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Öffentliches Fernsehen ZDF will an Digitalkanälen festhalten

Nach Sparforderungen vom rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck hat ZDF-Intendant Schächter seine digitalen Angebote in Schutz genommen. Sie seien Teil des Länderauftrags - und haben strategischen Wert.

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ZDF-Intendant Schächter glaubt an die Spartenkanäle seiner Sendeanstalt. Quelle: dpa

Düsseldorf Das ZDF verteidigt seine Digitalkanäle ZDF Neo, ZDF.Kultur und ZDF Info gegen Kritik. „Die Länder haben uns beauftragt, derartige Programme anzubieten. Darüber können wir uns doch nicht einfach hinwegsetzen“, sagte ein Vertrauter von ZDF-Intendant Markus Schächter. Es sei medienrechtlich unzulässig, die Kanäle einzustellen.

Ein ZDF-Sprecher sagte: Das ZDF „erfülle den im 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag vorgegebenen Auftrag, drei konkret beschriebene Digitalkanäle“ anzubieten. „Nicht wir definieren unseren Auftrag, sondern die für den Rundfunk zuständigen Länder“, hieß es beim ZDF. Die Magna Charta des öffentlich-rechtlichen Rundfunks war im Sommer 2009 in Kraft getreten.

Die Kritik kommt von Kurt Beck (SPD), dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten und Vorsitzenden der Rundfunkkommission der Länder. Er hatte zuvor die Einstellung von vier Digitalkanälen von ARD und ZDF gefordert und eine neue Kultur des Sparens angemahnt. Beck, der auch Vorsitzender des ZDF-Verwaltungsrates ist, sagte der Fachzeitschrift „Promedia“, die Öffentlich-Rechtlichen sollten „zeitgemäße, den finanziellen wie programmlichen Herausforderungen entsprechende Strukturen“ schaffen. „Insofern könnte ich mir vorstellen, dass ARD und ZDF zunächst ihre Infokanäle aufgeben und Phoenix als gemeinsamen Ereignis- und Dokumentationskanal stärken.“

ZDF Kultur und sowie Eins Plus, einen von drei Digitalsendern der ARD, hält Beck für überflüssig. „Auch sehe ich keine Notwendigkeit, neben den hervorragenden Kultursendern Arte und 3Sat zwei weitere öffentlich-rechtliche Kulturkanäle anzubieten“, sagte Beck, der bislang stets seine schützende Hand über das ZDF hielt. Deshalb sind das Erstaunen und die Enttäuschung beim ZDF groß.


Für Schächter spielen digitale Kanäle eine Schlüsselrolle

Für Becks Kritik gibt es auf dem Mainzer Lerchenberg kein Verständnis. „Der Ausbau von ZDF Neo, ZDF.Kultur und ZDF Info erfolgte durch interne Einsparungen, also ohne zusätzliche Gebührenmittel“, sagte ein Sprecher.

Kritiker werfen dem ZDF allerdings eine Milchmädchenrechnung vor. Denn viele Leistungen werden vom Hauptsender gratis erbracht. Zwei- und Drittauswertungen von Filmen und Serien wie „Terra X“, „Wilsberg“ oder „Inspector Barnaby“ werden nicht extra in Rechnung gestellt. Nach ZDF-Angaben verfügt der im November 2009 gestartete Kanal ZDF Neo über einen jährlichen Etat von rund 30 Millionen Euro, ZDF.Kultur (seit August 2011) und ZDF Info (seit September 2011) von jeweils 18 Millionen Euro.

Für den scheidenden Intendanten Markus Schächter spielen die Digitalkanäle strategisch eine Schlüsselrolle. Denn damit ist es dem ZDF gelungen, ähnlich wie die ARD eine Senderfamilie aufzubauen.

Unterstützung bekam das ZDF gestern vom Deutschen Journalisten-Verband (DJV). „Herr Beck war schon in der Rundfunkpolitik aktiv, als die Weichen für die Digitalkanäle gestellt wurden.“ Alle Bundesländer seien erst vor drei Jahren zu der Auffassung gelangt, dass diese Programme den gesellschaftlichen Bedürfnissen entsprächen. Umso unverständlicher sei der Vorschlag von Beck, sagte der DJV-Vorsitzende Michael Konken.

Applaus bekam Kritiker Beck gestern allerdings von den Privaten. „Es ist zu hoffen, dass auf die schönen Worte nun auch Taten folgen“, sagte Jürgen Doetz, Chef des Privatsenderverbandes VPRT.

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