Samsung Erfolg auf Befehl

Samsung ist ein koreanischer Elektronikkonzern mit Regeln, die in westlichen Unternehmen undenkbar wären. So wurde er zu Apples schärfstem Konkurrenten.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Ein unaufhaltbarer Aufstieg - Samsung hat sich in den letzten Jahren vom Billigproduzenten zum Weltmarktführer hochwertiger Unterhaltungselektronik gewandelt Quelle: dpa

Nur wenn die Mitarbeiter hungrig bleiben, können Unternehmen erfolgreich sein – aus Managerkreisen hat man solche Frotzeleien schon gehört. Und womöglich hat der Aufstieg von Samsung damit zu tun, dass Lee Kun Hee diesen Spruch wörtlich nahm. In den neunziger Jahren begann der Konzernlenker, seine wichtigsten Führungskräfte zu täglichen Besprechungen beim Mittagessen einzuladen. Es speiste aber bloß er selbst: Lee Kun Hee, der Chairman, Sohn des Gründers, Großaktionär und bis heute die graue Eminenz eines der mächtigsten Industriekonglomerate überhaupt.

Samsung ist populär wie nie: Hundert Millionen Menschen haben sich im vergangenen Jahr ein Smartphone der südkoreanischen Firma gekauft. Samsungs Fernseher und Laptops stehen in den Wohnzimmern der Welt. Doch nur wenige ahnen, was sich hinter ihrem elektronischen Spielzeug verbirgt. Kaum jemand weiß, wie Samsung-Produkte entstehen und welche Pläne ihre Macher verfolgen. Kein Wunder, schreibt der Wirtschaftsberater und Samsung-Kenner Tony Michell, der auch die Geschichte von den hungrigen Managern dokumentiert hat: "Samsung ist eine streng bewachte Festung, aus der keine Informationen nach außen dringen sollen.

Die Festung Samsung

Die Festung ist gewaltiger denn je. Sie symbolisiert den unaufhaltsamen Aufstieg eines asiatischen Riesenkonzerns, der sich vom Produzenten billiger Massenware zum Weltmarktführer für hochwertige Unterhaltungselektronik wandelt. Dabei setzen die Südkoreaner der westlichen Unternehmensphilosophie, derzufolge Spitzenqualität vor allem bei flachen Hierarchien und maximaler kreativer Freiheit entsteht, eine radikale Idee entgegen: Samsung verbindet die Innovationskraft eines Start-ups mit Merkmalen eines autoritären Regimes.

Dies ist der Versuch, über die Mauern dieser Festung zu spähen. Eine Firma kennenzulernen, die unangreifbar scheinende Konkurrenten wie Sony an die Wand gespielt hat und sich nun mit Apple anlegt. Die inzwischen eine größere Wirtschaftskraft besitzt als die meisten Staaten der Erde. Und die von einem politisch gut vernetzten Familienclan gelenkt wird, für dessen Oberhaupt sogar Urteile der Strafjustiz außer Kraft gesetzt werden.

Anfragen zu einem Besuch in Korea lehnt Samsung ab. Erst nach Wochen ergibt sich eine Möglichkeit, mit hochrangigen Managern zu sprechen. Allerdings besteht Samsung dabei auf größtmögliche Distanz: Mitten in der nordamerikanischen Mojave-Wüste gestattet Samsung eine Begegnung, 9.600 Kilometer entfernt vom Hauptquartier in Seoul. Dort, in Las Vegas, findet zu Jahresbeginn die Consumer Electronics Show statt, die weltweit wichtigste Messe für Unterhaltungselektronik.

