Münchner Chiphersteller Bleibt Infineons Wachstumsmotor im Takt?

Zwar hat Infineon-Chef Reinhard Ploss auch für das vierte Quartal ein Umsatzplus in Aussicht gestellt. Doch einige Unsicherheitsfaktoren könnten Schatten auf die Bilanz der Münchner werfen.

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In der Infineon-Konzernzentrale in Neubiberg bei München legt Vorstandschef Reinhard Ploss am Mittwoch die Finanzahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres vor. Quelle: REUTERS

Im jüngst abgelaufenen dritten Geschäftsquartal hatte der Münchner Halbleiterkonzern Infineon die Anleger enttäuscht: Vor allem eine anhaltende Schwäche im Geschäft mit Smartphone-Herstellern sorgte dafür, dass der Umsatz zwischen Mai und Juli unter den Erwartungen lag.

Entsprechend gebannt blicken Investoren und Analysten am Mittwoch nach München, wo Infineon-Vorstandschef Reinhard Ploss in der Konzernzentrale in Neubiberg die Zahlen fürs vierte Quartal und das komplette Geschäftsjahr 2015/16 vorlegt.

Zwar versuchte Ploss Anfang August seine Aktionäre zu beruhigen, indem er für die Monate August bis Oktober ein Umsatzplus von gut drei Prozent sowie eine gesteigerte Segmentergebnis-Marge von 17 Prozent in Aussicht stellte. Im gesamten Geschäftsjahr rechnen Analysten sogar mit einem Wachstum von zwölf Prozent.

Dennoch könnten einige Unsicherheitsfaktoren Schatten auf die bislang positive Bilanz des Chipherstellers werfen: Kann Ploss das schwächelnde Smartphone-Geschäft wieder drehen und so auch den Umsatzschwund der Sparte Power Management & Multimarket, die zweitgrößte Division des Konzerns, stoppen?

Infineon-Fabrikeröffnung in Malaysia
Malaysische Tänzerinnen Quelle: Infineon
Infineon Quelle: Infineon
Eröffnungszeremonie Quelle: Infineon
Mustapa Mohamed (3. v. l.), Reinhard Ploss (4. v. l.), Tan Soo Hee (5. v. l.) Quelle: Infineon
Infineon-Management und Malaysias Politprominenz Quelle: Infineon
Infineon-Werk in Kulim. Quelle: Infineon
Reinhard Ploss. Quelle: Infineon

Zugleich sorgen sich Aktionäre über das Wachstum in der bislang erfolgsverwöhnten Autosparte: Schließlich hatte Ploss selbst auf einer Konferenz in Barcelona Mitte November angedeutet, dass das Wachstum bei Automobil-Chips künftig geringer ausfallen werde als in der Vergangenheit; es solle aber auf solidem Level weitergehen.

Hier dürften Investoren mehr Details verlangen – und vor allem auf den Ausblick des Konzerns auf das neue, seit Anfang Oktober laufende Geschäftsjahr achten. Immerhin macht Infineon knapp ein Drittel seiner Erlöse mit Chips für die Autoindustrie.

Spannend dürfte zudem sein, wie sich die jüngste Akquisition in den Büchern niederschlägt: Mitte Juli hatte Infineon angekündigt, für 850 Millionen Dollar, umgerechnet 765 Millionen Euro, den amerikanischen Wettbewerber Wolfspeed Power kaufen zu wollen.

Bei der Ankündigung hatte Ploss beteuert, die Übernahme werde sich positiv auf Marge und Ergebnis auswirken, weil Wolfspeed mit seinen 550 Mitarbeitern hochprofitabel sei; der Deal solle bis Ende des Jahres abgeschlossen werden.

Im Vergleich mit der weltweiten Halbleiter-Konkurrenz ist jener Schritt freilich dennoch ein kleiner: Aktuell verleibt sich der amerikanische Chipriese Qualcomm für 47 Milliarden Dollar die einstige Philips-Tochter NXP ein. Und im September kündigte der japanische Infineon-Rivale Renesas an, für drei Milliarden Dollar den US-Wettbewerber Intersil kaufen zu wollen.

Bei solchen Summen kann Ploss derzeit nicht mithalten. Umso wichtiger ist daher organisches Wachstum, damit der Wachstumsmotor des deutschen Chipriesen auch in Zukunft im Takt bleibt.

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