
Düsseldorf/München Das tat damals weh: Der defizitäre Bezahlsender hatte im letzten Quartal 2010 einen tiefroten Verlust von 407 Millionen Euro gemacht. Für Vorstandschef Brian Sullivan, der erst im April 2010 die Führung übernommen hatte, positiv betrachtet immerhin eine sportliche Herausforderung. Eine, für die er in seinem ersten Amtsjahr dann auch gut drei Millionen Euro verdient hat. Aber der Mann, Amerikaner, scheit sich bezahlt zu machen.
Kaum im Amt, verordnete Sullivan dem Sender einen Strategiewechsel und es brauchte nicht lange, bis sich die ersten Erfolge zeigten. Schon zum Jahresende hatte der von Medienzar Rupert Murdoch kontrollierte Konzern deutlich mehr neue Kunden gewonnen.
Auch im Jahr 2011 hat sich diese Entwicklung fortgesetzt, die Abo-Zahlen sind weiter gewachsen und Sky kann heute verkünden, dass der Sender seinem Ziel, wieder Gewinne zu schreiben, ein ganzes Stück näher gerückt ist. Brian Sullivan hat gute Arbeit geleistet. Der Bezahlsender, früher unter dem Namen Premiere bekannt, schreibt seit rund zwei Dekaden nur Verluste - mit Ausnahme eines einzigen Quartals im Jahr des Börsengangs 2005.
Wachsen, wachsen, wachsen
Was jetzt im dritten Quartal 2011 unterm Strich steht, hat wohl selbst Sullivan überrascht, der bei der Vorstellung der Zahlen sagte: „Wir wachsen im Moment ein bisschen schneller als wir erwartet haben.“ Netto kamen 98.000 neue Abos hinzu - mehr als doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres und mehr, als die Analysten erwartet hatten. Damit lag der Nettozuwachs 2011 bislang bei 204.000 Neukunden - bis Jahresende soll diese Zahl weiterhin auf 300.000 steigen.
Mit insgesamt nun 2,86 Millionen Abonnenten ist das Unternehmen damit auf Kurs in die schwarzen Zahlen: Nach Aussage von Sullivan braucht Sky dafür drei bis 3,2 Millionen zahlende Zuschauer. Wann genau mit dem Erreichen der Gewinnzone zu rechnen sei, wollte Sullivan jedoch nicht sagen. Nur so viel: Sky fühle sich mit seiner Prognose für 2011 wohl, sagte er in einer Telefonkonferenz.
Dank des starken Kundenwachstums, konnte Sky im dritten Quartal auch mit einem geringeren Verlust überraschen. Der Fehlbetrag vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) sank auf 18,6 Millionen Euro nach 54,9 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Unter dem Strich sank der Verlust auf 46,9 von 89,3 Millionen Euro, der Umsatz stieg um 17 Prozent auf 284,5 Millionen Euro. Auch den Umsatz pro Kunde konnte Sky von 29,45 auf 30,94 Euro steigern. Nur die Anleger honorierten dies zunächst nicht: die im MDax gelistete Aktie lag am Vormittag in einem schwachen Markt 0,9 Prozent im Minus.
Zugpferd hochauflösendes Fernsehen
Da das wichtige vierte Quartal mit dem wichtigen Weihnachtsgeschäft noch aussteht, könnte Sky noch in diesem Jahr dicht an die drei-Millionen-Marke herankommen. Vor allem will Sullivan mehr Kanäle in hochauflösender Qualität (HD) starten und die mobilen Angebote ausbauen. Das Geschäftsmodell scheint sich in die richtige Richtung zu bewegen, schriebt DZ-Bank-Analyst Harald Heider in einer Kurznotiz.
Noch ruckelt es aber, denn viele Sky-Zuschauer gucken momentan in die Röhre. Sie sind empört und frustriert, weil das neue Zugpferd, der hochauflösende Kanal "Sport HD Extra", in vielen Kabelnetzen wie zum Beispiel in NRW und in Hessen gar nicht zu empfangen ist. Schuld ist möglicherweise ein Machtkampf mit Unitymedia - auch wenn das offiziell niemand so sagt.
Seit Monaten versucht Sky vergeblich, eine Einigung mit dem Unternehmen zu erzielen, um einen Großteil der mehr als 30 HD-Kanäle von Sky auch den Abonnenten in NRW und Hessen zugänglich machen zu können. Aber ein Kompromiss ist in weiter Ferne. Unitymedia lässt Sky in die Röhre schauen. Insider gehen davon aus, dass John Malone, Chef des Unitymedia-Mutterkonzerns Liberty Global, Sky die Endkundenkontakte nicht gönnt und deshalb eine Einigung torpediert. Das ist bitter, denn Sullivan braucht die HD-Kanäle dringend, um weiter neue Abonnenten an Land zu ziehen. Für HD-Programme sind immer mehr Kunden bereit, tiefer in die Tasche zu greifen.
Kein konkreter Ausblick
Für das Gesamtjahr rechnet Sky mit einem Ebitda-Verlust zwischen 145 und 175 Millionen Euro und für 2012 will Sullivan lieber noch keinen konkreten Ausblick geben. Ist doch auf nichts mehr wirklich Verlass. In der Pressemitteilung von Sky liest sich das dann sogar unfreiwillig komisch: „Zukunftsgerichtete Aussagen unterliegen bekannten und unbekannten Risiken, Ungewissheiten und anderen Faktoren, die dazu führen können, dass die Ertragslage, Profitabilität, Wertentwicklung oder das Ergebnis der Sky Deutschland AG oder der Erfolg der Medienindustrie wesentlich von derjenigen Ertragslage, Profitabilität, Wertentwicklung oder demjenigen Ergebnis abweichen, die in diesen Aussagen ausdrücklich oder implizit angenommen oder beschrieben werden. In Anbetracht der Risiken und Ungewissheiten sowie anderer Faktoren sollten sich die Leser dieser Pressemitteilung nicht in einem unverhältnismäßigen Ausmaß auf solche Aussagen verlassen.“