Neue Geschäftsfelder Wie Google und Apple um die Firmen buhlen

Wenn Apple bald das neue iPhone vorstellt, will der Konzern nicht nur die Verbraucher begeistern: Firmenkunden werden immer wichtiger. Auch Google und Amazon wollen an die Budgets heran – und machen Microsoft Konkurrenz.

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Arbeit oder Privatvergnügen? Apple will mehr Firmen für sein iPad begeistern. Quelle: ap

Es waren die Verbraucher, die Apple, Google und Amazon groß gemacht haben. Doch die Größen aus dem Silicon Valley setzen inzwischen immer stärker auf ein anderes Kundensegment: Unternehmen.

Die Konzerne haben zwar schon lange Produkte für Firmenkunden im Angebot, jetzt aber weiten sie ihre Palette aus und gehen bei der Vermarktung aggressiver vor. Die Vorstöße in die angestammten Reviere von Microsoft, Hewlett-Packard und Dell nehmen seit Jahresbeginn zu.

So baut Apple in das neue Betriebssystem für iPhone und iPad Management-Tools ein, die die Geräteverwaltung erleichtern. Im Juli gab der Konzern ein Abkommen mit IBM bekannt, um Produkte verstärkt an Unternehmen zu verkaufen. Google wiederum bietet seit Juni unbegrenzten Speicherplatz für Firmen an, nachdem bereits Amazon die Preise für Cloud-Computing-Dienste gesenkt hatte. Auch neue mobile Anwendungen für Unternehmen bietet der Suchmaschinenkonzern nun an.

Dass sich das lohnt, lässt sich an Apple festmachen: Bis 2016 dürften die Firmenkunden mehr als 15 Prozent zum Umsatz beitragen, schätzen die Analysten von Evercore Partners und International Strategy & Investment – heute sind es weniger als zehn Prozent. Bei Amazon soll der Anteil bis 2019 auf rund zehn Prozent steigen, doppelt so viel wie 2013.

Die Anbieter wollen sich eine größere Scheibe von den Unternehmensetats für Hardware, Software und IT-Dienste abschneiden. Ein lukrativer Markt: Er erreicht in diesem Jahr ein Volumen von 1,6 Billionen Dollar (1,2 Billionen Euro), wie der Markforscher IHS prognostiziert. Auf diesem Weg können die Firmen auch das abflauende Wachstum in ihren größeren Geschäftsbereichen ausgleichen. „Manche dieser Firmen müssen ihre Ertragsbasis verbreitern“, sagt Danielle Levitas, Analystin beim Marktforscher Gartner.

Apple, Google und Amazon müssen allerdings schon bedeutende Etats anzapfen, wenn sich bei ihren bereits enormen Umsätzen spürbare Auswirkungen ergeben sollen. Zusammengenommen hatten die drei Unternehmen einen Umsatz von 305 Mrd. Dollar im Geschäftsjahr 2013. Das ist mehr als die Wirtschaftsleistung von Singapur.


Preiskrieg beim Cloud Computing

Die drei Firmen haben unterschiedliche Wege eingeschlagen, um ihr Firmenkundengeschäft auszuweiten. Google hat sein Angebot in den vergangenen Jahren verbreitert, indem es unter dem Namen Chromebook eine neue Reihe von kostengünstigen Laptops auf den Markt brachte, die das hauseigene Betriebssystem nutzen. Die Firma weitete ihr Geschäft mit Videokonferenzen aus und schloss Verträge mit Unternehmen wie Sprint oder Hewlett-Packard, um ihre Unternehmenssoftware besser zu verkaufen.

Der Konzern aus dem kalifornischen Mountain View schloss letztes Jahr auch die Markteinführung seines Produkts Compute Engine ab, das auf älteren Cloud-Angeboten aufbaut und mit dem Kunden aus der Ferne auf Rechenzentren zugreifen können. Im März senkte Google für die meisten Kunden die Preise für sein Rechenkapazitäts-Angebot um 30 Prozent und für Speicherplatz um 68 Prozent.

Dadurch trat Google einen Preiskrieg mit der Webdienste-Sparte von Amazon los, die ebenfalls Cloud Computing anbietet. Am Tag nach der Google-Ankündigung kündigte der Online-Händler aus Seattle Preissenkungen um durchschnittlich 28 bis 61 Prozent an. Das hat seither das Umsatzwachstum im Webdienste-Geschäft etwas gebremst.

Amazon investiert weiter in sein Cloud-Angebot und hat dieses Jahr bereits rund 250 „bedeutende Dienste und Features“ eingeführt, wie Finanzchef Thomas Szkutak in einer Analystenkonferenz im Juli erklärte.

Bei Apple ist der Vorstoß von Tim Cook in Richtung Firmenkunden eine Kehrtwende gegenüber der Strategie des Mitgründers Steve Jobs, der sich auf Verbraucher konzentriert hatte. Cook will vor allem das iPad mehr zu einem beruflichen Werkzeug machen, nachdem der Umsatz mit dem Tablet zwei Quartale in Folge zurückgegangen ist. Derzeit nutzen rund 20 Prozent der Beschäftigten in Unternehmen iPads, verglichen mit über 60 Prozent, die Notebooks nutzen. Das stelle eine Wachstumschance für Apple dar, erklärte Cook im Juli.

Zum Abkommen von Apple mit IBM gehört, dass die IBM- Vertriebsmannschaft ihren Kunden den Kauf von iPhones und iPads empfehlen wird, ebenso wie hundert mobile Apps für das Geschäftsleben, die die beiden Unternehmen gemeinsam entwickeln.

Fedex hat bereits mehr als 4000 iPads gekauft. Der Konzern will damit Papier-Dokumente ersetzen, erklärte Fedex-Manager Josh Kendrick. Das Unternehmen werde bald seine Technologie modernisieren, sagte er. Das bedeutet neue Geschäftschancen für Apple und andere. „Viele Leute sind als Verbraucher mit diesen Dingen vertraut“, sagte Kendrick. „Es ist nicht so als würden wir ihnen etwas geben, was viele von ihnen noch nie gesehen haben.“

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