Microsofts Spionage So gewöhnen Sie Windows 10 das Schnüffeln ab

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Grenzen der Spionage-Abwehr

3. Wer die Kontrolle über seine an Microsoft geschickten Daten behalten will, sollte die einzelnen Punkte der Datenschutz-Rubrik Stück für Stück durcharbeiten. Im Zweifel reicht es, einzelne Funktionen probehalber zu deaktivieren und dann zu prüfen, ob irgendwelche relevanten Windows-Funktionen plötzlich den Dienst verweigern. Läuft alles wie bisher, können die Schalter auf „Aus“ stehen bleiben.
Wer aber unter [Spracherkennung, Freihand und Eingabe] das etwas sonderbar formulierte Auswahlfeld [Kennenlernen beenden] auswählt, sollte wissen, dass er damit Cortana und die damit verbundenen Assistenz-Funktionen komplett deaktiviert – einschließlich der Diktier-Möglichkeit.

Wer etwas weniger rabiat zu Werke gehen will, kann auch in den Einstellungen der Cortana-App selbst justieren, welche Quellen der Cyber-Assistent anzapfen und welche Informationen er wohin senden darf.

Die WLAN-Optimierung

4. Ebenfalls außerhalb der oben schon erwähnten primären Datenschutz-Einstellungen findet sich ein weiteres (ebenso nützliches wie neugieriges) Feature, das sich hinter der Bezeichnung „WLAN-Optimierung“ verbirgt und es ermöglicht, den Rechner automatisch mit Funknetzen zu koppeln, die Microsoft als vertrauenswürdig bewertet. Und zudem mit solchen Hotspots, mit denen sich die Kontakte des Nutzers bereits verbunden haben und deren Zugangsdaten sie – via Microsoft – verschlüsselt weiter geben.

Das kann immens praktisch sein, wenn sich Windows-Tablet, -Laptop oder -Smartphone auch dort plötzlich mit dem schnurlosen Internet verbinden können, wo der Nutzer selbst gar nicht die Zugangsdaten des jeweiligen Netzes kennt. Zugleich aber verlangt das einiges an Vertrauen auf die Datentreue von Microsoft, seine Nutzernamen und Passwörter (wohlgemerkt: verschlüsselt) auf den Servern in Redmond abzulegen.
Die Nutznießer dieses Datenaustauschs bekommen die Zugangsdaten zwar selbst nicht zu sehen, aber wem die Vorstellung missfällt, der sollte die entsprechende Funktion unter [Einstellungen], [Netzwerk und Internet], [WLAN-Einstellungen verwalten] deaktivieren.

Der Ärger bleibt

Vollständig lässt sich Windows das Schnüffeln aber wohl nicht abgewöhnen. Das US-Tech-Blog  „Ars Technica“ hat jetzt nachgewiesen, dass das System auch dann Daten sendet, wenn der Nutzer sämtliche Optionen deaktiviert und auch kein Microsoft-Konto angelegt hat. Laut Bericht werden etwa beim Öffnen des Startmenüs und dem Benutzen der Suchfunktion Daten an die Bing-Server gesendet. Unter anderem sei darin auch eine zufallsgenerierte Identifikationsnummer enthalten.

Der PC ist damit eindeutig wiedererkennbar.

Microsoft beteuert, dass keine Suchanfragen übertragen werden. Der Datenaustausch sei nötig, um Aktualisierungen und neue Bing-Funktionen zu erhalten.

Dem Windows-Nutzer bleibt also nur, dem System seine Schnüffelneigung einigermaßen abzutrainieren, und es an die persönlichen Präferenzen anzupassen. Selbst das ist allerdings viel Kleinarbeit – und die meisten Nutzer werden sich nicht die Mühe machen, Schalter für Schalter durchzuprobieren.

Sie werden sich weiter über Microsofts Neugier ärgern und hoffen, dass der Konzern mit Windows 11 dann doch endlich einmal eine konsequente Opt-In-Politik umsetzt. Und wenn nicht, dann beginnt der Aufruhr eben wieder von vorn.

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