Die Gründe der härteren Gangart: Erstens wollen die Koreaner mit ihren Verbotsanträgen für das iPhone in Japan, Australien, Frankreich und Italien den Druck auf Apple erhöhen, sich gütlich zu einigen. Üblich ist in Patentstreitigkeiten, dass sich die Kontrahenten die Nutzung der Urheberrechte zubilligen. Die Bereitschaft dazu signalisierte Samsung Ende September, indem das Unternehmen einen Lizenzvertrag mit Microsoft für das Google-Betriebssystem Android abschloss. Microsoft hatte Urheberrechte an Android geltend gemacht. Für jedes seiner Smartphones mit Android zahlt Samsung nun geschätzt zwischen 10 und 15 Dollar an Microsoft. So leicht wird sich Samsung mit Apple jedoch nicht einigen können. Denn Konzerngründer Jobs hatte Android zu einem Feind erklärt, den er am liebsten in einem „Atomkrieg“ vernichtet hätte. „Ich würde den letzten Penny hergeben“, hatte Jobs kurz vor dem Tod seinem Biografen diktiert, „damit Android verschwindet.“
Die zweite Überlegung der Koreaner zielt darauf, dass Apple es trotz des Patentstreits nicht riskieren kann, alle Geschäftsfäden zu seinem wichtigsten Zulieferer abzuschneiden. „Apple kann sich nicht einfach von Samsung trennen“, sagt Samsung-Manager Kim. „Sie brauchen einen adäquaten Ersatz in Qualität, Quantität und Preis, das kann nur langsam gehen.“
Gutes Verhältnis
Samsung bemüht sich inzwischen, dem Konflikt langfristig aus dem Wege zu gehen. Auf die Frage, ob die Koreaner ihr Design von Hardware und Software ändern wollen, um neue juristische Probleme mit Apple zu vermeiden, erklärt der Vizepräsident für Produktstrategie Hong Won-pyo: „Die kurze Antwort lautet Ja.“ Schon im März engagierten die Koreaner deshalb den ehemaligen BMW-Chefdesigner Chris Bangle als „Master Designer“.
Bangles Mission lässt sich an den neuen Geräten von Samsung erkennen. Das künftige Smartphone-Flaggschiff der Koreaner Galaxy Nexus unterscheidet sich durch Bildschirmgröße und ein gekrümmtes Gehäuse deutlich vom iPhone. Ebenso bringt Samsung im November einen Rechner namens Slate PC mit Tastatur und Docking-Station auf den Markt, der sich auch als Tablet-Computer nutzen lässt – und klar vom iPad unterscheidet.
Samsung-Präsident Lee, ein Enkel des Konzerngründers, wünscht sich jedenfalls ein gutes Verhältnis zu Apple. Der „etwas jähzornige“ Jobs habe ihn zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit angerufen und sich eine halbe oder ganze Stunde lang beschwert, trotzdem seien sie Freunde geworden. „Samsung und Apple sollten Partner in dieser Industrie sein und konkurrieren“, sagt Lee, „fair, aber heftig.“