Parler Das Netzwerk der Trump-Fans feuert seinen CEO

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„Matze ist verantwortlich für wirklich schlechte Entscheidungen“

Von Parler selbst gab es bislang keine offizielle Stellungnahme, allerdings äußerte sich laut dem „Wall Street Journal“ mit dem konservativen US-Talkshow-Moderator Dan Bongino ein Parler-Investor zu der Personalie. Matze sei verantwortlich für „wirklich schlechte Entscheidungen“, die dazu führten, dass Parler offline geschaltet wurde, sowie für Probleme mit der Stabilität der App. „John hat beschlossen, dies öffentlich zu machen, nicht wir“, wird Bongino zitiert. „Wir haben es wie Gentlemen gehandhabt.“

In einem Beitrag auf seiner LinkedIn-Seite schrieb Matze jetzt: „Dies ist kein Abschied. Nur vorerst für jetzt. „ Sein LinkedIn-Profil änderte er auch direkt: in Gründer und iOS-Entwickler von Parler. Tatsächlich war Matze – gemeinsam mit seinem Studienkollegen Jared Thomson und der Konservativen Rebekah Mercer – zwar Entwickler und Gründer von Parler; und schien als CEO die Zügel in der Hand zu halten. Mercer dürfte allerdings unter den Gründern diejenige in der Machtposition gewesen sein. US-Medienberichten zufolge ist sie es, die den Vorstand des Unternehmens kontrolliert.

Mercer gilt als die große Investorin des Projekts – gemeinsam mit ihrem Vater: dem Milliardär Robert Mercer. Die Mercers, Vater wie Tochter, gelten als extreme Konservative und waren lange prominente Unterstützer von Donald Trump. Robert Mercer finanzierte im Vorwahlkampf 2016 zunächst ein Super-PAC für den texanischen Senator Ted Cruz, stieg dann aber voll in die Wahlkampffinanzierung Donald Trumps ein. Und Robert und Rebekah Mercer spendeten jeder Millionen für Trumps Wahlkampf. Laut dem US-Nachrichtensender soll es zudem Tochter Rebekah Mercer gewesen sein, die Trump überredete, für seine Wahlkampforganisation Steve Bannon und Kellyanne Conway einzustellen. Sie war auch Mitglied des Executive Committee des Transition-Teams von Trump.



Mittlerweile sollen sich die Mercers US-Medien zufolge aber von Trump distanziert zu haben. Auslöser dafür soll vor allem die stete Radikalisierung des Ex-Präsidenten und seiner Anhänger sein. Die Trennung von Matze, der mit dem Meinungsfreiheits-Argument radikale Äußerungen im Netzwerk ungebrochen verteidigte, als CEO Parlers passt in diese Entwicklung.

Wie es mit Parler nun weitergeht, ist offen. Das Unternehmen könnte, um seine Zukunft zu retten womöglich härtere Community-Regeln einführen, um wieder die Gunst von Investoren und App-Stores zu gewinnen. Damit würden aber womöglich genau die Menge an Nutzern verloren gehen, die sich aufgrund der schwachen Inhaltsregeln in der Vergangenheit für das Netzwerk entschieden.

Denn auch das Geschäftsmodell basierte darauf, speziell konservative Influencer auf die Plattform ziehen und sie mit Werbetreibenden zusammenbringen. Um Werbung zu fördern, erklärte der damalige Parler-CEO Matze einmal gegenüber dem „Forbes“-Magazin, sollte eine Großzahl von hoch engagierten Nutzern gewonnen werden, die ausschließlich in ihrer eigenen Informationswelt kommunizieren und Nachrichten konsumieren, so wie er selbst: „Ich bin schon eine Weile auf meiner eigenen Insel auf Parler. Ich schaue nicht fern, ich mache nichts, ich bekomme alles von Parler“, wird Matze von „Forbes“ zitiert.

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Womöglich könnte eine „Verharmlosung“ des Netzwerks zwar wieder online bringen, aber die Existenzberechtigung Parlers aufheben. Womöglich bemüht sich Parler damit also schlichtweg um die Quadratur des Kreises.

Mehr zum Thema: Auf den Ex-US-Präsidenten Donald Trump wartet kein gemütlicher Ruhestand. Zahlreiche Ermittlungen und Verfahren laufen gegen ihn. Es geht um eine Pornodarstellerin, eine Prachtvilla und Betrugsvorwürfe.

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