Google nutzte die neue Schnittstelle, um die Werbung in der AdWords-Spalte noch passgenauer auszuspielen. Für das Marketing von Unternehmen war diese Innovation ein Segen: Endlich wussten Unternehmen, dass ihre Werbung auch genau die Menschen erreichen würde, die sich auch für die Produkte interessieren. Werbe- und Marketingagenturen liefen Sturm, hatte Google ihr Geschäft doch gerade mit einem Algorithmus entzaubert.
Reich dank Werbung
Die Geschichte von Google zeigt, warum das Unternehmen heute so unkonventionell agieren kann, wie kein anderes am Markt. Der frühe Einstieg in das Suchmaschinen-Geschäft in Kombination mit der Ausspielung von Werbung haben dem Konzern Milliarden eingebracht – die nun fleißig in Forschung und Entwicklung gesteckt worden sind.
Im Schlussquartal 2013 verdiente das Unternehmen dank des florierenden Werbegeschäfts unterm Strich 3,4 Milliarden Dollar (2,5 Milliarden Euro) – satte 17 Prozent mehr als im Vergleich zum Vorjahresquartal. Verlustbringer blieb die Handytochter Motorola mit einem Minus von operativ 384 Millionen Dollar. Ein Problem, dass Page und Brin bereits galant gelöst haben. Die Sparte wurde mittlerweile an den chinesischen PC-Hersteller Lenovo verkauft. Im Haus bleiben nur einige der Patente der Handy-Hersteller, die Google nun für seine eigene Hardware (Nexus, Chromebook) nutzen kann.
Auch für die kommenden Quartalszahlen, die der Konzern am Mittwoch vorstellt, rechnen große Analystenhäuser mit einem guten Ergebnis. Erst vor wenigen Tagen sprach Anthony DeClemente von Norma Equity Research eine erneute Kaufempfehlung aus. Zwar hätten die Recherchen eine leichte Abnahme der sequenziellen Wachstumsrate ergeben. Nach den jüngsten Kursrückgängen sei aber die Gelegenheit für ein langfristiges Investment günstig. Der Grund: Auch weiterhin werden Werbetreibende immer größere Teile ihres Budgets aus dem traditionellen Medienbereich in Richtung digitale Medien verlagern. Davon profitiert gerade die hochfrequentierte Seite Google – und damit auch die Anleger.
Das Spannende daran: Larry Page und Sergey Brin interessieren sich nur bedingt für das, was die Anleger von ihren Investitionen halten. Während Tim Cook sich trotz deutlich besserer Apple-Umsätze jedes Halbjahr neu rechtfertigen muss, warum keine Innovationen den Markt umkrempeln oder sich bestimmte Produkte nicht mehr so gut verkaufen, lehnen sich die Google-Gründer entspannt zurück. Und das nicht nur aufgrund der komfortablen finanziellen Situation.
Die Studienfreunde haben die Macht innerhalb ihres Unternehmens nie aus der Hand gegeben. Zwar besitzen sie nur weniger als 15 Prozent der ausgegebenen Aktien. Doch kontrollieren sie 56 Prozent der Stimmrechte im Unternehmen. Möglich machen das sogenannte B-Aktien, die zehn statt einer Stimme halten. So können Page und Brin Pläne schmieden und umsetzen, ohne die Investoren der Wall Street überhaupt zu informieren. Sie erhalten auf diesem Weg Googles Beweglichkeit. Es gäbe wohl kaum ein Szenario, in dem sich der Montessori-Schüler Larry Page seine Kreativität und seinen Innovationsdrang nehmen lassen würde. Erst recht nicht durch Forderungen von Investoren.