
Smartphones erobern die Welt. Vor zehn Jahren waren sie noch klobige E-Mail-Maschinen vor allem für Geschäftsleute. Jetzt wurden allein im vergangenen Jahr rund 1,3 Milliarden Computer-Telefone verkauft. Der allgegenwärtige Computer in der Hosentasche verändert das Geschäft ganzer Branchen und schafft neue Möglichkeiten - und Konflikte.
Die Mobilfunk-Messe Mobile World Congress in Barcelona (2. bis 5. März) ist die jährliche Großveranstaltung der Branche, auf der traditionell die Konfliktlinien sichtbar werden. Die Mobilfunk-Betreiber beschweren sich, dass die Internet-Firmen in ihren Netzen das große Geschäft machen, ohne zu den Milliarden-Investitionen beizutragen. Im Hintergrund wird um den Standard der nächsten Datennetze gefochten. Aufstrebende chinesische Smartphone-Hersteller versuchen, Platzhirschen die Show zu stehlen.
Die Themen des MWC
Samsung wird in Barcelona voraussichtlich sein neues Top-Smartphone präsentieren, das es mit Apples iPhone 6 aufnehmen soll. Aber auch andere Anbieter wie LG oder die chinesischen Rivalen Lenovo, Huawei und ZTE dürften mit frischen Modellen antreten.
Schon im vergangenen Jahr gab es in Barcelona unter anderem die Zahnbürste mit Internet-Anbindung, jetzt werden noch viel mehr vernetzte Geräte bis hin zu Autos zu sehen sein. Diese Vernetzung gilt als Grundlage für viele neue Geschäftsmodelle.
Die Geräteklasse der Mini-Computer, die man am Körper trägt, wächst schnell. Neben Fitness-Armbändern gibt es vor allem immer mehr Computer-Uhren. Ein Diskussionsthema ist der Umgang mit zum Teil sehr persönlichen Daten, die dabei entstehen.
Mit der wachsenden Smartphone-Nutzung und dem Internet der Dinge werden auch schnellere und leistungsstärkere Netze benötigt. Abhilfe soll der neue Datenfunk-Standard 5G schaffen. An seiner Ausgestaltung wird noch gearbeitet.
Nach Barcelona kommt zum zweiten Mal Facebook-Chef Mark Zuckerberg, der für sein Projekt Internet.org wirbt. Es soll günstige Online-Anschlüsse in Entwicklungsländern fördern, die Mobilfunk-Anbieter waren bisher skeptisch.
Diesmal will der Branchenprimus Samsung gleich zum Auftakt das Rampenlicht auf sich lenken. Am Sonntagabend gibt es wohl das nächste Top-Smartphone der Südkoreaner, das Galaxy S6 heißen dürfte. Nach bisherigen Informationen bekommt es ein Metall-Gehäuse und ein Display, das bis in die Seitenkanten reicht.
Der langjährige Marktführer stand zuletzt verstärkt unter Druck: Apple räumte mit den beiden Modellen seines iPhone 6 im Weihnachtsgeschäft bei Oberklasse-Geräten ab - und verkaufte erstmals ungefähr genauso viele Smartphones wie Samsung. Zugleich jagen chinesische Rivalen wie Xiaomi Käufer günstiger Modelle ab. Mit seinem nächsten Spitzen-Telefon muss Samsung punkten und hat freies Feld: Erzrivale Apple ist bei der Messe wie immer offiziell nicht dabei.
Facebook-Chef Mark Zuckerberg kommt im zweiten Jahr in Folge nach Barcelona. Vergangenes Mal warb der Gründer des weltgrößten Online-Netzwerks bei den Mobilfunk-Bossen für sein Projekt Internet.org, das günstige Netz-Anschlüsse in entlegene und arme Regionen der Welt bringen soll. Auch diesmal dürfte es vor allem darum gehen. Zuckerberg betont stets, dass immer noch weniger als die Hälfte der Menschen Zugang zum Internet haben. Mehr Internet-Nutzer - das würde auch mehr potenzielle Facebook-Mitglieder bedeuten. Allerdings zeigen sich Mobilfunk-Riesen bisher nicht zu einem groß angelegten Netzausbau ohne eine stabile Geschäftsgrundlage bereit.