Online-Handel Wie Ebay an Ihre Geldbörse will

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Für Ebay geht's aufwärts

Steve Jobs des Online-Handels - Amazon-Chef Bezos expandierte in neue Geschäftsfelder und stahl Ebay die Schau Quelle: dapd

Denn Bezos expandierte anders als Ebay in neue Geschäftsfelder wie Cloud Computing, bei dem Kunden Software, Filme oder Bücher aus dem Internet abrufen, statt auf dem eigenen Rechner zu installieren. Er zog ein ausgeklügeltes Logistiksystem auf, bereitete den elektronischen Büchern den Massenmarkt und schwang sich mit dem Amazon-eigenen Lesegerät Kindle gar zum Unterhaltungselektronikanbieter auf. Der Kauf des Online-Telefonanbieters Skype im September 2005 für 2,6 Milliarden Dollar brachte Ebay zwar die gewünschte Aufmerksamkeit, allerdings nicht die erhoffte Expansion in neue Märkte. Weil „Skype nicht die gewünschten Synergien“ brachte, stieg Donahoe aus dem Unternehmen wieder aus. Heute gehört es Microsoft.

Doch langsam geht es für Ebay wieder aufwärts. Als Donahoe im März 2008 Ebay von dessen langjähriger Chefin Meg Whitman übernahm, steckte der Online-Gigant in einer Identitätskrise und verlor Verkäufer an den aggressiven Konkurrenten Amazon. Die Kunden folgten den Abtrünnigen. Klagen über gefälschte oder nicht gelieferte Ware beschädigten zudem das Image von Ebay. Frisch an der Spitze, musste Donahoe Entlassungen ankündigen, die ersten in der Unternehmensgeschichte.

Der Käufer ist König

Zugleich leitete Donahoe einen ersten Strategiewechsel ein. Er entschied, auf dem Ebay-Marktplatz immer weniger Online-Auktionen zu veranstalten, sondern mehr Angebote mit festen Preisen sowie Neuwaren zu präsentieren. Und er veränderte die Preispolitik. Das Anbieten der Waren kostete fortan wenig oder gar nichts, dafür wurden Provision beim Verkauf fällig. Das sorgte auf einen Schlag für ein wesentlich umfangreicheres Angebot auf dem Ebay-Marktplatz. Allerdings klagten kleinere Händler, dass ihre Angebote unter der Offerten-Flut von Profihändlern kaum noch zu finden waren.

Skurrile Ebay-Auktionen
Ein schrottiger Mercedes für 182.000 EuroSchonungslose Ehrlichkeit kommt offenbar an: Ein privater Anbieter aus Großbritannien bietet auf Ebay seinen schon etwas ollen Mercedes E320 an - und kann sich bereits jetzt, 5 Tage vor Ende der Auktion über 54 Gebote freuen, die derzeit bei rund 182.000 Euro liegen (155.100 Pfund). Die Produktbeschreibung startet mit "Wenn Sie nach einem tadellosen, gut gepflegten Mercedes E320 CDI suchen... dann sind Sie hier falsch". Es folgt eine witzige Auflistung aller Beulen, Roststellen und sonstiger Makel mit unkonventionellen Bildern, bei denen sich etwa die füllige Besitzerin in den Kofferraum legt, um zu beweisen, wie groß er ist. Den Erfolg der Versteigerung hätte sich der Besitzer wohl nie träumen lassen. Quelle: Screenshot
warren buffett Quelle: REUTERS
Kaum einer Auktion ist so viel Beachtung zuteil geworden, wie der Versteigerung des Golf IV von Kardinal Ratzinger – später Papst Benedikt XVI. Mehr als 8,4 Millionen Mal wurde die Seite aufgerufen, das Auto für 188.938,88 Euro verkauft. Quelle: Screenshot
Die Mülheimer Verkehrsgemeinschaft (MVG) bot 2004 einen Straßenbahnwagen des Herstellers Düwag aus dem Jahre 1958 zum Verkauf an. Quelle: Foto: Oliver Weiken dpa/lnw
Der gelbe Pullunder war das Markenzeichen des Außenministers Hans-Dietrich Genscher (rechts). 1999 wurde ein Exemplar für 2.000 DM versteigert - der Erlös wurde an die Deutsche Herzstiftung in Halle gespendet. Quelle: dpa
Ein benutzter BH aus 91 selbstklebenden Unterlegscheiben fand für 12, 50 Euro seinen neuen Besitzer. Quelle: Screenshot
Der Orkan Kyrill im Jahre 2007 riss sogar im Berliner Hauptbahnhof Stahlträger aus ihren Halterungen. Im Sauerland zerstörte er Waldflächen, deren Bruchstücke ihren Weg auf Ebay fanden - der Erlös kam dem Wiederaufbau zugute. Quelle: Screenshot

Die bis dahin größte Veränderung brachte Donahoes neue Vorgabe, dass ab sofort der Käufer König sei und die Verkäufer sich dessen Bedürfnissen unterordnen müssten. Top-Seller auf dem Ebay-Marktplatz müssen heute beispielsweise die Rücknahme von Waren anbieten, wenn sie ihren Status behalten wollen. Gegen heftigen Protest der Händler setzte Donahoe zudem durch, dass Verkäufer generell kein negatives Feedback mehr bei Käufern hinterlassen dürfen. In der Vergangenheit konnten sich Händler bei Kunden, die spät zahlten oder Probleme bereiteten, mit einer negativen Bewertung revanchieren. Seitdem es damit vorbei ist, müssen die Verkäufer regelrecht vor ihren Kunden buckeln.

Potenzial für Verwirrung

So sehr sich Ebay wandelt, so konstant bleibt der Unmut der Verkäufer, wenn Ebay mir nichts, dir nichts seine Geschäftsbedingungen ändert. In einschlägigen Internet-Foren der Verkäufer hagelt es nur so böse Kritik an „Unternehmensberater Donahoe und seinen Einpeitschern“.

Darum ist fraglich, ob Donahoe in Deutschland mit seiner Idee durchkommt, die Kunden ihre Rechnungen über Ebay bezahlen zu lassen. Eingefleischte Ebayianer waren schon lange über die geplanten Veränderungen erbost. In einer Umfrage des Online-Handelsverbandes Händlerbund unter mehr als 3.000 Nutzern erhielt das neue System auf einer Schulnotenskala im Schnitt eine Fünf.

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