PC-Hersteller Der kreative Herr Dell

Der Dell-Gründer will der Börse erzählen, die Sanierung seines PC-Herstellers ist abgeschlossen. Quelle: dpa

Trumps Steuerreform und die Geldpolitik der Fed könnten zu einem der größten Technologie-Deals aller Zeiten führen. Der Computerbauer Dell sucht laut Berichten offenbar nach einem kreativen Weg aus der Schuldenfalle.

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Michael Dell ist ein Macher. Der baumlange Selfmade-Milliardär aus Texas hat den einst größten PC-Hersteller der Welt aufgebaut und ist für gewagte Manöver an den Finanzmärkten bekannt. Jetzt könnte er mit einem unerwarteten Zug wieder die Finanzwelt in Atem halten. Doch noch ist nichts entschieden.

Erste Gerüchte gelangten am Freitag an die Öffentlichkeit. Vielleicht sollte man sagen: Sie wurden gestreut. Es werde etwas mit Dell und VMware passieren, hieß es. Dell könnte die verbliebenen 20 Prozent von VMware übernehmen, die noch nicht im Besitz des Unternehmens sind. Die VMware-Aktie zog daraufhin kräftig an. Beigetragen hatten dazu auch Insider, die über einen erneuten Börsengang des Computerbauers Dell ventilierten.

Michael Dell und der Hedgefonds Silver Lake Partners kauften Dell im Jahr 2013 für 24,4 Milliarden Dollar von der Börse und privatisierten das Unternehmen. Ohne den Druck der Börse, so Michael Dell damals, könne und werde er Dell schneller reorganisieren und aus der PC-Krise führen.

2015 übernahm Dell dann den angeschlagenen Speicherhersteller EMC für 67 Milliarden Dollar, im Schlepptau war der Computer-Virtualisierer VMware, der zu 80 Prozent zu EMC gehörte. Eine merkwürdige Verbindung, schließlich macht VMware nichts anderes als (Dell-)PCs überflüssig, indem es Cloud-Lösungen anbietet. Aber Dell behielt VMware überraschenderweise. Dabei hätte der Verkauf einen guten Teil der Schulden der umstrittenen Akquisition abdecken können.

Das Ganze bürdete Dell Verbindlichkeiten von zuletzt noch 46 Milliarden Dollar auf, wie Bloomberg-Analyst Kiel Porter vorrechnet, auf die rund zwei Milliarden Dollar Zinsen pro Jahr entfallen dürften. Und jetzt kommt Donald Trump ins Spiel: Seine Steuerreform reduziert die Abzugsfähigkeit von Zinsen erheblich, was die Transaktion teurer macht als geplant. Gleichzeitig hat die Fed begonnen, die Zinsen anzuheben.

Es ist also an der Zeit, etwas zu tun. Laut mit der Sache betrauten Insidern, von denen Bloomberg berichtet, trifft sich der Verwaltungsrat von Dell Ende Februar, um über die Lage zu beraten. Das Unternehmen kommentierte die Gerüchte zunächst nicht.

Für Analyst Jack Gold von Gold & Associates ist die Lage relativ klar: „Mit einem Aktienmarkt auf Rekordhoch und einer Zukunft, die nicht unbedingt so toll aussieht, scheint es angesagt, ein wenig Geld rauszuziehen, bevor der Abschwung kommt (der irgendwann kommen wird). Die Steuerreform hat sicherlich auch geholfen, eins und eins zusammenzuzählen.“

Die wertvollsten Marken der Welt

Mit anderen Worten: Dell will der Börse erzählen, die Sanierung ist wie versprochen abgeschlossen, ein runderneuertes Dell ist bereit für die Aktiennotierung. Doch was, wenn die Anleger die Geschichte nicht glauben? Dann würde laut CNBC Plan B zum Tragen kommen. Das viel kleinere und börsennotierte VMware übernimmt in diesem Szenario den Giganten Dell und bringt den PC- und Serverbauer mit angeschlossenem Speicherhersteller damit durch die Hintertür wieder an die Wall Street. VMware, so die Spekulation, bezahlt die Dell-Eigentümer in bar (eher unwahrscheinlich) oder in neuen Aktien des Verbundunternehmens, die diese dann verkaufen können.

VMware-Aktionäre finden das offenbar überhaupt nicht witzig. Denn wenn Dell in VMware zusammengefaltet wird, kann der Cash-Flow des gut laufenden Unternehmens mitgenutzt werden, um Schulden abzubezahlen, die dann auch in der VMware-Bilanz stehen würden. Richtige Synergien auf Produktebene sind derzeit kaum zu erkennen. Andererseits fragt man sich, was externe VMware-Kunden denken, wenn ihr Cloudprovider endgültig Teil des Dell-Imperiums wird. Die VM-Aktie brach am Montag um 16,60 Prozent auf 125 Dollar ein. Die Marktkapitalisierung beträgt rund 55 Milliarden Dollar.

Aber Michael Dell wäre nicht Michael Dell, wenn er nicht noch ein Ass im Ärmel hätte. Der Februar ist kurz.

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