Quartalszahlen über Erwartungen Microsoft-Aktie auf Rekordhoch

Die Rechnung von Satja Nadella geht auf. Unter seiner Regie ist Microsoft ist ein neuer Konzern geworden. Er hat die Allmacht der Windows-Sparte gebrochen, das Unternehmen verdient dennoch sehr gut.

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„Mobile first, Cloud first“: Microsoft-CEO Satya Nadella krempelt das Unternehmen um. Quelle: Reuters

San Francisco Gates‘ Titel als reichster Mensch der Welt ist bis auf Weiteres wieder gesichert: Nachbörslich zog die Microsoft-Aktie am Donnerstag um bis zu 5,9 Prozent auf über 60 Dollar an. Werden die Kurse am Freitag im Wall-Street-Handel bestätigt, wäre es das erste Mal seit 1999, dass der Software-Gigant einen neuen Höchstkurs erreicht hat. Damals lag er bei 59,95 Dollar. Anschließend kam der Dotcom-Crash.

Nachdem Gates die Geschäfte an Steve Ballmer abgegeben hatte, folgte das, was später in einem „Vanity Fair“-Artikel als „Microsofts verlorenes Jahrzehnt” bezeichnet wurde. Am Ende hatte das Bürokratiemonster Microsoft das mobile Zeitalter verpasst und der Glanz von Windows verblasste.

Am 4. Februar 2014 übernahm Satya Nadella das Ruder und kein Stein blieb mehr auf dem anderen. Die Allmacht der Windows-Sparte wurde gebrochen. „Mobile first, Cloud first“ wurde zum Motto, dem sich alles unterordnen musste. Ganze bürokratische Ebenen wurden entfernt, wichtige Produkte für die Konkurrenz-Betriebssysteme Android und iOS angepasst und Open-Source-Software wurde vom Hassgegner zum Partner.
Spätestens seit Donnerstag ist nun klar, wie zuverlässig Nadellas neues Microsoft bereits im Wandel wachsen und Geld verdienen kann.

Vor allem das anziehende Cloud-Geschäft erfreute die Investoren bei der Präsentation der Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2017. Wie andere Softwareunternehmen wandelt sich Microsoft vom Verkäufer von fertigen Programmen auf CD-Roms oder DVDs zu einem Service-Unternehmen, das Software als Dienstleistung mit laufenden Updates verkauft.

Das Quartal zeigte solide Zuwächse beim Büroprodukt Office 365 und der Business-Cloud-Plattform Azure. Die Sparte „Intelligente Cloud“ insgesamt legte zum Vorjahr währungsbereinigt um acht Prozent auf 6,4 Milliarden Dollar zu. Azure, die direkte Konkurrenz zu Amazons AWS-Cloud, ist darin ein noch kleiner, aber mit einem Plus von 116 Prozent extrem stark wachsender Bereich.


Microsofts Schwächen

Der Bereich „Produktivität und Geschäftsprozesse“, zu dem Office 365 gehört, kletterte um sechs Prozent auf 6,7 Milliarden Dollar. Der Umsatz mit Firmenversionen der Office-Software wuchs massiv um 51 Prozent. Daneben haben 24 Millionen Privatkunden Office 365 aus der Cloud abonniert.

Das zusammen reichte aus, um der anhaltenden Schwäche bei Windows die Schärfe zu nehmen.

Ein Umsatzminus von zwei Prozent auf 9,3 Milliarden Dollar in der Sparte „More Personal Computing“ schlüsselt sich auf in einen zum Vorjahr unveränderten Umsatz mit Windows für Computerhersteller, einen ebenfalls unveränderten Umsatz mit Windows-Cloud-Angeboten und einen Rückgang von fünf Prozent bei Spielekonsolen und -software.

Der Umsatz mit Handys und Smartphones brach weiter um 71 Prozent ein. Die letzten Reste der Fehlinvestition Nokia sollen Anfang 2017 verkauft sein. Dafür gibt es einen Neuzugang: das soziale Netzwerk Linkedin, mit 26 Milliarden Dollar der teuerste Einkauf seit Bestehen von Microsoft.

Das alles stemmt Nadella mit einem um lediglich drei Prozent geringeren Nettogewinn als im Vorjahr, der aber nach Bilanzstandard GAAP immer noch bei 4,9 Milliarden Dollar liegt. Der Umsatz blieb mit 20,3 Milliarden Dollar sogar stabil. Das war besser, als Analysten angesichts eines rückläufigen PC-Marktes erwartet hatten. Der war im Septemberquartal rund drei Prozent eingebrochen.

Davon scheint sich Microsoft immer erfolgreicher zu lösen. Das ist es, was für Anleger zählt.

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