SAP-Mitgründer Hasso Plattner: „Ich lasse mich nicht unter Druck setzen“

Hasso Plattner: „Ich lasse mich nicht unter Druck setzen“ Quelle: imago images

Paukenschlag auf der SAP-Hauptversammlung: Aufsichtsratschef Hasso Plattner kann das Aktionärstreffen wegen Corona nicht leiten und wendet sich per Video an die SAP-Anteilseigner – mit deutlichen Botschaften.

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Auch bei Deutschlands Vorzeigekonzern SAP hinterlässt Corona ihre Spuren. Und so eröffnete die heutige Hauptversammlung, die erstmals virtuell per Videokonferenz stattfindet, nicht der Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender Hasso Plattner. Der habe wegen der Pandemie nicht nach Walldorf reisen können, entschuldigte ihn die Aufsichtsrätin Friederike Rotsch zur Eröffnung des Aktionärstreffens – und ließ eine Videobotschaft des SAP-Mitgründers abspielen.

„Die Reisebeschränkungen haben mich ins Homeoffice in Kalifornien verbannt“, sagte ein sichtlich zerknirschter Plattner vor einer dunklen Holzvertäfelung sitzend. Kein Wunder, schließlich waren die vergangenen Wochen wegen des überraschenden Abgangs der amerikanischen Co-Chefin Jennifer Morgan sehr turbulent.

„Als Bill McDermott im Oktober des vergangenen Jahres SAP verließ, haben wir ein Co-CEO-Modell gewählt. Damals war ich davon überzeugt, dass das für das Unternehmen die richtige Entscheidung ist“, sagte Plattner in seiner Botschaft an die Aktionäre. Allerdings seien die Diskussionen über die Strategie des Unternehmens seit Jahresanfang langsamer vorangeschritten als gedacht; zudem habe die Corona-Pandemie den Druck noch einmal erhöht. „Wir können es uns nicht leisten, uns durch interne Diskussionen zu lähmen, daher mussten wir handeln“, so Plattner über seine Entscheidung für Christian Klein als Allein-CEO von SAP.

Aufsichtsratschef Hasso Plattner leitet SAP fast wie einen inhabergeführten Mittelständler. Das hat der jüngste CEO-Wechsel einmal mehr belegt. Für Deutschlands Vorzeige-IT-Konzern entwickelt sich das zum Handicap.
von Michael Kroker, Matthias Hohensee

„Mir ist wichtig zu sagen, dass es keine Entscheidung gegen eine Frau war“, schob Plattner noch nach. „Das Geschlecht spielte keine Rolle bei Jennifers Auswahl – daher spielte es auch keine Rolle bei ihrer Abberufung. Ich wünsche ihr alles Gute!“

Aktionärsvertreter sehen ihren Ausstieg jedenfalls kritisch: „Durch den Weggang von Jennifer Morgan fehlen die US-Expertise und die dortige vertriebliche Ausrichtung“, so Ingo Speich, Leiter des Bereichs Corporate Governance bei der Fondsgesellschaft Deka, in seiner vorab verbreiteten Statement an das Unternehmen. „Die Unwucht im Topmanagement mit einem starken europäischen Fokus muss reduziert werden. Die USA als der wichtigste Markt darf nicht hinten runterfallen.“

Ähnlich äußerte sich Markus Golinski von der Fondsgesellschaft Union Investment in seinem Redebeitrag für die virtuelle SAP-Hauptversammlung, der den neuen Vorstandschef Christian Klein aufforderte: „Sorgen sie schnell dafür, dass die dadurch verursachte Unsicherheit und Unruhe ein Ende findet.“

Auch Plattner richtete den Blick auf den gerade mal 40-jährigen Vorstandschef: „Ich kenne Christian Klein, seit er als Werksstudent bei uns anfing“, so der Aufsichtsratschef in seinem Video. Er sei mit seiner Erfahrung trotz seines jungen Alters der Richtige für den Job an der Spitze. „Er hat nicht nur mein Vertrauen, sondern das meiner Kolleginnen und Kollegen im Aufsichtsrat und im Vorstand.“

Schon vor der heutigen Hauptversammlung hatte der 76-jährige Aufsichtsratsboss angedeutet, seinen Job doch nicht bereits 2022 auslaufen zu lassen – so wie er es noch auf dem Aktionärstreffen im vergangenen Jahr angekündigt hatte. „Ich kümmere mich in dieser Amtszeit um einen Nachfolger, das habe ich letztes Jahr gesagt“, sagte Plattner. Die Ereignisse rund um Corona hätten ihn allerdings vorsichtiger gemacht. „Ich lasse mich hier nicht unter Druck setzen und suche so lange, bis ich eine würdige Nachfolge gefunden haben.“

Anders ausgedrückt: Plattner, der ewige Diktator des Softwarekonzerns aus Walldorf – und die Ewigkeit dauert bei SAP noch ein bisschen länger.

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