Personalcomputer „Ich will keinen Preiskrieg anzetteln“

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Wachstum?

Ist die PC-Branche, die seit Jahren schrumpft, überhaupt noch interessant?
Sie ist herausfordernd, keine Frage. 2012 beispielsweise gab es große Diskussionen, ob Tablets traditionelle Personalcomputer mittelfristig überflüssig machen würden. Heute nutzt die übergroße Mehrheit immer noch traditionelle Computer, besonders wenn starke Rechenleistung gefragt ist. Wir müssen als PC-Branche mehr darauf fokussieren, was uns relevant macht. Also wie wir mehr und gleichzeitig bezahlbare Leistung bereitstellen, für anspruchsvollere Spiele, zum schnelleren Bearbeiten von Videos oder Erzeugen von Inhalten.

Erwarten Sie, dass die PC-Branche endlich wieder wächst?
Nicht unbedingt Wachstum im Gesamtmarkt, aber weit weniger Rückgang als in den Jahren zuvor. Es ist noch immer ein bedeutender Markt mit einem erwarteten Absatz von rund 270 Millionen Personalcomputern weltweit, das High End Segment legt weiterhin zu.

Taugt die Virtuelle Realität als Wachstumsmotor?
Sie bietet neue, spannende Erlebniswelten und erfordert natürlich eine Menge Rechenleistung. Aber die Technologie ist noch nicht ausgereift, wir brauchen noch viel Innovation. Auch was die Kosten angeht, um es für möglichst viele Interessenten erschwinglich zu machen. In diesem Jahr werden ein paar Millionen Headsets für Virtuelle Realität verkauft, in ein paar Jahren erwarte ich zweistellige Millionen bei den Stückzahlen.

Sie haben sich aus dem Geschäft mit Prozessoren für Smartphones völlig zurückgezogen. Bleibt es dabei?
Ja. Die Märkte in denen wir sind, wie Prozessoren für Personalcomputer, Notebooks und Datenzentren sind groß genug. Ungefähr 50 Milliarden Dollar, wir hatten im vergangenen Jahr einen Umsatz von 4,2 Milliarden Dollar. Also genügend Raum zum Wachsen. Auch in benachbarte Märkte, wie beispielsweise maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz.

Gehört die Autobranche auch dazu?
Ja, wir sprechen mit etlichen Kunden, die unsere Grafikprozessoren mögen. Es gibt interessante Anwendungen bei Künstlicher Intelligenz. Dort werden wir noch mehr sehen.

AMD unterhielt einst große Fertigungslinien, unter anderem in Dresden. Seit deren Abspaltung in das Unternehmen Global Foundries arbeiten Sie ausschließlich mit Auftragsfertigern. Ein Nachteil?
Nein. Der große Vorteil ist, dass wir unser ganzes Forschungs- und Entwicklungsbudget in die Entwicklung von Prozessoren stecken können.

Was die schnellsten Computer der Welt können
Nummer 1 aus ChinaDer schnellste Supercomputer der Welt wird Ende dieses Jahres in China seinen Betrieb aufnehmen. Mit der Anlage „Tianhe-2“ hat sich China aus dem Stand auf den ersten Platz der am Montag veröffentlichten Liste der „Top 500“ schnellsten Rechner katapultiert. Das System, das ins Deutsche übersetzt „Milchstraße“ heißt, kommt auf eine Rechenleistung von 33,86 Petaflops (Billiarden Rechenschritte) pro Sekunde - fast die doppelte Leistung der bisherigen Nummer eins. Quelle: AP/dpa
Titan, der KlimaschützerAuf den zweiten Platz verwiesen wurde die Anlage „Titan“ des Herstellers Cray, das vom amerikanischen Energieministerium in Oak Ridge (Tennessee) unter anderem für Material- und Klimaforschung sowie für Nuklear-Simulationen genutzt wird. „Titan“ war mit einer neuartigen Architektur vor einem halben Jahr an die Spitze gelangt. Seine Leistung von 17,59 Petaflops bezieht sie dadurch, dass sie 90 Prozent der Rechenleistung von Grafikprozessoren des Herstellers Nvidia erledigen lässt. Den Rest übernehmen Mehrkern-Prozessoren von AMD. Grafikprozessoren (GPU) sind vor allem dafür ausgelegt, einfache Rechenaufgaben besonders schnell abzuarbeiten. Das Bild zeigt einen zerstörten Trailerpark nach einem Waldbrand in der Region Oak Ridge. Quelle: dpa
Jülich unter den Top-StandortenDas im Forschungszentrum Jülich betriebene und von IBM gebaute „Juqueen“ hat eine Spitzenleistung von 4,1 Petaflops und rangiert auf dem siebten Platz. Vor sechs Monaten belegte der Rechner noch Platz fünf. Der Rechner steht Forschern mit allen möglichen Projekten zur Verfügung. Quelle: dpa
„SuperMuc“ aus München SuperMuc (2,8 Petaflops) aus dem Leibniz-Rechenzentrum bei München kommt auf Platz neun (zuvor Platz sechs). Die IBM-Anlage wird von Wissenschaftlern an der Münchner Universität und der Bayerischen Akademie der Wissenschaft genutzt. Quelle: dpa
Power aus JapanWie Deutschland ist auch China unter den Top Ten mit zwei Anlagen vertreten. Japan platziert seinen K-Computer von Fujitsu auf Rang vier (im Bild). Mit seinen 800.000 Prozessoren bewältigt er bis zu 10,5 Billiarden Berechnungen pro Sekunde. Dafür ist neben der großen Anzahl an Prozessoren vor allem die Vernetzung wichtig, mit der die die einzelnen Komponenten untereinander Daten austauschen. Die USA dominieren die Top Ten mit insgesamt vier Anlagen. Quelle: PR
Drinnen ist Intel80,4 Prozent der Anlagen aus den Top 500 laufen inzwischen mit Prozessoren von Intel. Leistungsfähige Chips schafften die Möglichkeit, wichtige wissenschaftliche Forschungen auch in Zukunft weiter voranzutreiben, sagte Intel-Manager Rajeeb Hazra. Quelle: REUTERS
Viele Kabel, viel PowerOhne die großen Fortschritte beim Supercomputing wäre heute vieles in Forschungsbereichen wie der Hirnforschung, Energie- und Klimaforschung, im Gesundheitswesen, aber auch in manchen Industrien nicht möglich. Der Einsatz von Rechenleistung in kommerziellen Bereichen nehme enorm zu. Dass heute etwa neue Auto-Modelle detailreich und realistisch an Computern entworfen werden können, dürfe die gesamte Branche verändern. Ein Beispiel aus der Raumfahrt. Quelle: dpa

Aber es muss doch auch Nachteile geben?
Die Herausforderung ist, sehr eng mit den Fertigern zu arbeiten. Wir haben schon von der Geschichte her eine enge Bindung zu Global Foundries aber auch zu TSMC. Über die vergangenen anderthalb Jahre haben wir sechs Produkte mit unseren Fertigern aufgesetzt und das sehr schnell. In der Vergangenheit hatten wir bekanntlicherweise Probleme bei der Fertigung und dem Hochfahren der Produktion.

Haben Sie immer noch Verbindung zu Dresden?
Dorther kommen einige unserer Prozessoren für Notebooks. Ryzen 7 wird von Global Foundries in Malta im US-Bundesstaat New York gefertigt.

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