die Straße gebracht, was wiederum schlecht für die Kundenbindung ist.“
Dies räumte Satya Nadella sogar ein und forderte von den Partnern stärkeres Engagement.