




WhatsApp wird mit einer neuen Funktion ein Stück mehr zum sozialen Netzwerk. Die Nutzer bekommen die Möglichkeit, sogenannte „Status-Updates“ mit Fotos und Videos zu dem, was sie gerade machen, für ihre Kontakte zu veröffentlichen. Die Einträge verschwinden nach 24 Stunden automatisch, wie der zu Facebook gehörende Kurzmitteilungsdienst am Montag ankündigte. Die App bekommt dafür einen neuen „Status“-Knopf, unter dem die Updates zu finden sind.
Was WhatsApp mit Facebook teilen wollte – und was nicht
Nachdem bei der Übernahme durch Facebook 2014 vereinbart wurde, die Daten getrennt zu lassen, macht WhatsApp nun einen vorsichtigen Schritt. Facebook soll die Telefon-Nummer des Nutzers bekommen sowie Informationen dazu, wann er bei dem Dienst aktiv war.
Es heißt, damit solle die Werbung bei Facebook besser personalisiert werden. Zum anderen solle innerhalb der Facebook-Gruppe auch ein Dienst wie die Fotoplattform Instagram WhatsApp-Daten nutzen können, um Nutzer zum Folgen vorzuschlagen.
Ja, daran soll sich nichts ändern, wie Gründer Jan Koum schon oft zugesichert hatte.
Nein, versichert WhatsApp. Die Inhalte seien seit Einführung der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung im Frühjahr nur für die beteiligten Nutzer selbst sichtbar, also selbst nicht für WhatsApp.
WhatsApp erklärt, man habe „im Moment“ nicht vor, sogenannte optionale Account-Informationen wie zum Beispiel Profilnamen, Profilfoto oder Statusmeldung mit Facebook zu teilen.
Wer am 25. August bereits bestehender WhatsApp-Nutzer ist, könne Facebook verbieten, die Profilinformationen zur Personalisierung der Werbung und Freunde-Vorschläge einzusetzen, heißt es. Die Telefonnummer und Daten zur Nutzung würden aber in jedem Fall mit Facebook geteilt.
Mit der Telefonnummer können Profile eindeutig einer bestimmten Person zugeordnet werden. Zugleich macht sie es einfacher, für die Sicherheit bei Online-Diensten zu sorgen, weil über sie zum Beispiel eine Zwei-Stufen-Authentifizierung laufen kann.
WhatsApp schafft erste Grundlagen für die geplante Öffnung des Dienstes für die Kommunikation zwischen Nutzern und Unternehmen. Dabei gehe es etwa um Informationen zu Bestellungen oder Versand-Benachrichtigungen. „So kannst du zum Beispiel Informationen zum Flugstatus für eine bevorstehende Reise, einen Zahlungsbeleg für etwas, das du gekauft hast, oder eine Benachrichtigung bezüglich eines Liefertermins erhalten.“ WhatsApp machte bisher keine Angaben dazu, wie der Service konkret aussehen soll.
Mitgründer Jan Koum erinnerte in einem Blogeintrag daran, dass einfache Status-Updates beim Start vor acht Jahren die ursprüngliche Funktion von WhatsApp waren, bevor der Dienst auf Kurzmitteilungen umschwenkte.
Heute konkurriert die Funktion eher mit neueren Konkurrenten wie Snapchat: Die eingebaute WhatsApp-Kamerafunktion erlaubt es, Bilder mit Emojis, Texten oder Zeichnungen zu ergänzen.
Facebook hatte WhatsApp mit inzwischen mehr als einer Milliarde Nutzer vor gut zwei Jahren für fast 22 Milliarden Dollar gekauft. Bisher lief es so, dass WhatsApp sich auf das schnörkellose Kurzmitteilungen als SMS-Ersatz konzentrierte, während die Multimedia-Funktionen dem Facebook Messenger vorbehalten waren.
Was an Whatsapp Kopfschmerzen bereitet
Whatsapp überträgt die Kontakte im Adressbuch auf seine Server in den USA – in Zeiten mächtiger Geheimdienste kein angenehmer Gedanke. Hinzu kommt: Durch die Offenlegung der Handynummern erfahren andere Leute, dass man die App nutzt – zumindest, wenn sie diese auch installiert haben und im Adressbuch stehen.
Lange wurden die Whatsapp-Nachrichten unverschlüsselt übertragen. Auch der inzwischen eingesetzten Verschlüsselungstechnologie hegen Experten Zweifel.
Schon mehrfach stand Whatsapp wegen des laxen Umgangs mit Sicherheitsfragen in der Kritik – das betrifft nicht nur die Verschlüsselung. So konnten eine Zeit lang Whatsapp-Nutzerkonten relativ leicht gekapert werden. Nach Einschätzung einer Sicherheitsfirma kann auch der Bezahlprozess ausspioniert werden.
In der Standardeinstellung der App ist für jeden Nutzer ist einsehbar, wann die Kontakte das letzte Mal den Dienst genutzt haben. Es kommt vor, dass darüber Mütter kontrollieren, ob ihre Babysitter zu Hause noch wach sind – denn die verdaddeln die Zeit oft genug mit Whatsapp. Die App ermöglicht also eine gewisse soziale Kontrolle.
Über die Firma Whatsapp ist wenig bekannt, die Macher meiden die Öffentlichkeit weitgehend. Das stärkt nicht gerade das Vertrauen.
Mit dem neuen Feature setzt die Facebook-Tochter auch den Rivalen Snapchat unter Druck. Der hatte für die kommenden Wochen seinen Börsengang angekündigt.
Facebook hat mit verschiedenen Neuerungen bereits auf die aufziehende Konkurrenz reagiert und Snapchat-ähnliche Funktionen zum Beispiel auf dem Bilderdienst Instagram eingeführt und ähnliches auf der Plattform wie zum Beispiel Video-Stories in ausgewählten Regionen selbst ausprobiert.