Die Trends der CES 2012
Die Highlights der CES 2012Die neuen Fernseher werden immer schlauer - und lassen damit viele Zuschauer dumm dastehen. Denn die wissen oft nicht mehr, wie sie mit 50 Kanälen, YouTube, Internet und den unvermeidlichen Apps klarkommen sollen. Auf der Elektronikmesse CES sucht die Branche nach Lösungen. Was der südkoreanische Konzern in diesen Tagen auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas zeigt, hat mit der Realität im Wohnzimmer der meisten Zuschauer wenig zu tun. Viele haben mittlerweile schicke Flachbildschirme, aber wer darauf YouTube-Videos, Blockbuster aus der Online-Videothek oder Urlaubsfotos von seinem PC gucken will, muss meist umständlich auf der Fernbedienung herumtippen, falls er überhaupt das richtige Menü findet. Die Fernseher können immer mehr, werden aber auch immer komplizierter. Die Branche weiß um das Problem - und will Abhilfe schaffen. Etwa mit intuitiven Fernbedienungen - bislang eine Rarität - sowie mit Stimme und Gesten, wie bei Samsung demonstriert. Einen Ansatz hat LG bereits im vergangenen Jahr vorgeführt: Der koreanische Hersteller verkauft einige Modelle mit einer „Magic Remote“, übersetzt: Zauber-Fernbedienung. Sie ermöglicht es, mit Fingergesten durch Menüs zu navigieren. Die neue Generation des Steuergerätes hat auch ein Mikrofon und gehorcht auf Sprachkommandos. Zudem hat LG eine 3D-Kamera entwickelt, die Bewegungen registriert und umsetzt. Beides - Sprach- und Gestensteuerung - bietet Microsoft mit seiner Xbox-Steuerung Kinect schon länger. Sony zieht nun nach: Wie LG bringt der japanische Konzern eine Fernbedienung heraus, die neben Fingerbewegungen auch Sprachbefehle versteht. Quelle: dapd
Hoffnung setzen die Hersteller in die OLED-Technik, die organische Leuchtdioden nutzt. Diese ermöglichen ein sehr kontrastreiches Bild und weite Blickwinkel und verbrauchen relativ wenig Strom. LG und Samsung (im Bild) stellten erstmals Fernseher mit einer wohnzimmertauglichen Größe von 55 Zoll vor. Allerdings sind die großen Panels noch deutlich teurer als herkömmliche LCD-Geräte. Konkrete Preise nannten die Unternehmen nicht. Quelle: dapd
Die Highlights der CES 2012Das Tablet erobert die Küche: Der «Qooq», ein in Frankreich entwickelter und besonders robuster Tablet-Computer. Das spritzwasser- und stoßgeschützte Gerät soll sogar mit teigverschmierten Fingern klarkommen. Ähnlich robust wie das Gerät selbst ist sein Betriebssystem: Es läuft mit Linux. Quelle: dpa
Es ist eine Mischung aus Riesen-Fernseher und Tafel: Sharp hat eine neue Serie von TV-Geräten namens „Aquos Board“ vorgestellt, die mit einem Touchscreen ausgestattet sind und einen kleinen PC eingebaut haben. Nutzer könnten auf dem Bildschirm malen, Notizen machen und die Ergebnisse abspeichern, erklärte das Unternehmen am Montag auf der Unterhaltungselektronikmesse Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas. Die „Aquos-Board“-Modelle laufen unter Windows 7 und unterstützen die Office-Programme von Microsoft. Sie sollen mit 60, 70 und 80 Zoll Bildschirmdiagonale erhältlich sein. Als Zielgruppe sieht Sharp Geschäfte und Bildungseinrichtungen. Zu Preisen und Verfügbarkeit äußerte sich das Unternehmen zunächst nicht. Eine neue Reihe leichter Fernseher richtet sich an Verbraucher. Die „Freestyle“-Reihe soll damit punkten, dass man sie innerhalb des Hauses leicht verstellen kann. Geplant sind Größen von 20 bis 60 Zoll, wobei die kleinste und mit 2,5 Kilo Gewicht auch leichteste Variante mit einem Akku herauskommt. Quelle: dapd
Während Konkurrenten wie Sony und Panasonic mit Verlusten zu kämpfen haben, verkündete Samsung-Chef Lee Kun-Hee für 2011 erneut ein Rekordergebnis. Die Präsentation eines ultradünnen OLED-Fernsehers wäre eine weiterer Höhepunkt auf Samsungs aggressivem Wachstumspfad. Zudem wird spekuliert, ob die Koreaner ihrem Smartphone Flaggschiff Galaxy 3S einen 3D-Bildschirm verpassen. Quelle: REUTERS
Web-TV ist eines der beherrschenden Themen auf der CES. Wie wichtig das Netz als TV-Konkurrent und Ergänzung geworden ist zeigen nicht nur die Geräte sondern auch Inhalte: Tom Hanks' präsentiert seine Web-Serie „Electric City“, die nach Jahre langer Entwicklungsarbeit in diesem Frühjahr bei Yahoo startet. Die futuristische Serie des Hollywood-Stars umfasst 20 Episoden in einer jeweiligen Länge von drei bis vier Minuten. Gesetzt sind die Folgen in einer scheinbar ruhigen und friedlichen Stadt in einer postapokalyptischen Welt. Viele der angesprochenen Themen berühren das soziale Gewissen, beispielsweise wenn es um Energieverbrauch geht. Auch Hanks selbst leiht einer der Serienfiguren seine Stimme. Quelle: AP
Rohan Marley, Sohn der Reggae-Legende Bob Marley, präsentiert den Ghetto-Blaster für's iPhone. "The House of Marley" heißt sein Unternehmen, rund 350 Dollar soll die tragbare Soundanlage kosten. Quelle: REUTERS

Samsung verspottet iPhone-Besitzer als unterwürfig

Der Messestand von Samsung ist in diesem Jahr einer der größten. Und der vollste.

Pophymnen aus dem Synthesizer beschallen die Ausstellungsfläche im Convention Center. Von der Hallendecke hängt ein Konstrukt aus Dutzenden Bildschirmen, ein Kronleuchter des Digitalzeitalters. Durch die Menschenmenge schlängelt sich Choi Gee Sung, der fürs Tagesgeschäft zuständige Vorstandsvorsitzende, und seine Entourage müht sich, von dem vorwärtsstrebenden Mann nicht abgehängt zu werden. Ein Gespräch mit Choi? Undenkbar. Und mit Chairman Lee? Ausgeschlossen.

Eine Betontreppe höher, in einer Etage schräg über dem Messestand, ist es etwas ruhiger. Auf den Fluren hocken Menschen in dunkelblauen Samsung-Shirts und essen aus Pappschachteln. Hinter provisorisch errichteten Stellwänden wartet ein Mann. Sein Name ist Simon Sung.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%