Quartalszahlen am Mittwoch Google will die Weltherrschaft - nicht weniger

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"Google-Brain"

Mit Google bei den Eisbären
Über Google Maps lassen sich Regionen bereisen, an die man sonst nicht ohne weiteres gelangen würde. Nun ist auch ein entlegener Teil Kanadas virtuell zu entdecken, in dem Eisbären zu hause sind. Am Donnerstag veröffentlichte der Internetkonzern neues Bildmaterial anlässlich des internationalen Tags des Eisbären. So soll ein Bewusstsein für die Tiere in ihrem bedrohten Lebensraum geschaffen werden, die die meisten Menschen nur aus dem Zoo kennen. Quelle: Google
Die Bilder der Bären sollen nicht nur niedlich und faszinierend sein, das Projekt soll auch den Sinn der Menschen dafür schärfen, wie sehr die Tiere durch den Klimawandel beeinflusst und gefährdet werden. Polar Bears International hat sein Hauptquartier in Churchill. Die Mitarbeiter beobachten und erforschen die Tiere nicht nur, sie widmen sich auch der Bildung und der Sensibilisierung der Menschen für den Artenschutz. So gibt das Projekt etwa Studenten und Schülern die Möglichkeit, die Tiere und ihre natürliche Umgebung zu entdecken. Dafür werden zum Beispiel Aufnahmen der wilden Tiere in Klassenzimmer gebracht, um schon in den Kleinsten den Sinn für Umwelt- und Tierschutz zu wecken. Quelle: Google
Für das Projekt wurde ein Google Street View Trekker auf einem sogenannten "Tundra Buggy" montiert, der durch die menschenverlassene Landschaft von Churchill und die umgebende Tundra in Kanada fuhr. So entstanden 360-Grad-Panorama Aufnahmen, die die Eisbären im Schnee zeigen. Dort sieht man etwa spielerisch kämpfende männliche Eisbären oder einen Bären, der im Gestrüpp döst, während er darauf wartet, dass das Eis auf dem Meer wächst, um seinen Weg fortsetzen zu können. Die Panorama-Fotos können >>hier angesehen werden. Quelle: Google
Google veröffentlichte auch ein Video, in dem man mehr von Churchill und den Eisbären sehen und über sie lernen kann. Darin erklären Wissenschaftler von der Organisation Polar Bears International, die sich dem Schutz der Tiere verschrieben hat, warum gerade dort so viele Eisbären zu sehen sind: Die Tiere warten in der Bucht darauf, dass das Meer zufriert, um zu ihren Jagdgründen gelangen zu können. Die Erderwärmung gefährdet das Eis und damit auch das Überleben der Bären. Die Wissenschaftler erklären, wie wichtig die Eisbären für die Umwelt sind, denn sie stehen an der Spitze der Nahrungskette - verschwinden sie von der Erdoberfläche, "bricht alles zusammen", so ein Forscher. >>Hier geht es zum Video. Quelle: Google
Mit den Maps-Bildern gibt Google uns also nicht nur die Chance, Eindrücke der majestätischen Eisbären festzuhalten, die durch den Klimawandel in 50 oder 60 Jahren von der Erde verschwunden sein könnten. Es kann auch die Chance sein, die Notwendigkeit einer Änderung unseres umweltschädigenden Verhaltens zu erkennen und einen Sinneswandel einzuleiten. Quelle: Google
Denn nach Einschätzung der beiden führenden Wissenschaftsorganisationen National Academy of Sciences (USA) und Royal Society (Großbritannien) verschärft sich die globale Erderwärmung. Die Forscher erwarten laut einem gemeinsamen, am Donnerstag veröffentlichten Bericht, dass der Klimawandel nicht nur die Natur, sondern auch unsere Gesellschaft "in ihren Grundfesten erschüttern" wird. In dem Bericht warnen sie etwa davor, dass bei der Zunahme der weltweiten Temperaturen die Versorgung der Menschen mit Nahrung und Trinkwasser in Gefahr ist. Quelle: Google
Auch die Infrastruktur an Küsten sowie der Teil der Weltbevölkerung, der in Gebieten knapp oberhalb des aktuellen Meeresspiegels lebe, sei bedroht. Die Forscher mahnen, die wissenschaftlichen Beweise des Klimawandels nicht länger zu ignorieren und stattdessen endlich tätig zu werden. "Wir haben die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre verändert; das ist keine Glaubensfrage“, sagt einer der Autoren, der kalifornische Wissenschaftler Ben Santer. Quelle: Google

