SAP Entlasse nicht die Falschen!

SAP-Chef Christian Klein will 3.000 Stellen im Unternehmen abbauen. Quelle: dpa

SAP präsentiert gute Zahlen, will aber 3000 Mitarbeiter entlassen. Schon einmal musste das Unternehmen nach Entlassungen Rückholaktionen starten. Das darf nicht noch mal passieren. Ein Kommentar.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Wenn Unternehmen Mitarbeiter entlassen wollen, dann tun sie das am besten unter dem Radar. Oder sie tun es in einer Zeit, in der die ganze Branche entlässt – sodass der eigene Stellenabbau kaum noch ins Gewicht fällt.

2,5 Prozent der Belegschaft, 3000 Stellen insgesamt, 200 Arbeitsplätze sind in Deutschland betroffen. SAP reiht sich ein in die Gruppe von Tech-Unternehmen, die teils im deutlich größeren Stil Stellen streichen. Konkurrent Salesforce entlässt jeden zehnten Angestellten, bei Microsoft fallen 10.000 Arbeitsplätze weg, der IT-Konzern IBM entlässt 3900 Mitarbeiter. Von Twitter, Meta, Alphabet und Spotify noch gar nicht angefangen.

SAP ist nicht ungeübt in Stellenstreichungen, oder „Restrukturierungsprogrammen“, wie es im geschönten SAP-Sprech heißt. 886 Millionen Euro ließ es sich der DAX-Konzern kosten, als er 2019 4400 Stellen abbaute. „Wir haben ein starkes Kerngeschäft“, konstatierte der damalige SAP-Chef Bill McDermott damals.

Lesen Sie auch: Mercedes verklagt SAP – Teurer Abschied vom Russlandgeschäft

Nicht mehr als 300 Millionen Euro soll der nun angekündigte Abbau von insgesamt 3000 Stellen kosten. Und SAP wohl wieder das verschaffen, was das Unternehmen laut Ex-Chef McDermott 2019 bereits hatte: ein starkes Kerngeschäft.
Doch Entlassungen können auch nach hinten losgehen: Als Twitter-Chef Elon Musk Ende letzten Jahres über die Hälfte der Twitter-Mitarbeiter entließ, erwischte es auch die falschen – die der verzweifelte Unternehmer in Rückholaktionen zurückbeorderte. SAP hat 2019 Ähnliches erlebt: „Know-how ist einfach weg, was man durchaus noch gebraucht hätte“, sagte der heutige Betriebsratschef Eberhard Schick damals. „Das zeigen ja auch die Rückholaktionen, von denen man im Nachgang erfahren hat.“

Warum in der Tech-Branche Zehntausende Jobs wegfallen

Als SAP 2019 4400 Mitarbeiter entließ, stellte Personalchef Cawa Younosi direkt klar: „Wir gehen davon aus, dass wir Ende des Jahres mehr Mitarbeiter haben werden als jetzt.“ Damit sollte er recht behalten.

Diesmal scheint das anders zu sein: Der Konzern erhofft sich durch den Jobabbau in diesem Jahr einen „moderaten Kostenvorteil“. Ab 2024 will er durch die Streichungen dann jährlich bis zu 350 Millionen Euro einsparen.

Bewerbung beim Geheimdienst So späht der BND seine künftigen Spione aus

Eine Ausbildung der klammheimlichen Art: Der Bundesnachrichtendienst muss genau prüfen, wen er einstellt. Und schult Talente schon mal im Café um die Ecke.

Neue Fondsmanager Managerwechsel in der Fondsbranche: Was Anleger wissen sollten

Milliardenschwere deutsche Fonds haben neue Manager bekommen. Ein bekanntes Team geht nicht freiwillig. Anleger sollten handeln.

Bankgebühren So wehren sich Bankkunden gegen steigende Kontogebühren

Wenn Banken ihre Kontogebühren erhöhen, müssen sie sich an gesetzliche Regeln halten. Tun sie das nicht, können sich Kunden dagegen wehren.  

 Weitere Plus-Artikel lesen Sie hier

„Die SAP ist widerstandsfähiger als je zuvor“, sagte Christian Klein bei der Vorlage der Quartalszahlen. Um das zu bleiben, sollte Klein gut aufpassen, nicht die falschen Mitarbeiter zu entlassen. Ohne sie droht die Widerstandsfähigkeit verloren zu gehen.

Dieser Beitrag entstammt dem WiWo-Newsletter Daily Punch. Der Newsletter liefert Ihnen den täglichen Kommentar aus der WiWo-Redaktion ins Postfach. Immer auf den Punkt, immer mit Punch. Außerdem im Punch: der Überblick über die fünf wichtigsten Themen des Tages. Hier können Sie den Newsletter abonnieren.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%