




Dabei haben alleine die Türken in Deutschland eine Kaufkraft von mehr als 20 Milliarden Euro, wie Experten von Ethnomarketing.net schätzen. Die mehr als 2,5 Millionen Menschen in Deutschland, die aus den Nachfolgerstaaten der Sowjet-Union stammen, geben sogar etwas mehr als 30 Milliarden Euro pro Jahr für Konsum und Lebensmittel aus. Nur eben kaum im deutschen Einzelhandel, weil dieser ihre Bedürfnisse ignoriert. Die Schätzungen, wie viel Geld dem Handel dadurch durch die Lappen gehen, variieren.
Fünf Milliarden Dollar Umsatz mit Halal-Produkten
Mit islam-konformen Produkten, sogenannten Halal-Lebensmitteln, wurde allein im Jahr 2010 europaweit 67 Milliarden Dollar Umsatz generiert. Nach Schätzungen haben die rund 400 Unternehmen in Deutschland, die Halal-Produkte anbieten, circa fünf Milliarden Dollar umgesetzt. Verkauft wurden sie nur eben kaum in deutschen Geschäften, sondern in den rund 10.000 türkischen und arabischen Supermärkten, die es in der Bundesrepublik gibt.
Herkunftsländer der deutschen Muslime
Knapp 2,6 Millionen der in Deutschland lebenden Muslime haben türkische Wurzeln.
Aus den Albanien, Bosnien-Herzegowina und Bulgarien stammen etwa 550.000 Personen.
Mit 330.000 Menschen kommt die drittgrößte muslimische Bevölkerungsgruppe in Deutschland aus dem Nahen Osten, konkret aus Ägypten, Irak, dem Libanon oder Syrien.
Aus Nordafrika kommen zwischen 280.000 der in Deutschland lebenden Muslime, die Mehrzahl davon aus Marokko.
Weitere 186.000 Menschen muslimischen Glaubens stammen aus Zentralasien.
70.000 Muslime, die in Deutschland leben, haben ihre Wurzeln im Iran.
Die zweitkleinste Gruppe der Muslime in Deutschland kommt dem sonstigen Afrika.
Die kleinste Gruppe der Muslime in Deutschland stammt aus Süd- beziehungsweise Südostasien. Rund 17.000 Menschen stammen aus dieser Region.
"Die Rewe Group beobachtet die Entwicklung bezüglich Halal noch. Derzeit gibt es keine entsprechend ausgelobten einzelne Produkte", sagt Raimund Esser, Bereichsleiter Unternehmenskommunikation bei der Rewe Handelsgruppe. In Anbetracht der Tatsache, dass es die muslimischen Kunden hierzulande nicht erst seit einigen Monaten gibt, eine eher unverständliche Haltung.
Etwas offener geht Konkurrent Edeka dem Thema ausländische Kundschaft um: "Selbstverständlich bieten eine Vielzahl von Edeka-Märkten bereits islamkonforme Lebensmittel (Halal-Produkte) an", heißt es seitens des Unternehmens. So biete die Filiale in Bremen Walle beispielsweise eine besonders große Auswahl an Halal-Produkten an und ein Edeka-Markt in Hamburg führe koschere Produkte für die jüdischen Kunden. Dazu gehören Produkte, die unter anderem kein Blut oder Fleisch von Schweinen, Pferden, Kaninchen, Wild oder Meeresfrüchten enthalten. Die Entscheidung, welche Artikel ins Sortiment der jeweiligen Märkte aufgenommen werden, treffen die rund 4.500 selbstständigen Kaufleute des Unternehmens abhängig von der konkreten Kundennachfrage.
Und genau da liegt der Hase im Pfeffer: Weil der deutsche Lebensmitteleinzelhandel die breite und kaufkräftige Zielgruppe der Muslime jahrelang völlig ignoriert hat, haben sich parallele Einkaufsstrukturen gebildet, wie Christian Böttcher vom Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVL) sagt. "Die Muslime gehen gerade in den Großstädten eher in den türkischen Supermarkt."