Der Markt für Software zur Unternehmenssteuerung wächst seit Jahren kontinuierlich: Laut Berechnungen des amerikanischen IT-Marktforschers IDC stiegen die Umsätze weltweit allein zwischen 2015 und 2017 von 52,3 Milliarden Dollar auf 61,4 Milliarden Dollar. Das ist ein Plus von mehr als 17 Prozent in zwei Jahren.
In vielen Unternehmen, die neue solche Software einführen, ist der Frust zunächst groß, wie die WirtschaftsWoche in einer umfangreichen Analyse beleuchtet. Eine Trendumkehr ist aber nicht in Sicht. Ein Marktüberblick.
Wer sind die großen Player?
Das Ranking der wichtigsten Anbieter ist seit Jahren relativ stabil: SAP ist mit einem Marktanteil von knapp 15 Prozent fast doppelt so groß wie die beiden nächsten Player Intuit und Oracle mit jeweils gut acht Prozent. Beide Unternehmen sind in Kalifornien beheimatet. Auf den Plätzen folgen Microsoft aus Redmond im US-Bundesstaat Washington und Sage mit Hauptsitz in Newcastle in Großbritannien.
Wie sehen die Prognosen aus?
Wichtigster Antreiber für das Wachstum ist laut IDC die digitale Transformation: Sie sorgt dafür, dass immer mehr Unternehmen ein zentrales Softwarepaket mit Buchhaltung, Personalwesen bis hin zu Einkauf und Logistik einführen.
Neben der Digitalisierung treibt Cloud Computing den Markt für Unternehmenssoftware voran: Statt die Softwarepakete aufwändig auf Servern im eigenen Unternehmen zu installieren und aktuell zu halten, nutzen immer mehr Firmen voreingestellte Angebote aus der Internet-Wolke. Entsprechend massiv bauen die Software-Hersteller ihr Cloud-Angebot aus: SAP beispielsweise hat im Geschäftsjahr 2018 rund fünf Milliarden Euro in der Cloud erwirtschaftet – rund ein Fünftel des Gesamtumsatzes von 24,7 Milliarden Euro.
Der Cloud-Boom sorgt zudem dazu, dass die Karten bei den Anbietern ein Stück weit neu gemischt werden. „Microsoft hat in den vergangenen Jahren mit seinem Cloud-Angebot Dynamics365 mächtig aufgeholt“, sagt Axel Oppermann, Chef und Gründer des IT-Analysehauses Avispador aus Kassel. Dadurch könnten die Redmonder mittelfristig auch im Gesamtmarkt bei Unternehmenssoftware zulegen.
Ein weiteres Boomsegment sind Programme zum Management von Kundenbeziehungen (Customer Relationship Management, CRM). Nach einer Studie des IT-Marktbeobachters Gartner hat das CRM-Geschäft im Jahr 2017 mit einem globalen Umsatz von 39,5 Milliarden Dollar erstmals das Geschäft mit Datenbanken überholt – und steht nun sogar auf Platz eins der wichtigsten Märkte innerhalb der Unternehmenssoftware.
Laut Gartner-Prognose sollte das CRM-Geschäft 2018 um weitere 16 Prozent zulegen – stärker als alle anderen Segmente. Zum Vergleich: Die Nachfrage nach Software zur Steuerung von Geschäftsprozessen – das Stammgeschäft von SAP – wuchs im Jahr davor nur um gut zehn Prozent.
Vor welchen Herausforderungen steht der Marktführer?
Ausgerechnet in diesem wichtigen Wachstumsmarkt schwächelt SAP. Nach Zahlen von IDC sank der Marktanteil der Walldorfer hier in den vergangenen fünf Jahren von acht auf zuletzt gut sechs Prozent. Im gleichen Zeitraum steigerte Salesforce die Verbreitung seiner Produkte von gut 12 Prozent im Jahr 2013 auf zuletzt knapp 20 Prozent. „Der strategische Vorteil von Salesforce gegenüber den Wettbewerbern, hier insbesondere SAP, ist, dass es sich um eine integrierte Lösung handelt“, sagt Avispador-Analyst Oppermann.
SAP versucht seit vergangenem Jahr gegenzuhalten: Mitte 2018 haben die Walldorfer aus der Kundenmesse Sapphire in Orlando ein neues integriertes CRM-Produkt namens C/4Hana vorgestellt, in dem die bisherigen Einzellösungen des Konzerns gebündelt werden sollen. Wie SAP-Mitgründer und Aufsichtsratschef Hasso Plattner damals beteuerte, handelt es sich dabei um die „größte Entwicklungsinitiative, die es jemals bei SAP gegeben hat“.
Wann C/4Hana fertig ist, haben die Walldorfer bisher noch nicht gesagt. Marktbeobachter erwarten erste Ergebnisse auf Sicht von ein bis zwei Jahren. Bis dahin müssen die Entwickler die vielen CRM-Einzelprodukte wie SAP Customer Cloud, Callidus, Hybris oder Gigya zu einem Produkt aus einem Guss mit einer einheitlichen Nutzeroberfläche zusammenführen.
Bleibt nur die Frage, ob das neue SAP-Großprodukt C/4Hana den Unternehmen bei der Einführung dereinst vergleichbare Probleme bereitet wie die klassische Unternehmenssoftware.





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