Samsung-Weltpremiere Galaxy S20 stößt in neue Preisdimensionen

Samsung schraubt die Preise nach oben: Das günstigste Gerät der neuen Galaxy20-Reihe kostet 900 Euro. Dann geht es hoch auf fast 1550 Euro. Quelle: AP

Samsung eröffnet in San Francisco die Premium-Handy-Saison mit vier neuen Geräten. Darunter ein Handy mit Klappdisplay. Die Neuvorstellungen zeigen: Preise jenseits von 1000 Euro werden neuer Standard.

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Es geht um ein Geschäft, das auch dank des neuen 5G Mobilfunkstandard 2020 und in den Folgenjahren wieder wachsen soll. Handy-Marktführer Samsung zog beeinflusst vom Coronavirus die Weltpremiere seiner neuen Smartphone-Reihe am Dienstagmittag kalifornischer Zeit wie geplant in San Francisco durch. Verstärkt mit Thermal-Kameras, Desinfektionsmittelspendern und – auf Anfrage – Mundschutzmasken, zur psychologischen Beruhigung der Teilnehmer.

Rund 300 Millionen Smartphones hat der südkoreanische Konzern im vergangenen Jahr verkauft und liegt damit laut Analysten von Canalys vor Huawei (240 Millionen) und Apple (rund 200 Millionen). Samsung, das im Gegensatz zu Verfolger Huawei uneingeschränkt Googles Android nutzen kann, hat nun die Chance in den nächsten Monaten seinen Vorsprung gegenüber den Wettbewerbern auszubauen – mit dem Rückenwind von 5G, den Mobilfunknetzen der neuesten Generation.

Vier Fragen sind bei neuen Edel-Smartphones zu klären: Was kann die Kamera? Welche Kapazität hat der Akku? Ist es kompatibel zu 5G? Und abhängig von den Antworten darauf, schließlich die entscheidende vierte Frage: Soll ich es mir leisten?


Barcelona ist von der chinesischen Coronavirus-Krisenprovinz Hubei weit entfernt. Doch der Ausbruch der Krankheit zieht nun auch die weltweit führende Mobilfunkmesse MWC in Mitleidenschaft.

Obwohl, bei der neuesten Flaggschiff-Reihe von Samsung sollte man vielleicht zunächst den Preis betrachten, bevor man sich näher mit den Leistungsmerkmalen der Geräte beschäftigt. Sie heißen Galaxy S20, S20+ und S20 Ultra und sind die Nachfolger der Galaxy10-Reihe. Dem neuen Samsung-Smartphone-Chef Roh Tae-moon liegt die Galaxy Reihe besonders am Herzen. Der 52-Jährige hat sie viele Jahre mitentwickelt. Seine Marketingstrategen bleiben ihrer Galaxie treu, und beamen ihr Flaggschiff auch von der Namensgebung in die 20er Jahre. Der Preis ist zwar nicht verdoppelt, stößt allerdings in neue Dimensionen vor: Nachdem Apple vor zweieinhalb Jahren mit dem iPhone X die Ära der 1000-Euro-Smartphones startete, dreht nun Samsung an der Preisschraube.

Das günstigste Gerät der Galaxy20-Reihe kostet 900 Euro und schraubt sich dann auf fast 1550 Euro hoch, liegt also preislich höher als so manches Edelnotebook. Wer vor einem Jahr tief in die Tasche gegriffen und schon damals beim Entscheiden dreimal überlegt hat, muss sich vielleicht mit den Details der neuesten Generation gar nicht mehr beschäftigen. Es spart Zeit und Frust.


Was für den Preis gilt, trifft auch auf die Dimensionen der Telefone zu – je teurer desto größer. Das Top-Modell S20 Ultra hat ein 6,9 Zoll Display (17,44 Zentimeter). Das ist schon ein ziemlicher Brocken.

