Nach Rücktritt Keine Abfindung für Yahoo-Chef

Der Abschied von Yahoo fällt für den gestrauchelten Konzernchef Scott Thompson besonders bitter aus. Der Manager, dem ein falscher Uni-Titel zum Verhängnis geworden war, bekommt keine Abfindung.

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Vor dem Yahoo-Gebäude in Santa Clara, Kalifornien. Quelle: dapd

Sunnyvale/New York Für seine vier Monate auf dem Chefsessel von Yahoo erhält der am Sonntag zurückgetretene Scott Thompson keine Abfindung. Das geht aus Dokumenten hervor, die der angeschlagene Internetkonzern am Montag vorlegte. Seinen Bonus von 1,5 Millionen Dollar (1,17 Millionen Euro) und mit einer Sperrfrist versehene Belegschaftsaktien im Wert von 5,5 Millionen Dollar (4,3 Millionen Euro), die er bei seinem Amtsantritt bekam, darf Thompson behalten.

Damit will Yahoo ihn auch für die Verluste entschädigen, die er durch die Aufgabe von Zuschüssen seines ehemaligen Arbeitgebers Paypal erlitten hatte.

Allerdings muss der über seinen geschönten Lebenslauf gestolperte Thompson verfallbare Aktienzuteilungen im Wert von 16 Millionen Dollar aufgeben. Thompson hatte bei Yahoo ein Jahresgehalt von einer Million Dollar und hätte in diesem Jahr zusätzlich einen Bonus von bis zu zwei Millionen Dollar erhalten können. Laut seinem im Januar unterzeichneten Vertrag hätte Thompson bei einer "grundlosen" Beendigung des Arbeitsverhältnisses Anrecht auf ein Abfindungspaket gehabt.

Thompson war am Sonntag aus dem Unternehmen ausgeschieden, nachdem ein Großaktionär einen falschen Abschluss in Computerwissenschaften in seinem Lebenslauf entdeckt hatte und ihn damit öffentlich unter Druck setzte. Wie mehrere US-Medien berichten, habe Thompson dem Yahoo-Verwaltungsrat zudem kurz vor seinem Rückzug eröffnet, dass er an Schilddrüsenkrebs leide. Öffentlich hatte sich Thompson nicht geäußert, sondern war abgetaucht.

Es ist schon der zweite unrühmliche Abgang eines Yahoo-Chefs binnen kurzer Zeit. Thompson war erst zu Jahresbeginn angetreten. Seine Vorgängerin Carol Bartz war im vergangenen Herbst gefeuert worden, weil sie es nicht geschafft hatte, den Umsatzschwund des Unternehmens zu stoppen. Monatelang war Yahoo führungslos. Thompson hatte erste Erfolge vorweisen können. Ein endgültiger Nachfolger wird noch gesucht.

Seine Vorgängerin Carol Bartz erhielt bei ihrem Abgang ein Abfindungspaket im Umfang von über 16 Millionen Dollar. Dazu zählte eine einmalige Auszahlung von drei Millionen Dollar (2,3 Millionen Euro) sowie die möglichen Erlöse aus fast 386.000 Belegschaftsaktien mit Sperrfrist und 416.000 Aktienoptionen.

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