Quartalszahlen am Mittwoch Google will die Weltherrschaft - nicht weniger

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Google hat die Kraft des "Sozialen" verschlafen

Auch an diesem Unternehmen soll Facebook-Gründer und –Chef Mark Zuckerberg interessiert gewesen sein.

Dass Google bei der Akquise spannender Startups immer wieder einen Strich durch die Rechnung macht, dürfte Zuckerberg gar nicht gefallen. Galt er doch eine Zeit lang als der Einzige in der Techbranche, dem es hätte gelingen können, Google das Feld um Daten und Informationen streitig zu machen. Denn während die Computerspezialisten Page und Brin voll auf ihren technischen Ansatz von Algorithmus und dazugehörigen Backlinks versteift waren, erkannte Zuckerberg das Potential von Beziehungen.

Freunden gegenüber teilen wir alles. Wir helfen, zeigen Fotos und vernetzen uns. Und Netzwerke machen abhängig. Den sozialen Trend hatte Google komplett verschlafen. Das Netzwerk Google+ ist noch lange nicht so in der Bevölkerung angekommen, wie Facebook mit über einer Milliarde Nutzern. Den Fehltritt scheint Google nun wieder wettmachen zu wollen – mit Erfolg. Nest ging an den Suchmaschinen-Giganten und liefert dem künftig spannende Informationen.

Denn der Thermostat- und Feuermelder-Hersteller gibt dem Konzern direkte Einblicke in Privathaushalte. Mittelfristig könnten Gegenstände und Geräte wie Menschen, Unternehmen und Organisationen eine Internetadresse haben und so ständig miteinander kommunizieren. Aus den Daten ließen sich komplette Bewegungsprofile über ganz privates Verhalten in den eigenen vier Wänden ablesen, befürchten Datenschützer.

Immernoch am Anfang

Larry Page sagt es anders: „Wir arbeiten seit 15 Jahren daran, Suchanfragen zu optimieren. Und wir stehen immer noch am Anfang.“ Computer seien das absolute Chaos. „Die Geräte wissen nicht, wo wir sind oder was wir genau tun“, so Page. „Wer eine gute Suche möglich machen will, muss verstehen wie Menschen suchen, also wie sie ihre Umwelt wahrnehmen.“ Um hinter unsere Verhaltensweisen zu kommen, braucht Google Daten.

Also sammelt das Unternehmen immer weiter. Welche Videos klicken wir auf Youtube an? Was posten wir auf Google+? Welche Wege suchen wir auf Maps? Und künftig: Wie kommunizieren selbstfahrende Autos im Straßenverkehr miteinander und welche Aufgaben übernehmen Roboter für uns? Je mehr Felder das Unternehmen für sich erschließt, desto mehr Daten fließen in den eigenen Algorithmus – statt zur Konkurrenz. Die Daten sollen dann bessere Antworten liefern, als jedes soziale Netzwerk.

Der künstlichen Intelligenz auf der Spur

Unterm Strich will Google nicht weniger kreieren als intelligente Maschinen, die uns im Alltag wie echte Menschen unterstützen können. Kaum ein Feld fasziniert Larry Page so sehr wie die künstliche Intelligenz – und wie sie sich im Bereich der Gesundheit, der Infrastruktur oder dem Transportwesen nutzen lässt. „Wäre es nicht wunderbar, wenn alle Krankenakten der Welt anonym der Forschung zur Verfügung stünden?“, fragt er im Ted Talk. Die Daten wären eine wesentliche Grundlage, um Forschung voranzutreiben – davon ist er fest überzeugt. Ein erster Versuch einer globalen Krankenakte unternahm Google bereits mit dem Projekt „Google Health“, das Anfang 2013 mangels Interesse jedoch wieder eingestellt werden musste.

Doch Page gibt nicht auf. Acht Milliarden US-Dollar des Google-Budgets fließen jedes Jahr in Forschung und Entwicklung – vor allem in das Geheimlabor X. Nicht weit vom Google Hauptgebäude entfernt befindet sich der gut gesicherte Backstein-Komplex des Konzerns. Nur wenige Programmierer arbeiten hier gemeinsam mit Elektroingenieuren, Maschinenbauern und Labortechnikern. Auch die Schneider des Projekts „Loon“ hatten hier ihren Arbeitsplatz. Aufgebaut hat das Forschungslabor der Solinger Sebastian Thrun. Der weltweit führende Experte für Robotik und künstliche Intelligenz arbeitet hier intensiv an den zum Teil verrückt wirkenden Ideen von Page und Brin. Oft wird der Arbeitsplatz des Deutschen mit Willy Wonkas Schokoladenfabrik verglichen, in dem alle Träume Wirklichkeit werden können ohne von der Realität vor den Toren der Innovationsschmiede eingeholt zu werden.

Nicht nur das selbstfahrende Auto und die Datenbrille Google Glass sind hier entstanden. Erst kürzlich gab Google bekannt, hier auch eine Kontaktlinse entwickelt zu haben, die konstant den Blutzucker im Körper misst.

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