SAP-Entwicklerkonferenz Sapphire Now „Wir machen alles intelligent“

SAP setzt künftig auf Künstliche Intelligenz: Ein digitaler Assistent soll Nutzern die Menü-Navigation erleichtern. Auf der Sapphire Now hat der Konzern einen Einblick gegeben, wie er sich intelligenter aufstellen will.

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Der deutsche Softwarekonzern führt einen digitalen Assistenten mit dem Namen Co-Pilot ein. Dieser nimmt in einem Chat Befehle entgegen, zumindest in der Cloud-Version des Programmpakets S4/Hana. Quelle: dapd

Orlando Wie hoch war der Umsatz in Europa? Und wie Kunden haben in den USA einen neuen Vertrag unterschrieben? Wer mit SAP-Programmen arbeitet, muss künftig nicht mehr durch komplizierte Menüs navigieren, um solche Informationen auf den Schirm zu rufen: Der deutsche Softwarekonzern führt einen digitalen Assistenten mit dem nüchternen Namen Co-Pilot ein. Dieser nimmt in einem Chat Befehle entgegen, zumindest in der Cloud-Version des Programmpakets S4/Hana.

Der Assistent ist nur ein Beispiel dafür, dass SAP auf Künstliche Intelligenz setzt. Das Unternehmen wolle Menschen, Dinge und Unternehmen „intelligent vernetzen“, versprach Vorstandssprecher Bill McDermott diese Woche auf der Sapphire Now in Orlando, der größten Kundenkonferenz des Konzerns. Und Aufsichtsratschef Hasso Plattner sagte: „Wir wollen alles intelligent machen.“ So sollen immer mehr Prozesse im Unternehmen automatisch ablaufen – ob bei der Auswahl von Bewerbern, der Beantwortung von Kundenanfragen oder der Auswahl von Lieferanten.

Künstliche Intelligenz (KI) ist für die IT-Branche das Thema der Stunde. Google kündigte jüngst an, alle Produkte mithilfe der Technologie zu überarbeiten, auch Microsoft und Amazon, IBM und Salesforce investieren massiv. Die Ausgaben für KI einschließlich Hardware, Software und Diensten wachsen nach einer Prognose des Marktforschers IDC von acht Milliarden Dollar in diesem Jahr auf 47 Milliarden Dollar im Jahr 2020.

Auch für SAP ist das Thema von strategischer Bedeutung – die Technologie hat das Zeug, auch große Unternehmensanwendungen, wie der deutsche Konzern sie entwickelt, zu revolutionieren. Der Konzern werde „ohne Wenn und Aber der führende Anbieter“ bei intelligenten Anwendungen für geschäftliche Software, sagte McDermott dem Handelsblatt im November. Doch trotz dieser selbstbewussten Ankündigung bisher gibt es nur wenige Beispiele, wie das konkret aussehen soll.

Auf der Sapphire Now hat der Konzern einen Einblick gegeben, wie er sich die intelligente Firma vorstellt. Eine neue Funktion der E-Commerce-Lösung soll beispielsweise den Kundenservice erleichtern, indem sie Anfragen analysiert und gleich an die richtigen Mitarbeiter weiterleitet. Aus deren Lösungen lernt das System, wie es mit solchen Problemen künftig umgehen könnte. „Das ist der erste Schritt in Richtung eines eigenständigen Kundenservice“, erklärte Innovationschef Jürgen Müller nach der Präsentation im Unternehmensblog.


Künstliche Intelligenz im Personalwesen

Auch im Personalwesen will SAP Künstliche Intelligenz einsetzen. So analysiert eine Software die Lebensläufe von Bewerbern und schlägt ihnen aufgrund ihrer Erfahrungen und Ziele passende Stellen vor. Und Vertriebler sollen künftig Kundendaten analysieren können, um das Potenzial für zusätzliche Geschäfte oder die Gründe für Kündigungen zu identifizieren – die Software greift dafür auf Daten aus der Vergangenheit zurück, um Muster zu erkennen. Weitere Lösungen sind in Arbeit, etwa für den Handel, fürs Marketing und die Finanzabteilung.

SAP will sich bei der Entwicklung zunutze machen, dass zahlreiche Geschäfte über die eigenen Systeme abgewickelt werden – nach eigenen Angaben betrifft das 76 Prozent aller Transaktionen weltweit. Diese großen Informationsmengen seien eine Quelle für Erkenntnisse, erklärte McDermott. „Der Schlüssel, um die Dinge richtig anzugehen, sind Daten – sie sind das neue Gold.“

Die Neuerungen in Sachen Künstlicher Intelligenz sind Teil eines Werkzeugkastens, mit dem SAP den Kunden die Digitalisierung erleichtern will. Unter dem Namen Leonardo fasst der Konzern Technologien wie Big Data, Künstliche Intelligenz, Internet der Dinge und Blockchain zusammen. „Das ist für unsere Firma der größte Schritt seit Hana“, sagte McDermott in Anspielung auf die Datenbanktechnologie, die der Konzern 2010 vorstellte und derzeit zur technischen Grundlage aller seiner Anwendungen macht.

Künstliche Intelligenz soll bei SAP nach Vorstellung von Chefaufseher Plattner in den nächsten Jahren noch an Bedeutung gewinnen. „Wir haben den Wandel zum Cloud Computing geschafft“, sagte er dem Handelsblatt im Vorfeld der Sapphire. Das modernisierte System S4/Hana sei weitgehend ausgereift – „jetzt haben wir Kapazität, neue Sachen zu machen.“

Die Zukunft des Unternehmens liege darin, neue Anwendungen und Geschäftsmodelle zu unterstützen – dabei spiele Künstliche Intelligenz eine entscheidende Rolle. „Wenn man ein Auto selbstlernend machen kann, können wir das vielleicht auch mit Unternehmenssoftware machen.“ Dabei wolle SAP stark mit Kunden zusammenarbeiten: „Die zukünftigen Anwendungen werden von einer Komplexität sein, dass man sie nicht mehr ohne das Domänenwissen der Kunden entwickeln kann.“

Plattner hat sich ehrgeizige Ziele gesteckt. „Im Zuge der Internetrevolution sind einige Unternehmen in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit an uns vorbeigezogen“ – etwa Google, Facebook und Apple. Deren Wachstum müsse ein Ansporn sein, dass SAP mehr neu erfinde. Einfach auf hohem Niveau weiterzumachen, reiche in der Technologiebranche nicht: „Wir müssen den Anspruch haben, IBM und Oracle gemessen an Bedeutung und Börsenwert zu überholen.“

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