Salesforce taktiert Nervenkrieg um Twitter

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Was Twitter plant

Allerdings könnte es bei Kaufinteresse ein Problem geben: Salesforce kann zwar eine Börsenkapitalisierung von 51 Milliarden Dollar vorweisen, schreibt aber rote Zahlen und hat nicht genügend Bargeld, um Twitter zu kaufen. Also müsste der größte Teil in Aktien bezahlt werden. Analysten fürchten, danach kämen auf Salesforce hohe Investitionen in Twitter zu, das ebenfalls Verluste schreibt, um das Unternehmen wieder auf Wachstumskurs zu trimmen. All das werde den Salesforce-Aktienkurs belasten.

In seiner Durchhalte-E-Mail fordert Dorsey, der erst vor einem Jahr wieder als CEO zurückgekehrte, Twitter solle sich ganz auf seine Live-Strategie als „das Nachrichtennetzwerk der Menschen zu konzentrieren“. Die Übertragung von Veranstaltungen wie NFL-Football-Spielen und der Debatte der Präsidentschaftskandidaten ist der jüngste Versuch, mehr Menschen auf die Plattform zu locken.

Kurzfristig zumindest erscheint sie erfolgreich. Mit über 17 Millionen Tweets zur Kandidaten-Debatte feierte Twitter gerade erst einen neuen Rekord. So viele Mitteilungen zu einem politischen Event gab es noch nie.

Für die kommenden Wochen werden sich mögliche Bieter erst einmal bedeckt halten und abwarten. Denn am 27. Oktober wird Dorsey die Zahlen für das abgelaufene Quartal vorlegen. Dabei erwarten Experten einen Umsatz von 590 bis 610 Millionen Dollar. Träfe Dorsey den Mittelpunkt seiner eigenen Prognose, läge der Umsatz im Jahresvergleich gerade einmal fünf Prozent über Vorjahr. Nach dem Mitgliederwachstum wäre damit dann auch das Umsatzwachstum zum Erliegen gekommen.

Schafft Twitter nicht einmal die eigenen Vorgaben, dürfte der Aktienkurs noch einmal deutlich nachgeben und die Spekulation erlöschen, was Benioff in die Hand spielen würde. Fallen die Zahlen insbesondere beim Mitgliederwachstum und bei den Werbeeinnahmen allerdings besser aus als erwartet, dann könnten auch wieder Disney und Co ihren Hut in den Ring werfen und den Twitter-Hype neu entfachen. Vor allem aber könnte Dorsey bei der Gelegenheit einmal erklären, ob Twitter wirklich zum Verkauf steht.

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