Marissa Mayer ist eine Getriebene – eine Frau, die immer noch ein bisschen mehr will, als von ihr erwartet wird. Ihr Leitspruch: „Tue etwas, wozu du noch nicht bereit bist – im schlimmsten Fall lernst du etwas über deine Grenzen.“ Sie tut es: Statt Neurochirurgie zu studieren, was sie eigentlich wollte, studiert sie Computerwissenschaften und Symbolic Systems, eine Mischung aus Informatik, Medienwissenschaft und kognitiver Psychologie, an der Elite-Universität Stanford. Ihr Schwerpunkt liegt auf künstlicher Intelligenz.
Dreizehn Jahre war sie bei Google – Mitte 2012 wurde sie vom Rivalen abgeworben. Ihr Ziel: Yahoo soll wieder zu einer der ersten Adressen im Internetgeschäft werden. Zu ihren ersten Schritten im neuen Unternehmen gehörte es deshalb, ein neues Führungsteam um sich zu versammeln. Sie schloss unrentable Bereiche in Südkorea und will mit neuen Diensten und Inhalten die Nutzer wieder an Yahoo binden. Mit Amtsantritt verteilte Marissa Mayer Diensthandys an ihre Mitarbeiter und sorgte für kostenloses Essen in der Kantine.
Die vermeintlichen Yahoo-Heilsbringer: Marissa Mayers Spitzenteam aus dem Jahr 2012
Marissa Mayer war im Jahr 2012 im Alter von 37 Jahren die jüngste Chefin eines US-Konzerns. In den ersten hundert Tagen bei Yahoo hat sie ihr Führungsteam neu aufgestellt und die Moral der Mitarbeiter gehoben. Ihr Glanz als pragmatische Macherin färbte damals zunächst auch auf Yahoo ab.
Henrique de Castro, damals 47, war nach Mayer die Nummer zwei bei Yahoo. Der gebürtige Portugiese verantwortete zuvor bei Google unter anderem das Banner-Anzeigengeschäft.
Ken Goldman, 63 – der Silicon Valley Veteran war damals neuer Finanzchef unter Mayer. Der Senior sollte verlorenes Vertrauen bei Aktionären und Wall Street Analysten rückgewinnen.
Kathy Savitt, 48 – sollte als Marketingchefin das Profil von Yahoo stärken. Die Online-Expertin beriet schon Amazon-Gründer Jeff Bezos, arbeitete für PepsiCo und führte zuletzt ein Internet-Unternehmen.
Sie räumte aber auch auf: Jeder fünfte Mitarbeiter musste gehen. Zu Jahresbeginn sanken die Werbeeinnahmen deutlich. Vor allem die Börsianer sind enttäuscht von Mayers Leistungen. Gerade da das Werbegeschäft, das so stark geschrumpft ist, bislang das Steckenpferd von Yahoo gewesen ist. Dass der Unternehmensgewinn dennoch gestiegen ist, liegt an harten Einsparungen und einträglichen Beteiligungen wie am chinesischen Internetkonzern Alibaba. Mayer selbst erklärte: „Ich bin zufrieden mit Yahoos Leistung im ersten Quartal.“
Marissa Mayer geriet in den vergangenen Monaten vor allem mit ihrem Führungsstil in die Schlagzeilen. Sie hat unter anderem das Home Office verboten und holte die von zu Hause aus arbeitenden Beschäftigten zurück in Büro, um die Kreativität aller Mitarbeiter zu nutzen. Sie gilt als bodenständig und sympathisch, aber auch als anstrengende Chefin, die vor allem ungeduldig und detailversessen ist. Zu ihren Stärken gehören allerdings auch ihre Intelligenz und ihr schnelles und analytisches Denken. Und Marissa Mayer gilt als bestens vernetzt - mit Facebook-Managerin Sheryl Sandberg ist sie befreundet, sie gehört z u den Beratern von US-Präsident Barack Obama, ebenso zu diesem Kreis gehören Paypal-Gründer Max Levchin, der Google-Konzernchef Larry Page und Ex-Google-Chef Eric Schmidt.
„Marissa ist als Mensch wirklich ein Alptraum, aber sie bekommt Dinge geschafft. Wenn es Voraussetzung für einen Chef-Posten wäre, ein guter Mensch zu sein, gäbe es Apple nicht und viele andere Chefsessel wären leer“, bringt es eine Google-Kritikerin auf den Punkt.