Quartalsbericht Tim Cook schüttet das Füllhorn über Apples Aktionären aus

Aktienrückkaufprogramm über 100 Milliarden Dollar, 16 Prozent mehr Dividende. Apple-CEO Tim Cook weiß, wie man müde iPhone-Verkäufe in ein Kursfeuerwerk verwandelt.

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San Francisco Eigentlich war es eine Zitterpartie. Mit 52,2 Millionen iPhones hat Apple im zweiten Quartal seines Geschäftsjahres, dem ersten des Kalenderjahres, die ohnehin vorsichtigen Erwartungen der Wall Street von 52,4 Millionen nicht erreichet. Von einem „Superzyklus“ des iPhones durch das neue iPhone X redet niemand mehr. Gegenüber dem Vorjahres-Quartal war der Stückabsatz nur um drei Prozent gewachsen. Das hätte, trotz guter Umsatz- und Gewinnzahlen sowie einer guten Prognose für das laufende Quartal, die Aktie auf Talfahrt schicken können.
Doch nichts dergleichen passierte. Nachbörslich lag der Kurs bis zu fünf Prozent im Plus. Etwas anderes hatte die gesamte Aufmerksamkeit von Analysten und Investoren in Beschlag genommen: Eine Dividendenerhöhung von 16 Prozent, die größte, seit Apple unter massivem Druck von Aktionärsaktivisten die Dividendenzahlungen überhaupt erst wiederaufgenommen hat.

Und das ist noch nicht alles. Auch ein gigantisches Aktienrückkaufprogramm von 100 Milliarden Dollar füttert das Kurs-Plus. Für diesen Betrag will Apple eigene Aktien an der Börse zurückkaufen. Das verspricht potenziell steigende Werte und eine gewisse Absicherung gegen fallende Kurse. Denn sobald die Aktien-Kurve nach unten zeigt, könnte Apple die Rückkäufe jederzeit kurzfristig steigern.

Das Programm ist so riesig, dass Finanzvorstand Luca Maestri im Analystengespräch kein Enddatum nennen wollte. Das könnte Rückschlüsse über die durchschnittlichen Käufe zulassen, die man vornehmen müsste.
Hinzu kommt ein weiterer gewinnankurbelnder Effekt: Der beliebte Analysewert „Gewinn pro Aktie“ steigt selbst bei konstanten Gewinnen weiter an, solange Aktien aus dem Markt gekauft werden, die dann nicht mehr in der Berechnung berücksichtigt werden müssen.
Die Wall Street zeigte sich sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie Vorstandschef Tim Cook die Milliarden aus dem Ausland in die USA zurückgeholt hat. Dank der Steuerreform von US-Präsident Donald Trump konnte der Apple-Chef das zu einer Dumping-Besteuerung erledigen.

Die Ängste vor möglichen iPhone-Problemen sind damit erst einmal vom Tisch. Zumal Cook auch die Aussichten des operativen Geschäfts rosig beurteilt. Vor allem hält er alle Warnungen vor einer Sättigung des Smartphonemarktes für übertrieben.

„Ich glaube, der Smartphonemarkt ist der beste Markt in der Geschichte der Menschheit für ein Unternehmen im Privatkundengeschäft. Und genauso fühle ich mich auch“, sagt Cook. „Jedes Jahr“, führt er aus, würden weltweit noch 500 Millionen „dumb phones“, einfache Handys, verkauft. Die meisten davon in Entwicklungsländern.

Märkte wie Indien stünden noch ganz am Anfang. Millionen Familien seien aber auf dem Sprung in die Mittelschicht. Noch sei Apples Marktanteil dort sehr gering, aber „ich sehe Gutes für uns kommen.“
Das gelte nicht nur für Entwicklungsländer. Generell sei der Marktanteil von Apple gemessen am gesamten Handymarkt nur gering, so Cook. Seine Aufgabe sei es, Kunden anderer Hersteller zum Wechsel zu bewegen. In diesem Punkt sieht er großes Potenzial. Der einzige relevante Wettbewerber ist Googles Android-Betriebssystem, auf das sich Hersteller wie Samsung oder Huawei stützten. Es hat fast 80 Prozent Weltmarktanteil.

Dieses Potenzial gilt es zu heben. Im Berichtsquartal konnte Apple zwar ein Umsatzplus der iPhone-Sparte von 14 Prozent verbuchen. Die Stückzahl wuchs allerdings nur um magere drei Prozent - eine Folge des hohen Kostenpunkts vom iPhone X. Das Smartphone wurde zu einem außergewöhnlich hohen Preis von ab 1000 Dollar vorgestellt.

Laut Cook sei es aber „in jeder Woche des Quartals“ das beliebteste iPhone-Modell bei den Käufern gewesen und auch in China die Nummer eins in der Käufergunst. Überhaupt liegt China dem Apple-Chef sehr am Herzen: Nach mehreren schwachen Quartalen sei Apple dort wieder auf gutem Weg. Das Wachstum in dem vom aufsteigenden Star zum Problemkind mutierten Land lag wieder bei über 20 Prozent.
Unterdessen liegt neben dem iPhone die größte Beachtung auf Services und Dienstleistungen. Die Zahl der Abonnenten für mindestens einen der Apple-Services sei in einem Jahr um 100 Millionen auf über 270 Millionen gestiegen. Der Bereich hat im Quartal 31 Prozent zugelegt und sei auf „gutem Weg“ das gesteckte Ziel einer Umsatzverdopplung bis 2020 zu erreichen. Mit 9,19 Milliarden Dollar Umsatz ist es der zweitgrößte Einzelbereich nach dem iPhone mit über 38 Milliarden Dollar. Mit langsameren Hardwareverkäufen liegt Apples Hoffnung jetzt auf all dem Geld, das die Käufer für Apps, Musik oder Videos ausgeben.
Für das laufende Quartal sagt Cook nun einen Umsatz in der Spanne von 51,5 bis 53,5 Milliarden Dollar aus. Von Thomson Reuters befragte Analysten hatten zuvor 51,6 Milliarden berechnet - eine positive Überraschung, da der Mittelwert der Umsatzspanne deutlich über der Analystenschätzung liegt. Zugleich ist es solide mehr als die 45 Milliarden Dollar im vergleichbaren Vorjahresquartal. Auch das trug dazu bei, Ängste vor einer größeren Erosion der iPhone-Verkäufe zu dämpfen.
Im abgelaufenen zweiten Quartal des Geschäftsjahres (das war 1. Quartal des Kalenderjahres) fuhr Apple einen Umsatz von 61,1 Milliarden Dollar ein, nach 52,9 im Vorjahr. Analysten hatten im Schnitt mit 60,9 Milliarden Dollar gerechnet. Der Nettogewinn lag bei 13,8 Milliarden Dollar nach 11,0 Milliarden im Vorjahresquartal.

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