Palantir Im Reich der Daten-Magier

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Unbezahlte Aufträge

Im Internet kursieren längst Preislisten über Palantirs Leistungen. Bis zu 1,5 Millionen Dollar im Jahr müssen die Geschäftspartner für den Service der Datenanalysten ausgeben, alleine ein Training für die Angestellten kostet um die 100.000 Dollar.

Nicht jeder Kunde soll das für gerechtfertigt halten. Wie das US-Portal Buzzfeed unter Bezug auf interne Emails berichtete, haben Unternehmen wie Coca-Cola, American Express und Nasdaq Palantir mittlerweile den Rücken gekehrt.

Alex Karp spielt das herunter. „Das ist wie Dating. Manchmal passt man zueinander, manchmal nicht“, sagt er. Und das kommerzielle Geschäft sei dem Unternehmen eh nicht so wichtig wie das die Regierungsgeschäfte. Die Tabakindustrie soll Karp auch rückwärts wieder aus der Tür herausgewiesen haben. "Wir sind die schlechtesten Verkäufer der Welt", sagt Karp. "Wir haben keinen Vertrieb. Wir machen keine Öffentlichkeitsarbeit"

Nur: Auch mit dem Regierungsgeschäft hat das Unternehmen seine Probleme. Verträge hängen an komplizierten Genehmigungsverfahrungen, und Zahlungen werden wegen Budget-Verhandlungen verzögert oder gestoppt. „Die Leute von Palantir haben diesen Prozess unterschätzt, vor allem wie dieser politisch getrieben wird“, sagt ein ehemaliger Top-Beamter eines US-Geheimdienstes.

Palantir rühmt sich damit, solche Aufträge auch anzunehmen, wenn die Partner nicht zahlen können. Es gehört zu dem Superhelden-Image, das Karp sich selbst und seinem Unternehmen geben will. „Wenn sie zum Beispiel die Spezialkräfte Portugals sind, dann werden wir vor ihrer Tür auftauchen. Auch wenn sie uns nicht bezahlen können, wir werden immer noch bei Ihnen auftauchen“, sagte er auf einer Konferenz des Wall Street Journals.

Mit dieser Einstellung hat Palantir sein Auftragsvolumen in den vergangenen Jahren zwar massiv ausgebaut. Im Vergangenen Jahr sollen die Datenspezialisten Aufträge im Wert von 1,7 Milliarden Dollar in seinen Büchern verzeichnet haben. Doch ob das Geschäft stabil ist, daran gibt es viele Zweifel.

Das ist ein Problem, denn wie jedem Wunderkind des Silicon Valley wird Palantir vor allem eine Frage gestellt: Wann kommt der Börsengang? Die Antwort darauf hängt vor allem von den Gewinnen ab. „Um es konservativ auszudrücken, wir werden dieses Jahr profitabel sein“, sagt Karp.

Doch der Kundenstamm macht einen Börsengang ohnehin schwierig. Die Geheimhaltungspflicht über Regierungsaufträge und Geheimdienstarbeiten passt nicht zur nötigen Transparenz eines Börsenunternehmens. Eine Lösung wäre, das sensible Regierungsgeschäft in eine Tochterfirma auszulagern und es so zu schützen. Doch dazu bräuchte Palantir ein stärkeres – und stabileres – kommerzielles Geschäft.

Karp verzieht den Mund zu einem schiefen Lächeln. „Als stolzer Neomarxist, der ich war“, sagt er, „glaube ich, dass wir den Gewinn aus unserem Geschäft zurück an die Mitarbeiter geben müssen.“ Es gäbe viele Wege, das zu tun. „Einer davon ist ein Börsengang.“

Wann dieser Börsengang kommen soll, bleibt ein Mythos. So wie Palantir selbst. Karp kann das nur Recht sein.

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