Samsung-Weltpremiere Galaxy S20 stößt in neue Preisdimensionen

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Galazy Z Flip, die jüngere Schwester des Fold

Mutet der große Bruder wie ein modernisierter Nokia Communicator an und zielt auf Tablet-Nutzer, erinnert das Galaxy Z Flip an Zeiten, als Motorola mit seinem Razr Erfolge feierte. Das ist knapp 15 Jahre her. Motorola Mobilitys neuer Eigentümer Lenovo hat im November selber eine Neuauflage seines Razr mit einem faltbaren Display vorgestellt. Er kommt jetzt verspätet in den USA für 1500 Dollar in die Geschäfte und tritt nun direkt gegen Samsungs Klapphandy an.

Das rächt sich nun: „Gegen Samsungs Z Flip hat Motorola meiner Meinung nach keine Chance“, meint Analyst Anshel Sag von Moor Insights & Strategy. Er meint damit nicht nur die Marketing- und Marktmacht von Samsung. Sondern, dass der Konzern verspricht, dass sich sein Flip 200.000 mal falten lässt, was im täglichen Gebrauch mindestens sechs bis acht Jahre vorhalten sollte. Motorola garantiert nur einen Bruchteil davon.

Das Z Flip hat einen 6,7 Zoll Bildschirm, der sich in der Mitte durch ein spezielles Scharnier und ein biegbares Display so zusammenklappen lässt, dass man keine Falte bemerkt. Zusammengeklappt hat das Gerät ungefähr die Größe einer Brieftasche. Zugleich lässt es sich ähnlich wie ein Laptop-Bildschirm aufklappen und positionieren. In einem 90 Grad Winkel lassen sich die obere und untere Hälfte als separate Display nutzen – so kann man oben Videos schauen und unten nach anderen Inhalten suchen.

Samsungs neues Klapphandy Z Flip soll ab dem 21. Februar im deutschen Handel zu bekommen sein – für satte 1480 Euro. Quelle: AP

Oder man macht Langzeitaufnahmen oder Gruppenbilder mit Selbstauslöser ganz ohne Stativ, in dem man das Telefon einfach aufgeklappt auf einen festen Untergrund stellt.

Bei der Kamera geizt Samsung allerdings, neben einer Frontkamera hat das Gerät nur einen Weitwinkel und Ultrawinkel. Den mehr professionellen Markt will man der Galaxy-S-Klasse vorbehalten.

Praktisch, fast quadratisch, teuer: Beim Z Flip zahlt man als Frühanwender einen heftigen Preis für das Early-Adopter-Privileg. Das Z Flip wird heftige 1480 Euro kosten und kommt am 21. Februar in den Handel.

Sowohl Samsung als auch Motorola werden wiederum die Frage beantworten müssen, ob überhaupt Interesse an platzsparenden Kompakthandys besteht. Schließlich haben sich die Nutzer in den vergangenen Jahren an die übergroßen Smartphones gewöhnt, deren Kameras mit einem Handgriff einsatzbereit sind und im Auto als Navigationsgerät dienen. Aber vielleicht hat Samsung seine S20-Reihe – selbst das Einstiegsgerät ist mit 6,2 Zoll Display riesig – extra größer gemacht, um den Absatz der kompakten Klappdisplay-Handys etwas anzuschieben.

Können die neuen Geräte den Verkauf von Smartphones beflügeln? Laut dem Beratungsunternehmen Gartner wird der weltweite Mobiltelefonabsatz in diesem Jahr wieder wachsen. Zwar nur um 1,7 Prozent, auf etwa 1,77 Milliarden Geräte, doch es ist ein Fortschritt gegenüber 2019 als die Stückzahlen laut Gartner um etwa 2 Prozent nachgaben, etwa wegen einer sich einstellenden Marktsättigung.

Getrieben wird die neue Nachfrage von den nunmehr endlich verfügbaren 5G-Telefonen und damit vom asiatischen Raum, wo die Netze wesentlich schneller als in Europa und Nordamerika ausgebaut werden. „Wir erwarten, dass 2023 schon die Hälfte der weltweit verkauften Mobiltelefone 5G-Geräte sind“, sagt Gartner-Analystin Annette Zimmermann.

Zwar ist umstritten, wie nützlich der neue 5G-Standard im Alltag tatsächlich ist. Er offeriert wesentlich höhere Datenraten, Fotos und Videos lassen sich so schneller herunterladen und verschicken. Die Gesprächsqualität wird jedoch nicht besser.

Noch ist nicht klar, welche Preise die Mobiltelefongesellschaften mittelfristig für den Datenturbo verlangen werden. Schließlich müssen sie die Milliarden für die Ersteigerung der Funkfrequenzen wieder hereinholen. Auch die Netzinfrastruktur muss erweitert werden, nicht nur bei den Basisstationen.

Doch Zimmermann ist sich ihrer Prognose ziemlich sicher. Aus einem einfachen Grund: „Es wird nur noch 5G-Chipsets geben“, sagt sie.

Mit anderen Worten: Wer ein modernes Mobiltelefon mit neuem Prozessor haben möchte, muss notgedrungen zu 5G greifen. So kann man ein Update auch erzwingen.

Im Herbst wird Apple wohl mit eigenem 5G-iPhone zu den anderen Smartphone-Anbietern nachziehen und Marktführer Qualcomm hat seine Snapdragon-Reihe bereits vollständig auf 5G umgestellt. Nicht nur für Premium-Smartphones, sondern auch Mittelklasse-Handys sollen sie nutzen können. 4G-Telefone sind damit Auslaufmodelle. So kann man auch für Wachstum sorgen.

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