Neue Führungsetage Apple will die Magie von Steve Jobs zurückholen

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Wearables sollen Apple Aufschwung geben

Endlich wieder einen ganz großen Wurf erhofft sich der Apple-Chef durch Ex-Adobe-Technikchef Lynch. Sein Feld wird der vielversprechende Markt für tragbare Geräte der neuen Generation sein, die sogenannten Wearables, die auf dem Internet der Dinge aufbauen. Samsung ist mit seinen Computeruhren und Google mit seiner Datenbrille Google Glass bereits vorgeprescht.

Lynch ist bei Apple ein alter Bekannter. Von ihm stammt die Adobe-Multimedia-Software Flash, die Apple-Gründer Jobs nicht auf dem iPhone zulassen wollte. Flash sei ein Relikt der PC-Ära, giftete er in einem offenen Brief.

Lynch ätzte zurück: Jobs gehe es mehr um Machtspiele als um Technik. Vier Jahre ist die Episode her, und Flash läuft noch immer nicht auf dem iPhone – was inzwischen kaum noch jemand als Manko ansieht, hat sich doch dort der von Jobs bevorzugte HTML5-Standard durchgesetzt. Dafür ist Lynch übergelaufen – zu Apple. Im März 2013 heuerte er am Konzernsitz in Cupertino an, als „Vizepräsident für Technik“. Seitdem rätseln Beobachter, warum Apple sich ausgerechnet einen Erzfeind ins Haus holt und was dieser dort genau treibt.

Apple

Lynch verrät auf seiner Homepage nur, er arbeite „mit einem unglaublich talentierten Team“. Aber woran? Klar ist: Ein Top-Talent wie Lynch muss bei Apple eine strategische Position übernehmen. Berichten zufolge leitet er eine neue Arbeitsgruppe aus Ingenieuren, die zuvor am iPod arbeitete. Nur sollen sie keinen neuen iPod entwickeln – sondern etwas völlig Neues.

Wann kommt das neue „Big Thing“?

So befeuert Lynchs Wechsel zu Apple das Gerücht, dass der Konzern ein neues „Big Thing“ plant, endlich wieder ein ganz großes Ding. Vielleicht ist es eine Sensoruhr, vielleicht wird sie iWatch heißen, vielleicht wird es aber auch ein ganz anderes Wearable sein, das irgendwelche Daten anzeigt.

Noch ist alles pure Spekulation. Einen großen Sprung erwarten Experten allerdings vor allem bei neuen Geräten mit Sensoren, die permanent das Befinden ihrer Besitzer überwachen. Ob Blutdruck, zurückgelegte Schritte oder Schlafrhythmus. Im Zentrum stehen die Gesundheit und die Annahme: Je mehr Daten der Mensch über seinen Körper sammelt, desto besser könne er ungesundes Verhalten abstellen und drohende Krankheiten erkennen.

Den ersten Schritt in diese Richtung hat Apple auf der Entwicklerkonferenz Anfang vergangener Woche getan und eine Smartphone-App namens „Health“ vorgestellt. Sie soll im Herbst erscheinen und eine Art Patientenkladde für das Handy werden, die Körperwerte wie Blutdruck oder Gewicht und Trainingsdaten beim Sport erfasst. Zahlreiche Armbänder, Körperwaagen oder Glucose-Messgeräte sammeln solche Daten heute schon und legen sie in eigenen Handy-Apps ab. Neu ist, dass Apple diese Protokolle zu einem Logbuch des körperlichen Wohlbefindens zusammenführt. Auch Laborergebnisse, Schlafverhalten und Ernährungsgewohnheiten soll das Programm speichern.

Sport und Schlafen mit Apple

Eine Idee mit Zukunft, findet Ulli Jendrik Koop, Vorstand bei XLHealth. Der Berliner Kapitalgeber finanziert Start-ups, die digitale Gesundheitsdienste entwickeln – etwa die Wiener Neugründung Mysugr, mit deren App Diabetiker ihre Blutzuckerwerte protokollieren können. „Wenn Nutzer ihre Glucose-Werte künftig mit Daten über Sport, Ernährung oder Schlafverhalten abgleichen“, sagt Koop, „dann können sie so ganz neue Muster erkennen.“

Geht es nach Apple, dann senden Handynutzer mit der neuen App bald Daten, etwa Blutdruckwerte, auch an ihren Arzt – zusammen mit einer Warnung, falls Grenzwerte überschritten sind. 23 Krankenhäuser in den USA wollen mit dem IT-Konzern zusammen solche Dienste entwickeln.

Das Geschäft, auf das Lynch zusammen mit seinem Team bei Apple schielt, ist riesig. Denn der Markt für Gesundheitsdienste auf dem Handy wächst bis 2017 um mehr als das Zehnfache auf 26 Milliarden Dollar, prognostizieren die Marktforscher von Research2guidance in Berlin.

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