Pro Sieben Sat 1 Ebeling zündet ein Feuerwerk

Seit März ist Pro Sieben Sat 1 als erster Medienwert im Dax. Konzernchef Thomas Ebeling präsentierte am Dienstag dazu passend ein beeindruckendes Umsatzplus. Das märchenhafte Wachstum hat allerdings seinen Preis.

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Der Pro-Sieben-Chef hat den Konzern in den Dax geführt. Quelle: dpa

München Den 21. März 2016 werden sie in der Zentrale von Pro Sieben Sat 1 in Unterföhring so schnell nicht vergessen. Seit diesem Tag ist der TV-Konzern als erster Vertreter der deutschen Medienbranche im Dax notiert. Deutschlands größter privater Senderbetreiber hat das Rohstoffunternehmen K+S verdrängt.

Als wolle er die Entscheidung der Frankfurter Börse noch einmal rechtfertigen, hat Vorstandschef Thomas Ebeling an diesem Dienstag beeindruckende Quartalszahlen vorgelegt: Zwischen Januar und Ende März sind die Erlöse um gut ein Fünftel auf 802 Millionen Euro geklettert. Ein solch sattes Plus dürften nur wenige andere Dax-Konzerne zu Jahresbeginn erreicht haben.

„Wir hatten ein sehr gutes Quartal mit sehr dynamischem Wachstum“, betonte Ebeling am Morgen in einer Telefonkonferenz. Besonders bemerkenswert sei, dass das Unternehmen in allen Bereichen zulegen konnte, also auch in der TV-Werbung, dem vermeintlich schwierigsten Geschäft. Da die Menschen immer mehr Zeit im Internet verbringen, befürchtet die Fernsehbranche schon seit Jahren schwindende Reklameeinnahmen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Erlöse der TV-Sparte kletterten im ersten Quartal um fünf Prozent auf knapp eine halbe Milliarde Euro.

Das größte Plus verbuchte zu Jahresbeginn freilich die Digitaldivision. In diesem Bereich hat Ebeling das gesamte Internet-Geschäft gebündelt, dazu gehört zum Beispiel das Online-Videoportal Maxdome. Hier ist der Umsatz um 75 Prozent auf 242 Millionen Euro in die Höhe geschossen. Zwei Drittel des Zuwachses stammen aus Übernahmen in den vergangenen Monaten, zum Beispiel des Vergleichsportals Verivox. Auch die kleinste Sparte, die Filmproduktion, gedeiht prächtig: Um knapp 40 Prozent auf 63 Millionen Euro sind die Einnahmen geklettert.

Der Aufstieg in den deutschen Leitindex ist eine geradezu märchenhafte Story. Noch vor sieben Jahren war die Pro-Sieben-Sat-1-Aktie ein Pennystock: Sie notierte gerade mal bei 0,88 Euro. Im frühen Handel in Frankfurt stand der Kurs am Dienstag bei 44,60 Euro – ein Plus von rund 5000 Prozent.


Viele Start-ups auf der Einkaufsliste

Die schier unglaubliche Entwicklung ist auch der Verdienst von Ebeling. Der Manager, der zuvor für Pharma-, Lebensmittel- und Tabakfirmen wirkte, kam 2009 von Novartis. Er fand einen Konzern vor, den der Unternehmer Haim Saban aus der Insolvenzmasse der Kirch-Gruppe 2003 für vergleichsweise kleines Geld erworben und an die Beteiligungsgesellschaften Permira und KKR weitergereicht hatte. Die Finanzinvestoren hatten die Senderkette mit Schulden belastet und beinahe kaputtgespart. In Ebelings Amtszeit verabschiedeten sich diese ungeliebten Gesellschafter.

Der neue Vorstandschef beschränkte die Aktivitäten des Konzerns im Wesentlichen auf den deutschsprachigen Raum und diversifizierte ihn. So gelang es ihm, Pro Sieben Sat 1 unabhängiger von klassischen TV-Erlösen zu machen. In den ersten drei Monaten des Jahres hatten bereits 43 Prozent der Umsätze der Sendergruppe nichts mit Fernsehwerbung zu tun. Das Unternehmen investierte in digitale Reisebörsen, Preisvergleichsportale und Onlineparfümerien. Dazu verfügt der Konzern über ein Musiklabel und ist im Sportmanagement aktiv.

Das ungestüme Wachstum der vergangenen Monate hat allerdings ihren Preis. Pro Sieben Sat 1 schluckt ein Unternehmen nach dem anderen, vor allem Start-ups stehen auf der Einkaufsliste. Das kostet viel Geld und drückt den Gewinn. So ist der Überschuss im ersten Quartal nur um neun Prozent auf 66 Millionen Euro geklettert.

Ebeling stört das nicht. Der Unternehmenslenker will seinen Wachstumskurs fortsetzen. „Wir liegen voll im Plan, unsere Ziele 2016 zu erreichen“, betonte er am Dienstag. So soll der Umsatz dieses Jahr um mehr als zehn Prozent steigen. Auch das Betriebsergebnis und der Nettogewinn würden zulegen, allerdings legt sich Ebeling dabei auf keine Größe fest. Nur eins ist ihm als Botschaft an die Investoren wichtig: „Wir sind weiter zuversichtlich.“

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