ProSiebenSat.1 Das ProSieben-Digitalgeschäft wirkt stärker, als es ist

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Neue Strategie, neues Glück?

In der jüngeren Vergangenheit hat ProSieben seine Strategie sichtlich geändert. Statt junge Unternehmen zu kaufen, die mit Verlusten kämpfen, setzten die Manager auch auf etablierte Firmen, die ordentlich Cash abwerfen. Der Einfluss von Media for Equity ist infolgedessen deutlich gesunken. Einer der besten Käufe dürfte Verivox sein. Das Preisvergleichsportal kam 2015 auf eine Umsatzrendite nach Steuern von zehn Prozent. Hochgradig profitabel arbeiten auch die Partnerbörsen Elitepartner und Parship, seit der Finanzinvestor Oakley sie zusammengeführt hat und sich die beiden bei den Werbeausgaben nicht mehr gegenseitig hochschaukeln. ProSieben hat im vergangenen Jahr die Hälfte der Anteile von Oakley übernommen.

Binnen sieben Jahren führte Thomas Ebeling den Pleitekandidaten in den Dax. Wie gut sind die Chancen der Sendergruppe, sich dort zu etablieren?
von Peter Steinkirchner

Trotz der kostenlosen Konkurrenz durch Portale wie Tinder haben Parship und Elite es geschafft, dass ihre Marken zumindest im deutschsprachigen Raum für jeden, der im Internet eine ernsthafte Partnerschaft sucht, die erste Wahl sind. „Das größte Wachstum findet in der Altersklasse der 25- bis 35-Jährigen statt“, sagt Bereichsleiter van Delden. Viele Szenekenner halten die Investition für sinnvoll.

Auch Etraveli hat Potenzial, nachdem die Schweden Ende des Jahres einen Batzen Schulden getilgt und damit ihre Finanzkosten ordentlich gesenkt haben dürften. Allerdings sind die guten Firmen auch teuer. Für seinen Anteil an Parship und Elite hat ProSieben 100 Millionen Euro gezahlt und Verbindlichkeiten übernommen. Verivox kostete 243 Millionen Euro und damit das 32-Fache des Jahresgewinns von 2015.

Warum aber sollten Investoren ProSieben Geld geben, um etablierte Digitalunternehmen zu Marktpreisen zu kaufen? „Dann können sie auch gleich auf den TecDax setzen“, sagt ein Szenekenner. „Oder aber sie investieren direkt in digitale Unternehmen.“ Er warnt sogar davor, dass für die ProSieben-Aktie mittelfristig ein „Holding-Abschlag“ fällig werden könnte, wie es bei Mischkonzernen häufiger der Fall sei. „ProSieben entwickelt sich ja weg vom Fernsehsender hin zum Mischkonzern.“

ProSieben

Wie nervös die Investoren sind, zeigte sich, als Ebeling im November eine Kapitalerhöhung durchführte. Auf diesem Wege wollte er neues Geld für weitere Digitalkäufe ins Unternehmen holen. Der Kurs stürzte daraufhin ab. Mittlerweile hat sich der Preis der Aktie zwar erholt. Aber das Papier ist immer noch 13 Prozent weniger wert als noch vor einem Jahr – während der Dax in derselben Zeit von einem Höchststand zum nächsten geklettert ist.

ProSieben müsse so langsam beweisen, dass sie Digitalunternehmen nachhaltig erfolgreich machen können, sagt ein Insider. Nach zehn Jahren im Geschäft könnten sie für sich nun wirklich keinen Start-up-Bonus mehr reklamieren.

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