Auch die Kameras haben einiges zu bieten: Die S20-Reihe ist mit neuen Kameralinsen und darauf abgestimmten Sensoren ausgerüstet. Kombiniert mit einem Weitwinkel-Objektiv liefert das Topmodell sagenhafte 108 Megapixel – der größte je in einem Handy verbaute Sensor. Wer es extrem liebt, kann so mit Digitalzoom und interner Softwareunterstützung bis aufs 100-Fache ins Bild hineinzoomen, allerdings kann man dann selbst bei besten Lichtverhältnissen keine Schärfe erwarten. Eine Spielerei: Mehr Sinn macht die Empfindlichkeit des Sensors bei schlechten Lichtverhältnissen. Wie sinnvoll die Megapixel-Aufrüstung ist, muss sich in Tests zeigen. Sie sind für Techies gedacht. Sie müssen aktiv angewählt werden. Standard im Alltag sind 12 Megapixel.

Alle Modelle der Galaxy-S20-Reihe hat Samsung mit 5G ausgestattet. Quelle: AP

Alle drei Smartphones können Videos in 8K-Qualität aufzeichnen. Das Einstiegsmodell hat drei Linsen (Weitwinkel, Tele und Ultraweitwinkel) auf der Rückseite sowie eine Frontkamera für Selfies. Die teureren Modelle haben zusätzlich eine Tiefenkamera. Der Clou: Mittels einer Spezialfunktion lassen sich alle Kameraobjektive gleichzeitig verwenden, um so bis zu 14 Fotos und Videos parallel aufzunehmen. Zwar entgeht damit gar nichts mehr. Wer sich aber jetzt schon schwer damit tut, Bilder zu löschen und zu verwalten, kriegt damit ein noch größeres Problem.

Samsung geht bei der Kamera einen anderen Weg als Apple. Der Konzern rüstet die Kamerahardware massiv auf, während Apples Ingenieure sich darauf fokussieren, mehr mittels Software herauszukitzeln. Ob das so bleibt, wird der Herbst zeigen, wenn Apple neue iPhones vorstellt.

Größere Displays verbrauchen auch mehr Strom und erhöhen das Gerätevolumen. Sie bieten allerdings auch Platz für entsprechende Akkus. Bei der Galaxy-20-Reihe sind es mindestens 4000 mAh in der Einstiegsvariante und beachtliche 5000 mAh in der Ultraversion.

Vor gut einem Jahr schockte Apple die Märkte mit einer Gewinnwarnung. Jetzt, etwa ein Jahr später, ist der kalifornische Konzern wertvoller zurück denn je. Doch auch in der neuen Stärke liegen Schwächen.
von Matthias Hohensee

Und schließlich ist die S20-Reihe das erste Galaxy-Portfolio, dessen Modelle durchgängig als 5G-Version erhältlich ist. Allerdings kann man beim S20 und S20+ auch eine Version ohne 5G wählen, die jeweils 100 Euro günstiger ist. Sollte man in diesen Preis-Regionen wirklich bei den 100 Euro sparen? Wahrscheinlich nicht, denn der Wiederverkaufswert von reinen LTE-Telefonen wird geringer sein.


Übrigens folgt Samsung einem Trend von Apple: eine Kopfhörerbuchse sucht man vergebens. Stattdessen sollen drahtlose Ohrhörer verwendet werden. In San Francisco stellte der Konzern neue vor, allerdings ohne Unterdrückung von Außengeräuschen, im Fachjargon „noise cancelling“. Die S20-Reihe kommt in Deutschland am 13. März in den Handel.

Mit dabei in diesem Jahr: ein neues Klapphandy. Vor einem Jahr stellte Samsung in San Francisco mit dem Galaxy Fold sein erstes faltbares Mobiltelefon vor und brachte es wenige Monate später eilig auf den Markt, um das Huawei Mate X zu schlagen. Überstürzt, wie sich schnell herausstellte, weil die ersten Modelle unter Qualitätsmängeln litten. Und das bei einem Preis von immerhin 2000 Dollar. Es gab einen Neustart und inzwischen scheint der Konzern die Probleme im Griff zu haben. Angeblich hat er bislang eine halbe Millionen Folds verkauft, allerdings weit unter den Erwartungen von einer Million Stück.
 Am Dienstag hat das Fold eine jüngere Schwester bekommen.

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