Nach Missbrauchsvorwürfen Weinstein-Filmstudio rettet sich in die Insolvenz

Millionenschulden und Klage aus New York – die Weinstein Company hängt am letzten Tropf. Im Konkursverfahren will sich das Studio neu aufstellen.

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Harvey Weinstein musste die Weinstein-Company im Oktober 2017 nach zahlreichen Vorwürfen wegen sexueller Übergriffe verlassen. Quelle: AP

New York Es ist ein Schritt, der die Zahl der Anschuldigungen gegen Harvey Weinstein noch steigen lassen könnte: Opfer und Zeugen möglicher sexueller Übergriffe des US-Filmproduzenten dürfen ihr Schweigen künftig brechen. Mit dem Schachzug, Geheimhaltungsvereinbarungen rund um dessen mutmaßliches Fehlverhalten aufzuheben, kommt die taumelnde Weinstein Company der Staatsanwaltschaft entgegen und rettet sich nach geplatzten Verkaufsgesprächen in die Insolvenz.

Die sogenannten „non-disclusure agreements“ (NDA) endeten „mit sofortiger Wirkung“, zitierten US-Medien am Montag aus einer Mitteilung des Filmstudios. Diese Vereinbarungen zur Geheimhaltung habe der heute 66-Jährige laut Berichten als „Geheimwaffe benutzt, um seine Ankläger zum Schweigen zu bringen“. Das Studio dankte denjenigen, die ihre Vorwürfe bereits öffentlich machten. „Eure Stimmen haben im ganzen Land und rund um die Welt eine Bewegung zur Veränderung angeregt“, hieß es.

New Yorks Staatsanwalt Eric Schneiderman, der im Februar Klage gegen das Unternehmen erhob, hatte eine Aufhebung der NDA seit Wochen gefordert. Endlich dürften „diejenigen zu Wort kommen, die zu lange mundtot gemacht worden sind“, schrieb er am Montagabend (Ortszeit) bei Twitter. Schneiderman sprach von einem „Wendepunkt“.

Weinstein war im Oktober 2017 nach zahlreichen Vorwürfen wegen sexueller Übergriffe entlassen worden. Er hat Fehlverhalten eingeräumt, weist aber Vorwürfe von nicht-einvernehmlichem Sex zurück. Der 66-Jährige soll sich in Therapie befinden, seine Frau hat sich von ihm scheiden lassen. Ob es zu einem Strafprozess gegen ihn kommt, ist in den laufenden Ermittlungen in Los Angeles, New York und Großbritannien offen.

Das Schicksal der Weinstein Company hängt nun mit an einer Investmentfirma mit Sitz in Dallas, Texas, die ein Einstiegsgebot für das insolvente Unternehmen abgab. Der Antrag nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts ermöglicht es hoch verschuldeten Unternehmen, unter strikter Aufsicht des Insolvenzrichters weiterzuarbeiten und sich zu sanieren. Mehrere Verkaufsversuche waren wegen Millionenschulden und Schneidermans Klage zuvor geplatzt.

Nach der Versteigerung im Rahmen des Konkursverfahrens wäre die Firma in der Lage, sich neu aufzustellen und weiterhin Filme und TV-Serien zu produzieren. Für welche Titel die monatelangen PR- und Finanzprobleme der Firma das Aus bedeuten, ist offen. Auf der Kippe steht dem Fachmagazin „The Wrap“ zufolge aber etwa die Mode-Castingshow „Project Runway“ mit Model Heidi Klum - der Website zufolge die Kronjuwelen der Weinstein Company im TV-Geschäft. Die derzeit und demnächst laufenden Staffeln der Sendung waren vor den Anschuldigungen gegen Weinstein aufgezeichnet worden.

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