New York Times Donald Trump sorgt für Rekordzahlen

Mehr als 300.000 neue Abonnenten im ersten Quartal – das Digitalgeschäft der New York Times wächst kräftig. Ironischerweise kann sie sich dafür bei einem Mann bedanken, der sie hasst: beim US-Präsidenten. Ein Kommentar.

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New York Die Meinung von Donald Trump über die New York Times ist eindeutig: Für den Präsidenten gehört die Zeitung zu den „Fake News“-Medien, die seiner Meinung nach „getürkte Nachrichten“ herausgeben. In Twitter-Einträgen bezeichnet er die New York Times immer als „failing“ – als erfolglos und scheiternd.

Neue Zahlen zeigen allerdings ein anderes Bild: Die 1851 gegründete New York Times ist aktuell sehr erfolgreich: Im ersten Quartal 2017 gewann sie knapp 310.000 neue digitale Abonnenten hinzu. Der Aktienkurs machte nach Bekanntgabe der Nachricht einen Freudensprung.

Die Ironie der Geschichte: Verantwortlich für den Erfolg ist hauptsächlich Donald Trump. Seine dauernde Kritik brachte viele Amerikaner wohl erst auf die Idee, die Zeitung zu bestellen. Vielleicht weil sie politisch eine andere Meinung hegen. Vielleicht beweisen die Attacken auch eine alte Marketingweisheit: Schlechte PR ist besser als gar keine. Vorstandschef Mark Thompson sprach in diesem Zusammenhang von „Raketen-Treibstoff“.

Wie es sich für eine seriöse Zeitung gehört, bleibt die New York Times zurückhaltend. Man wisse nicht, wie lange der Trump-Effekt anhalten würde. Die überwältigende Anzahl der Neukunden hätten Probeabos abgeschlossen. Deshalb bleibe abzuwarten, ob die Leser auch nach deren Ablauf der Zeitung die Treue halten würden. Zudem entfielen 40.000 der Neubestellungen auf Kreuzworträtsel – die New York Times genießt gerade bei den Rätselfans höchstes Ansehen.

Trotz aller Bescheidenheit: Die Zeitung ist auf Erfolgskurs. Mehr als 2,2 Millionen Menschen zahlen für den Internetzugang, der im Jahr regulär rund 220 Dollar kostet. So schnellte der Umsatz mit dem digitalen Abo um 40 Prozent nach oben, während das digitale Anzeigengeschäft um knapp 19 Prozent anzog.

Das ist eine wichtige Entwicklung. Denn gleichzeitig fallen die Einnahmen mit der gedruckten Zeitung, vor allem die Werbeeinnahmen schrumpfen stetig. Lag der Anteil der digitalen an den gesamten Werbeerlösen vor einem Jahr noch bei 30 Prozent, stieg er jetzt auf 39 Prozent. Schon bald könnte die New York Times nur noch ein rein digitales Produkt sein.

Und es zeigt sich ein weiterer Trend: Überall in Amerika verdrängt sie Lokalzeitungen oder überregionale Blätter wie die Chicago Tribune oder die Los Angeles Times. Zudem steht die Zeitung im Wettbewerb mit neuen, rein digitalen Konkurrenten wie Buzzfeed oder Quartz. Die leiden aber unter einem vermeintlichen Nachteil: Der Präsident spricht nicht so oft über sie.

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