Um dem Geheimnis künstlicher Intelligenz näher zu kommen, schlossen Google-Wissenschaftler hier erst vor zwei Jahren 16.000 Computerkerne zusammen und zeigten dem Netzwerk drei Tage lang Youtube-Videos. Das Team hoffte, dass die Maschine genau so Informationen verarbeiten und lernen würde, wie zum Beispiel ein kleines Kind. Das Ergebnis war erstaunlich: Das sogenannte „Google-Brain“ konnte nach zehn Millionen Videobildern selbständig Objekte, Menschen und Katzen voneinander unterscheiden.

„Das ist das spannendste, was ich in den vergangenen Jahren gesehen habe“, sagte Larry Page zu Charlie Rose. Wie tief Google noch in die Welt der künstlichen Intelligenz eintauchen wird, zeigt auch eine Akquise aus dem Januar. Da kaufte der Suchmaschinengigant das kleine, britische Labor Deepmind für 450 Millionen Dollar. Und bereits Ende 2013 investierte der Konzern in den Entwickler Boston Dynamic, der für seine tierähnlichen Roboter bekannt ist. Unvorstellbar, was alles möglich wird, wenn Roboter an Googles Wissen von der Welt angeschlossen werden.

Fazit

Langsam formt sich ein Bild aus den vielen Unternehmenskäufen, die Google in den vergangenen Monaten getätigt hat. Was anfangs wie Stückwerk gewirkt hat, zeigt inzwischen wie groß die Google-Gründer denken. Den Collage-Freunden Page und Brin gelingt es, Investoren in Ruhe zu wiegen und dabei ihr ganz eigenes Ziel zu verfolgen. Daten aus aller Welt und allen Bereichen sammeln und so auswerten, dass sie der Menschheit nützlich sind.

Kritiker sehen in Google vielmehr eine Datenkrake, die private Information gezielt zu Unternehmenszwecken einsetzt. Das Firmen-Motto „Don't be evil“ („Sei nicht böse“) wirkt fast wie eine Farce. Denn ganz genau weiß niemand, wie Google Daten speichert und welche Auswertungsmöglichkeiten das Unternehmen tatsächlich hat.

So geriet Google zum Beispiel ins Visier, als die NSA-Spionagen durch den Whistleblower Edward Snowden aufgedeckt wurden. Angeblich hätten die großen IT-Konzerne mit der Regierung zusammengearbeitet. Google hat das stets bestritten. Regelrecht entrüstet zeigte sich Page: „Die Regierung hätte die Öffentlichkeit fragen müssen, ob sie die Daten abgreifen darf.“ Im Interview mit Charlie Rose schränkte der Google-Gründer aber gleichzeitig ein, dass sich die Welt nun einmal verändere. Sie würde transparenter und die Menschen würden private Informationen freiwillig Preis geben. „Wir müssen den Menschen die Wahl lassen“, gab Page zu bedenken. Weiter geht sein Verantwortungsgefühl allerdings nicht.  

Die Frage ist, inwieweit sich Menschen von Google überhaupt noch distanzieren können. Die Suchmaschine ist nicht nur in unseren Sprachgebrauch übergegangen. Sie ist zum Tor zu Informationen geworden. Und so wie Google derzeit weiter voran prescht, wird sich daran auch nichts ändern.

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