Um dem Geheimnis künstlicher Intelligenz näher zu kommen, schlossen Google-Wissenschaftler hier erst vor zwei Jahren 16.000 Computerkerne zusammen und zeigten dem Netzwerk drei Tage lang Youtube-Videos. Das Team hoffte, dass die Maschine genau so Informationen verarbeiten und lernen würde, wie zum Beispiel ein kleines Kind. Das Ergebnis war erstaunlich: Das sogenannte „Google-Brain“ konnte nach zehn Millionen Videobildern selbständig Objekte, Menschen und Katzen voneinander unterscheiden.
„Das ist das spannendste, was ich in den vergangenen Jahren gesehen habe“, sagte Larry Page zu Charlie Rose. Wie tief Google noch in die Welt der künstlichen Intelligenz eintauchen wird, zeigt auch eine Akquise aus dem Januar. Da kaufte der Suchmaschinengigant das kleine, britische Labor Deepmind für 450 Millionen Dollar. Und bereits Ende 2013 investierte der Konzern in den Entwickler Boston Dynamic, der für seine tierähnlichen Roboter bekannt ist. Unvorstellbar, was alles möglich wird, wenn Roboter an Googles Wissen von der Welt angeschlossen werden.
Fazit
Langsam formt sich ein Bild aus den vielen Unternehmenskäufen, die Google in den vergangenen Monaten getätigt hat. Was anfangs wie Stückwerk gewirkt hat, zeigt inzwischen wie groß die Google-Gründer denken. Den Collage-Freunden Page und Brin gelingt es, Investoren in Ruhe zu wiegen und dabei ihr ganz eigenes Ziel zu verfolgen. Daten aus aller Welt und allen Bereichen sammeln und so auswerten, dass sie der Menschheit nützlich sind.
Kritiker sehen in Google vielmehr eine Datenkrake, die private Information gezielt zu Unternehmenszwecken einsetzt. Das Firmen-Motto „Don't be evil“ („Sei nicht böse“) wirkt fast wie eine Farce. Denn ganz genau weiß niemand, wie Google Daten speichert und welche Auswertungsmöglichkeiten das Unternehmen tatsächlich hat.
So geriet Google zum Beispiel ins Visier, als die NSA-Spionagen durch den Whistleblower Edward Snowden aufgedeckt wurden. Angeblich hätten die großen IT-Konzerne mit der Regierung zusammengearbeitet. Google hat das stets bestritten. Regelrecht entrüstet zeigte sich Page: „Die Regierung hätte die Öffentlichkeit fragen müssen, ob sie die Daten abgreifen darf.“ Im Interview mit Charlie Rose schränkte der Google-Gründer aber gleichzeitig ein, dass sich die Welt nun einmal verändere. Sie würde transparenter und die Menschen würden private Informationen freiwillig Preis geben. „Wir müssen den Menschen die Wahl lassen“, gab Page zu bedenken. Weiter geht sein Verantwortungsgefühl allerdings nicht.
Die Frage ist, inwieweit sich Menschen von Google überhaupt noch distanzieren können. Die Suchmaschine ist nicht nur in unseren Sprachgebrauch übergegangen. Sie ist zum Tor zu Informationen geworden. Und so wie Google derzeit weiter voran prescht, wird sich daran auch nichts ändern.