In der Zentrale hängen an den Wänden viele gerahmte Zeitungsartikel an den Wänden. Sie berichten von festgenommenen Kinderschändern, vom Schmuggel illegaler Edelhölzer, oder von Milliardenschweren Vergleichen in Finanzskandalen. Noch vor sechs Jahren waren Regierungen, Geheimdienste und Behörden Palantirs einzige Kunden. Heute zählen auch die Investmentbank JP Morgan, die Zuerich Versicherung, Wallmart oder der Schokoladenhersteller Hershey zu den Kunden. In seinem Auftrag hat Palantir zum Beispiel herausgefunden, dass sich Schokolade besser verkauft, wenn sie neben Marshmallows im Regal liegt.
In Zukunft will Palantir noch mehr solcher Erkenntnisse produzieren. Das Unternehmen will die Kunden- und Verkaufsdaten verschiedener Konsumkonzerne zusammenführen, um so ein umfassenderes Bild um die Gewohnheiten und Eigenheiten der Käufer zu zeichnen. Das Potenzial ist riesig, die Macht der Daten ist unbestritten. Unternehmensberatungen übertrumpfen sich gegenseitig damit, das Marktpotenzial von Big Data vorauszusagen. Eine aktuelle Studie von KPMG und dem Branchenverband Bitkom besagt, dass rund 80 Prozent der deutschen Unternehmen davon ausgehen, dass in Zukunft relevante Entscheidungen auf Datenanalysen basieren.
Alex Karp
Alex Karp wuchs an der Ostküste der USA auf, in Philadelphia. Nach seinem College-Abschluss zieht es ihn das erste mal in das Silicon Valley, er studiert in Stanford Jura, gemeinsam mit Peter Thiel. Doch Karp hat nie vor, als Jurist zu arbeiten. Er geht nach Frankfurt, wo er Philosophie und soziale Theorie studiert und seine Doktorarbeit schreibt.
Kurz nach seinem Doktorabschluss erbt Alex Karp. Er investiert das Geld in Start-ups und macht sich so einen Namen. In London gründet Karp eine Investmentgesellschaft, die Caedmon Group, benannt nach seinem Zweitnamen und verwaltet nun auch das Geld anderer.
2004 holt Peter Thiel Alex Karp zurück in die USA. Karp soll zumindest vorrübergehend Palantir, Thiels neugegründetes Start-up leiten. Karp hat weder Programmierkenntnisse, noch kennt er sich mit Businessplänen aus, trotzdem wird er schnell zur leitenden Figur bei Palantir und wird dauerhaft Geschäftsführer. In seinem eigenen Videokanal referiert er über Palantirs Mission oder philosophische Themen. Mitarbeiter nennen den Kanal nur "Karptube". Doch er hat Erfolg: Mit seinem Charme und Intellekt lockt Karp immer mehr Talente und Kunden an.
Mittlerweile hat Alex Karp ein Netzwerk. Er hat Zugang zu den Chefs der wichtigsten Geheimdiensten und Konzernen der Welt. Alex Karp tourt von Konferenz zu Konferenz. Wie auf Wikileaks veröffentlichte Dokumente bezeugen, sprach er bei Clinton Foundation, er ist regelmäßig zu Gast beim Weltwirtschaftsforum in Davos, genauso wie bei dem vor allem bei Verschwörungstheoretiker berüchtigten Bilderberg-Treffen. Im Gepäck: Seine Qigong-Matte.
Mittagessen im Hobbit House. Das Backsteingebäude mit dem polierten Boden ist zwei Minuten zu Fuß von der Zentrale entfernt. „Private Company Meal“, steht an der gläsernen Eingangstür, für die Mitarbeiter gibt es hier jeden Tag kostenloses Frühstück und Mittagessen. Heute gibt es einen Nudelauflauf, Salate, eine kleine Dessertecke mit Eis. Alex Karp trinkt nur einen Tee. Der 49-Jährige ist einer der ältesten im Raum, das Durchschnittsalter der Mitarbeiter liege bei 28 Jahren.
Palantir breitet sich aus. Über 2000 Angestellte hat das Unternehmen mittlerweile. Aus dem Start-up ist eine weltumspannende Organisation geworden, mit Büros in New York, Washington, Singapur, London oder Oslo. Und es will sich weiter ausbreiten. Längst steht auch Deutschland im Fokus von Palantir. Und das liegt auch an Alex Karps persönlichen Verbindungen nach Deutschland.
Karp ist in Philadelphia aufgewachsen, doch seine Großeltern stammen auf Deutschland. Er spricht fließend deutsch, hat lange in Frankfurt gelebt und dort Philosophie und soziale Studien studiert. Karp soll den Kontakt zu Jürgen Habermas, einem der bedeutendsten Philosophen dieser Zeit gepflegt haben. 2002 promoviert er, seine Doktorarbeit schreibt er auf deutsch, der Titel: „Aggression in der Lebenswelt“.
Er vermisst die Zeit, als er sich sorgenlos in Berliner Nachtclubs rumtreiben konnte, erzählt er selbst in Interviews. Noch heute reist er regelmäßig nach Deutschland, auch aus geschäftlichen Gründen.