
Google geht es mal wieder nicht schnell genug. Konkret geht es um den Ausbau des Mobilfunknetzes in den USA. Deswegen will der Suchriese jetzt selbst zum Mobilfunkanbieter werden.
Googles Motivation? Viele Amerikaner haben laut dem aktuellen The State of the Internet Report einen langsameren und unzuverlässigeren Zugang zum Mobilfunk-Netz und Breitband-Internet als viele Europäer. So finden sich unter den zehn Ländern mit dem schnellsten Internetzugang weltweit Schweden, die Niederlande und Irland – nicht aber die USA. In abgelegenen Regionen dort ist sogar überhaupt kein oder nur ein instabiles Netz verfügbar.
Die Länder mit dem schnellsten Internetzugang der Welt
Die Studie untersucht die durchschnittliche Geschwindigkeit der Internet-Datenübertragungsraten in verschiedenen Ländern im 3. Quartal 2014.
Gemessen wird die Datenübertragungsrate in Dateneinheiten (Mbit - Megabit) pro Zeiteinheit (s - Sekunde).
Quelle: Akamai/Statista.com
Auf Platz 10 liegt Singapur mit einer durchschnittlichen Datenübertragungsrate von 12,2 Mbit/s.
Von Asien nach Europa: Die Tschechen surfen mit 12,3 Mbit/s im Netz.
Eine Übertragungsgeschwindigkeit von 13,4 Mbit/s im Schnitt können die Letten nutzen.
In Irland ist der durchschnittliche Internetzugang 13,9 Mbit/s schnell.
Platz 6 belegen die Niederlande mit 14 Mbit/s.
Die Schweden können sich über 14,1 Mbit/s freuen.
In der Schweiz surft man mit 14,5 Mbit/s.
Zurück in den asiatischen Raum: Japaner bewegen sich im Netz mit durchschnittlich 15 Mbit/s.
In Hongkong ist der Internetanschluss 16,3 Mbit/s schnell.
Spitzenreiter im Ranking sind die Südkoreaner: Mit 25,3 Mbit/s ist die Datenübertragungsrate in Südkorea der unangefochtene Platz 1 im Ranking der Länder mit dem schnellsten Internetanschluss. Damit sind die Südkoreaner mehr als zweieinhalb mal so schnell im Netz unterwegs wie...
...die Deutschen. Hierzulande beträgt die durchschnittliche Geschwindigkeit eines Internet-Anschlusses gerade einmal 8,7 Mbit/s. Macht Platz 31.
Für Googles Geschäftsmodell, das darauf basiert, so viele Nutzer wie möglich für die eigenen, kostenlosen Dienste zu gewinnen, ist das ein Problem. Denn jeder Nutzer, den der Suchmaschinenriese nicht erreicht, ist einer, an dem er nicht verdienen kann.
Ein Großprojekt als Initialzündung
Deswegen gebiert sich Google nicht als Konkurrenten für die Mobilfunk- und Netzanbieter in den USA, wie Pichai auf dem Mobile World Congress in Barcelona betonte.
Er verglich das Vorhaben mit der von Google entwickelten Smartphone-Reihe Nexus. Hiermit wollte Google nicht zum Smartphoneproduzenten werden und in Konkurrenz zu Samsung treten, sondern Innovationen vorführen, Ideen liefern und die Produzenten in Zugzwang bringen.
So dürfte auch hinter den eigenen Mobilnetz-Plänen das Ziel stecken, den etablierten Mobilfunkanbietern Druck zu machen und den Kunden zu zeigen, wie schnell der Ausbau möglich ist, sodass diese mehr für ihr Geld einfordern. Google will der Branche eine Initialzündung verpassen.
Google Fiber als Grundlage
Auftreten als Mobilfunkanbieter will Google dort, wo es bereits über ein eigenes Glasfasernetz verfügt. In US-Städten wie Kansas City (Kansas), Provo und Austin bietet der Suchmaschinenriese Hochgeschwindigkeits-Glasfasernetze an, die Up- und Downloads mit bis zu einem Gigabit pro Sekunde ermöglichen. Das Projekt läuft unter dem Namen Google Fiber.
Ausgewählte Randaktivitäten von Google
Geschäftsfeld: Biotech-/Gesundheits-Start-up
Geschäftsfeld: Satelliten-Betreiber
Geschäftsfeld: Windenergiepark
Windenergiepark
Geschäftsfeld: Windturbinenhersteller
Geschäftsfeld: Drohnenhersteller
Geschäftsfeld: Solarpanelhersteller
Die Leitungen sind – um Kosten zu sparen – oberirdisch verlegt und verfügen über keine Telefonie-Funktion. Dafür ermöglicht es Google, Kabel-TV über die Leitungen zu empfangen.
Auch Google Fiber ist vor allem ein Experiment und soll die Netzanbieter zum Nachziehen bewegen. Google plant aktuell den Ausbau in 34 weiteren Städten.
Mit der vorhandenen Infrastruktur ist das Unternehmen aus Mountain View allerdings kaum in der Lage, den Mobilfunk-Riesen wie dem US-Marktführer Verizon eine ernsthafte Konkurrenz zu sein. Deswegen plant Google mit kleineren US-Anbietern wie Sprint und T-Mobile zu kooperieren und ihre Netz-Infrastruktur mit zu nutzen. Der Suchmaschinenriese will also als Mobile Virtual Network Operator (MVNO) auftreten.
Das Google-Netz wäre in diesem Fall zwar nach wie vor klein, aber groß genug, um Aufmerksamkeit zu erregen und zu zeigen, wie flächendeckend der Mobilfunk- und Breitbandzugang ausgebaut werden kann. Auf das die Anbieter nachziehen und ihre Netze verbessern.