Palantir Im Reich der Daten-Magier

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Terroristen finden, Medikamente erforschen, Schokolade verkaufen

In der Zentrale hängen an den Wänden viele gerahmte Zeitungsartikel an den Wänden. Sie berichten von festgenommenen Kinderschändern, vom Schmuggel illegaler Edelhölzer, oder von Milliardenschweren Vergleichen in Finanzskandalen. Noch vor sechs Jahren waren Regierungen, Geheimdienste und Behörden Palantirs einzige Kunden. Heute zählen auch die Investmentbank JP Morgan, die Zuerich Versicherung, Wallmart oder der Schokoladenhersteller Hershey zu den Kunden. In seinem Auftrag hat Palantir zum Beispiel herausgefunden, dass sich Schokolade besser verkauft, wenn sie neben Marshmallows im Regal liegt.

In Zukunft will Palantir noch mehr solcher Erkenntnisse produzieren. Das Unternehmen will die Kunden- und Verkaufsdaten verschiedener Konsumkonzerne zusammenführen, um so ein umfassenderes Bild um die Gewohnheiten und Eigenheiten der Käufer zu zeichnen. Das Potenzial ist riesig, die Macht der Daten ist unbestritten. Unternehmensberatungen übertrumpfen sich gegenseitig damit, das Marktpotenzial von Big Data vorauszusagen. Eine aktuelle Studie von KPMG und dem Branchenverband Bitkom besagt, dass rund 80 Prozent der deutschen Unternehmen davon ausgehen, dass in Zukunft relevante Entscheidungen auf Datenanalysen basieren.

Alex Karp

Mittagessen im Hobbit House. Das Backsteingebäude mit dem polierten Boden ist zwei Minuten zu Fuß von der Zentrale entfernt. „Private Company Meal“, steht an der gläsernen Eingangstür, für die Mitarbeiter gibt es hier jeden Tag kostenloses Frühstück und Mittagessen. Heute gibt es einen Nudelauflauf, Salate, eine kleine Dessertecke mit Eis. Alex Karp trinkt nur einen Tee. Der 49-Jährige ist einer der ältesten im Raum, das Durchschnittsalter der Mitarbeiter liege bei 28 Jahren.

Palantir breitet sich aus. Über 2000 Angestellte hat das Unternehmen mittlerweile. Aus dem Start-up ist eine weltumspannende Organisation geworden, mit Büros in New York, Washington, Singapur, London oder Oslo. Und es will sich weiter ausbreiten. Längst steht auch Deutschland im Fokus von Palantir. Und das liegt auch an Alex Karps persönlichen Verbindungen nach Deutschland.

Karp ist in Philadelphia aufgewachsen, doch seine Großeltern stammen auf Deutschland. Er spricht fließend deutsch, hat lange in Frankfurt gelebt und dort Philosophie und soziale Studien studiert. Karp soll den Kontakt zu Jürgen Habermas, einem der bedeutendsten Philosophen dieser Zeit gepflegt haben. 2002 promoviert er, seine Doktorarbeit schreibt er auf deutsch, der Titel: „Aggression in der Lebenswelt“.

Er vermisst die Zeit, als er sich sorgenlos in Berliner Nachtclubs rumtreiben konnte, erzählt er selbst in Interviews. Noch heute reist er regelmäßig nach Deutschland, auch aus geschäftlichen Gründen.

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