Schlechte Quoten RTL landet mit „Winnetou“ einen Flop

Der dritte Teil des Karl-May-Klassikers „Winnetou” erreicht nicht einmal mehr drei Millionen Zuschauer. In den sozialen Medien machen Zuschauer ihrem Ärger Luft. ARD und ZDF lassen den Kölner Privatsender alt aussehen.

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Selbst mit bekannten Schauspielern wie Wotan Wilke Möhring (links) konnte RTL den Quotenrückgang in den drei Teilen nicht vermeiden. Quelle: RTL

Wien Das bittere Ende eines aufwendigen Fernsehdreiteilers: RTL erlebt mit „Winnetou“ eine Quotenschlappe. Die dritte und letzte Folge des Karl-May-Klassikers, „Der letzte Kampf“, wollten am Donnerstagabend nur noch 2,97 Millionen Zuschauer sehen. Den Kampf um das Publikum zur besten Sendezeit hat die Bertelsmann-Fernsehtochter haushoch verloren.

Den Sieg holte mit großem Abstand das ZDF. Die österreichische Krimiserie „Soko Wien“ des Zweiten erreichte stolze 5,90 Millionen Zuschauer. Auf Platz zwei kam die ARD mit der von Günther Jauch produzierten Unterhaltungsshow „2016 – Das Quiz“ mit 5,62 Millionen Zuschauern.

In den sozialen Medien machten viele „Winnetou“-Fans ihrem Unmut über die RTL-Produktion Luft. „Hier gibt es leider keinen Mehrwert gegenüber der Vorlage: keine bessere Action, keine Komik, keine Selbstironie... halt schlecht gemacht. Selbst die Kinder sagen, das Original ist besser. Kein Wunder, dass die Zuschauer ausbleiben“, schreibt Olaf Arndt auf Facebook. „Eigentlich sollte der Sender wissen, dass man mit solchen Literaturverfilmungen nichts mehr reißen kann“, meint Christian Nauendorf vorwurfsvoll. Das sah RTL-Deutschlandchef Frank Hoffmann bei der Programmplanung anders. Er ist das Risiko der Neuverfilmung eingegangen und hat mit dem Projekt nun eine Bauchlandung hingelegt.

Das Quoten-Desaster für Deutschlands größten Privatsender zeichnete sich schon im Vorfeld ab. Bereits den zweiten Teil „Das Geheimnis vom Silbersee“ wollten nur noch 4,3 Millionen Zuschauer sehen. Bitter schon damals für RTL: eine Wiederholung des ARD-Krimis „Nord bei Nordwest – Der wilde Sven“ lockte im Ersten mit annähernd 5,2 Millionen deutlich mehr Zuschauern als „Winnetou“ an.

Schon der erste Teil der Trilogie, „Winnetou - eine neue Welt”, war mit 5,06 Millionen Zuschauern kein Triumph. Der Auftakt lief sogar ganz ohne Unterbrecherwerbung. So etwas gab es noch nie bei RTL. Der Grund: Der weltgrößte Internethändler Amazon kaufte die gesamte Werbezeit bei RTL und belohnte die Zuschauer mit dem Verzicht auf Unterbrecherwerbung.

Das ließ sich Amazon viel Geld kosten. Denn schließlich kostet die Werbung zur besten Sendezeit an einem solchen Abend bei RTL brutto knapp 2,4 Millionen Euro pro Sendestunde.


Selbst die Schauspieler können die Quote nicht retten

Für den „Winnetou“-Dreiteiler hat RTL tief in die Tasche gegriffen. Zu den Produktionskosten schweigt der Kölner Sender zwar beharrlich, doch viele Millionen Euro teure Produktionen wie „Winnetou“ sind für RTL riskante Investitionen. Denn gehen sie daneben, schlägt das auf die Rendite des börsennotierten Fernsehkonzerns durch.

Zwar bot RTL veritable Stars auf – von „Tatort“-Kommissar Wotan Wilke Möhring über Jürgen Vogel bis hin zu Mario Adorf. Mit Regisseur Philipp Stölzl („Der Medicus“, „Nordwand“, „Goethe!“) hatte RTL-Deutschlandchef Frank Hoffmann – ein langjähriger Vertrauter von RTL-Vorstandschefin Anke Schäferkordt - einen angesehenen Könner des deutschen Films verpflichtet. Doch der Produktion ist anzusehen, dass auf die Kosten streng geachtet wurde.

Der Hauptgrund für die Quotenenttäuschung liegt vor allem darin, dass die Neuverfilmung einer über Jahrzehnte bekannten Filmgeschichte schlichtweg für keine Spannung sorgt. Die Abenteuer im Apachenland aus der Feder von Karl May kennen die meisten Zuschauer so lange und so gut, dass sich aus dieser Geschichte nur sehr schwer ein dramaturgischer Spannungsbogen kreieren lässt.

Die Neuauflage der großen Freundschaft zwischen dem edlen Indianerhäuptling Winnetou und dem edlen Old Shatterhand funktioniert auch deshalb nicht so richtig, weil das Genre Western heutzutage kaum noch eine Begeisterung auslösen kann. Vielleicht wäre es eine gute Idee gewesen, eine Parodie auf die 130 Jahre alte Vorlage zu drehen? Wie gut Western-Komödien funktionieren können, hatte Bully Herbig vor anderthalb Jahrzehnten beim Kassenschlager „Schuh des Manitu” im Auftrag der Constantin Film eindrucksvoll bewiesen. Der Streifen lockte knapp zwölf Millionen Besucher allein in die Kinos.

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