Nachrichtendienst sorgt für Wirbel „WhatsApp geht als Snapchat zu Karneval“

Facebook spürt den Börsengang von Snapchat im Nacken – und verkündet eine Neuheit nach der nächsten. Nun wird der Nachrichtendienst WhatsApp dem Konkurrenten ähnlicher. Viele Nutzer sind allerdings irritiert.

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Sieht aus wie Snapchat, funktioniert wie Snapchat, ist es aber gar nicht. Quelle: dpa

Düsseldorf „Seit wann hast Du denn Snapchat!?“, dürfte am Mittwochmorgen die Frage gewesen sein, die manch ein Handynutzer von den Umstehenden gehört hat. Doch was nach Snapchat aussieht, ist WhatsApp. Der Nachrichtendienst hat, während die Welt schlief, eine neue Funktion implementiert. Und die ähnelt nicht nur zufällig dem Konkurrenzdienst Snapchat.

Es ist der neueste Streich einer ganzen Reihe von Innovationen, die Facebook-Chef Mark Zuckerberg in den vergangenen Wochen angekündigt hat. 2014 hatte Facebook für knapp 19 Milliarden Dollar den Nachrichtendienst gekauft; nun wird er generalüberholt. Das wird Erzrivalen Snapchat zu schaffen machen: Der Foto- und Bilderschnipseldienst hat vor kurzem seinen Börsengang angekündigt und taxiert seinen eigenen Wert auf bis zu zwanzig Milliarden Dollar.

Manch ein Beobachter sieht das kritisch: Schließlich stand 2016 den Einnahmen von 404 Millionen Dollar ein Verlust von 515 Millionen gegenüber. Als hingegen Facebook an die Börse ging, machte das soziale Netzwerk rund eine Milliarde Dollar Gewinn. Snapchat verweist da gerne auf seine für Werbekunden interessante Zielgruppe: Gerade bei Jugendlichen erfreut sich der Dienst großer Beliebtheit. Doch genau die könnte Zuckerberg neueste Offensive dem Rivalen abspenstig machen. Doch das neue WhatsApp bereitet Nutzern nicht nur Freude.

Seit Mittwoch haben WhatsApp-Nutzer die Möglichkeit, sogenannte „Status-Updates“ mit Fotos und Videos zu dem, was sie gerade machen, für ihre Kontakte zu veröffentlichen. Die Einträge verschwinden nach 24 Stunden automatisch. Die App bekommt dafür einen neuen „Status“-Knopf, unter dem die Updates zu finden sind. Und das ist nicht das einzige Snapchat-Feature: Die Kamerafunktion erlaubt jetzt auch das Hinzufügen von Emojis, Texten oder Zeichnungen.

Mit dieser ziemlich eindeutigen Kopie setzt Facebook den Konkurrenten gehörig unter Druck, aber ist doch selbst ein Getriebener. Denn die jugendliche Zielgruppe, auf die Snapchat so gerne baut, ist für Facebook nur noch schwer zu erreichen. Wie die Hamburger PR-Agentur Faktenkontor und der Marktforscher Toluna herausfanden, nutzen gerade einmal 67 Prozent der Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 19 Jahren in Deutschland Facebook.

Anders hingegen sieht es bei den Alternativen aus, so die Erhebung: 89 Prozent der 14 bis 19-Jährigen nutzen WhatsApp, 71 Prozent Instagram. Schon 2015 nutzten laut einer YouGov-Erhebung geraden einmal zehn Prozent der Befragten in den USA zwischen 18 und 24 Jahren Facebook, 49 Prozent in dieser Altersgruppe verwendeten hingegen Snapchat.

Instagram und Whatsapp unterzieht Zuckerberg nun einer massiven Verjüngungskur. Auf Instagram führte er in den vergangen Wochen bereits die Video-Story-Funktion an, nun kommen die „Status-Updates“ auf WhatsApp.

Das gefällt nicht allen Nutzern, viele melden sich auf Twitter zu Wort und stänkern gegen die neue Funktion. Denn mit dem Update verschwindet die bisherige Statusmeldung – und die scheint vielen am Herzen gelegen zu haben. Manch einer spricht da sogar schon vom Löschen des Dienstes. Andere nehmen die Änderung mit Humor: Im Hinblick auf das anstehende Karnevalswochenende meinen viele, dass sich WhatsApp wohl in diesem Jahr als Snapchat verkleide.

Ob das neue Feature tatsächlich zu einem Nutzerrückgang bei Whatsapp führt, darf bezweifelt werden: Angebote wie der Nachrichtendienst sind fast nicht wegzudenkenden und ein beliebtes Mittel der Kommunikation geworden. Peter Schaar, von 2003 bis 2013 Bundesbeauftragter für den Datenschutz, schrieb schon 2015 in einem Buch: „Was Google nicht findet, existiert de facto nicht oder ist bedeutungslos.“ Damit wollte Schaar verdeutlichen, wie weit die Monopolisierung von Kommunikation mittlerweile fortgeschritten ist. Wenn alle über Facebook kommunizierten, sich aber einer aus Datenschutzbedenken enthalte, sei er raus aus der Gemeinschaft, so Schaars These.

Das verhält sich ganz ähnlich bei dem Nachrichtendienst WhatsApp: Wer nicht drauf ist, redet nicht mit. Die Frage ist nun: Schafft es Facebook nun, Snapchat auf lange Sicht überflüssig zu machen?

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