Auch der Schweizer Elektronikhändler Interdiscount bietet seinen Kunden online Mehrwert an. In jeder Verkaufsstelle wird auf das zusätzliche Onlinesortiment, das rund 1000 Artikel umfasst, hingewiesen. Wer vor Ort nicht fündig wird, kann das fehlende Teil noch im Laden oder von zuhause aus bestellen. Die Preise sind online und in der Filiale natürlich gleich. Multi-Channel-Strategie nennt sich dieser Ansatz, Ladengeschäft und Webshop zu kombinieren. Eine Strategie, die sich besonders für kleine Händler lohnt.
Verkaufstrend Multi-Channel
Immer mehr Menschen kombinieren unterschiedliche Informations- und Kaufkanäle. Einer Studie des Kölner Instituts für Handelsforschung zufolge informieren sich 65 Prozent der Deutschen bei manchen Einkäufen in Ladengeschäften, kaufen anschließend aber online. Genauso verbreitet ist der umgekehrte Weg. Insgesamt neigen 90 Prozent der Verbraucher zum so genannten Multi-Channelling.
Die Handelsketten in Deutschland haben Nachholbedarf im Onlinegeschäft, wie eine im November veröffentlichte Untersuchung des Handelsforschungsinstituts EHI zeigt. Demnach haben 98 Prozent der 1.000 größten Vertriebslinien zwar einen eigenen Internetauftritt. Allerdings ist weniger als die Hälfte im E-Commerce aktiv.
Während rund 53 Prozent der vom EHI Retail Institute untersuchten Non-Food-Händler einen Online-Shop betreiben, ist das nur bei 16 Prozent der Lebensmitteleinzelhändler der Fall.
Für stationäre Einzelhändler, die schon einen Onlineshop haben, zahlt sich die Investition in der Regel aus. Eine Umfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) hat ergeben, dass im Weihnachtsgeschäft 13 Prozent dieser Händler bereits einen Umsatzanteil von mehr als zehn Prozent online erwirtschafteten. Die Hälfte der Befragten realisierte immerhin zwischen einem und zehn Prozent des Umsatzes im Internet.
Zusätzliche Vertriebskanäle bedeuten neue Logistikabläufe. Wie eine Untersuchung des EHI Retail Institute zeigt, gehen Hersteller und Händler diese Herausforderung unterschiedlich an: Hersteller neigen dazu, den Online-Handel in bestehende Lagerstandorte zu integrieren. Dagegen bevorzugen Handelsunternehmen mehrheitlich das Outsourcing der E-Commerce-Logistik.
Viele Handelsexperten gehen davon aus, dass sich Spezialsortimente weiter verringern werden, wie auch das Handarbeitslädchen in der Fußgängerzone verschwunden ist. Produkte, die nur eine kleine Zielgruppe ansprechen, nehmen im Geschäft nur Platz und damit Geld weg, weshalb der Trend hin zu "einem breiten, aber wenig tiefen Sortiment" gehe, wie Gianfranco Walsh, Professor für Betriebswirtschaftslehre und Marketing an der Universität Jena sagt.
Der Webshop sei somit eine Möglichkeiten, dem Kunden mehr als die massentaugliche Ware zu bieten. "Der Online-Handel ist dadurch zu charakterisieren, dass es die Raumrestriktionen nicht gibt und daher praktisch unendliche Sortimente und erfolgreiche Nischenplayer möglich sind", ergänzt Thomas Foscht, Professor am Institut für Marketing der Universität Graz.
Die vier Typen von Internet-Shoppern
Der Typ des Entdeckers ist besonders emotional involviert. Bei ihm stehen Online-Einkaufsvergnügen und Vorfreude auf die Lieferung im Vordergrund. Information und Angebotsvielfalt schätzt der Entdecker besonders, weniger wichtig sind ihm Convenience und Zeitersparnis. Mit dem Thema Datensicherheit haben sie häufiger Probleme. 32 Prozent der deutschen Käufer gehören dieser Gruppe an.
Der souveräne Online-Shopper sieht klare Vorteile hinsichtlich Convenience, Zeitersparnis und infolgedessen auch Lebensqualität. Er schätzt den einfachen und schnellen Zugang zu allen relevanten Informationen und die Effizienz und Schnelligkeit des Kaufaktes. Emotional ist der Souveräne mehr involviert als der Durchschnitt, wegen Datenschutz hat er kaum Bedenken. Er fühlt sich als „Herr des Geschehens“ und hat kaum Nutzungsprobleme. 26 Prozent der deutschen Käufer gehören dieser Gruppe an.
Von allen Shopper-Typen ist der Berechnende am wenigsten emotional involviert. Er schätzt den Informationsvorteil und die Angebotsvielfalt, auf Lebensqualität oder Convenience sieht er aber kaum Auswirkungen. Ein Erlebnis ist der Online-Einkauf für den Berechnenden nur selten. Er äußert außerdem überdurchschnittlich häufig Nutzungsprobleme und Bedenken wegen Datenunsicherheiten. 15 Prozent der deutschen Käufer gehören dieser Gruppe an.
Für ihn persönlich hat Online-Shopping kaum Vorteile - weder in Bezug auf Informations- und Angebotsvielfalt, noch hinsichtlich Convenience oder Lebensqualität. Er bewertet den stationären Handel zum Teil positiver als den Online-Einkauf, beispielsweise hinsichtlich des Zugangs zu benötigten Informationen, und der Schnelligkeit, mit der man das gesuchte Produkt findet. 28 Prozent der deutschen Käufer gehören dieser Gruppe an.
Diese vier Käufergruppen gibt es sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der Schweiz. Allerdings ist ihr Verhältnis in den drei Ländern unterschiedlich gewichtet. In Deutschland ist die Gruppe der Souveränen besonders groß, in Österreich gibt es dagegen überdurchschnittlich viele Berechnende. In der Schweiz ist der Anteil der Traditionalisten überdurchschnittlich hoch.
Quelle: Studie im Auftrag der Deutschen Post: Einkaufen 4.0 - der Einfluss von E-Commerce auf Lebensqualität und Einkaufsverhalten
Denn auch wenn die Nachfrage nach einem Nischenprodukt in der Einkaufsstraße niedrig sein mag, national oder international ist sie deutlich höher - und diese Kunden lassen sich online erreichen. Deshalb lassen sich im Internet mit Produkten Gewinne machen, die im Geschäft einstauben würden. Außerdem lässt sich dadurch - was gerade für kleine Händler wichtig ist - die eigene Marke enorm steigern.
Die Experten rechnen fest mit einem Wandel vom reinen Produktanbieter zu einem Händler von Rundumsorglos-Paketen. Produktbezogene Dienstleistungen nennt sich der Trend: Statt nur die Küchenzeile online zu bestellen, lohnen sich Planungstools, mit denen der Kunde von zuhause aus seine neue Küche gestalten und an seine Wohnung anpassen kann. Zu den dementsprechend ausgesuchten Einzelteilen gibt es dann den Montageservice dazu. Denkbar sind auch Dienstleistungen wie Produktversicherungen oder Garantieverlängerungen, wie sie heute schon von diversen Unternehmen angeboten werden.