ServiceNow-Chef Donahoe „Die Arbeitswelt ist das Gegenteil von komfortabel und intuitiv“

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„Software verändert jedes Unternehmen“

Das hört sich sehr theoretisch an. Haben Sie ein Beispiel?
Klar. Wenn neue Mitarbeiter bei uns ihren Job starten, dann loggen sie sich einfach in ihre ServiceNow App ein, können dort ihren Firmenausweis anfordern, ihr Notebook, ihre E-Mail, tragen ihre Daten für die Gehaltsabteilung ein und für die Krankenversicherung. Gleichzeitig bekommen sie in der App Informationen über ihre Vorgesetzen, ihren Arbeitsbereich, Weiterbildung und vieles mehr. Das ist alles automatisiert, die App verbindet sich zu zehn verschiedenen Systemen, unsere Technologie koordiniert die Arbeitsabläufe, schaltet beispielsweise neue Aufgaben frei, wenn die nötigen Informationen dafür vorliegen. Früher hat so etwas teilweise Wochen gedauert und viele Leute im Hintergrund beschäftigt, samt der damit verbundenen Abstimmungsprobleme.

Es geht also darum, die unternehmensinternen Werkzeuge und Abläufe zu vereinfachen, damit die Mitarbeiter so mit ihnen umgehen können, wie sie es von Internet-Angeboten gewohnt sind?
Vordergründig. Auf der höheren Ebene geht es darum, ein Unternehmen fit zu machen, Komplexität in den Griff zu bekommen, damit es sich auf die vielen Veränderungen einstellen kann, die das Automatisieren der Welt mit sich bringt und so aus der Defensive in die Offensive gehen kann. Software verändert jedes Unternehmen, egal in welcher Industrie und Region. Noch in unterschiedlichen Geschwindigkeiten je nach Branche. Aber jedes Unternehmen muss früher und später die digitale Transformation meistern. Dafür muss es sich anders aufstellen.

Digitale Transformation ist ein ziemlich abgenutztes Schlagwort.
Vielleicht vor das vor zwei Jahren mal so. Heute ist es Realität und in einigen Unternehmen ist es ein Risiko, in anderen bereits eine Gefahr fürs Überleben.

Wie definieren Sie digitale Transformation?
Drei Dinge: Wie erreiche ich digital meine Kunden? Wie stelle ich bessere digitale Werkzeuge für meine Mitarbeiter bereit? Und wie nutze ich all die verfügbaren digitalen Technologien, um Effektivität und Produktivität zu steigern? Einfach, damit ich meine raren Ressourcen bei Talenten und Kapital so einsetze, dass ich mich auf Innovationen für meine Kunden fokussieren kann. Und nicht total von der wachsenden Komplexität übermannt werde, die der Betrieb es global agierenden Unternehmens mit sich bringt.

Wer stellt im Unternehmen sicher, dass die richtigen Dienste ausgewählt werden?
In den meisten Fällen ist das der sogenannte Chief Information Officer (CIO). Führungskräfte mit Verständnis für IT werden immer wichtiger und gefragter. Das erinnert mich an die Veränderungen bei Finanzchefs. Vor zwanzig Jahren galt der Job eher als eine Art Chefbuchhalter, hatte keine hohe Reputation. Heute spielt der CFO eine strategische Rolle, ist oft der zweitbestbezahlte Posten in einem Unternehmen und Karriere-Sprungbrett zum CEO. Ich glaube, dass dem CIO oder IT-Chef genauso ein Wandel bevorsteht, nur eben viel schneller.

Wie sieht der Markt für Unternehmenssoftware Ihrer Meinung nach in ein paar Jahren aus?
Zunächst mal geht alles in die Cloud, entweder in die öffentliche, die private oder einen Hybrid. Die Unternehmenswelt, wo es Tausende von teilweise maßgeschneiderten Programmen gibt, wird abgelöst von Plattformen mit größtenteils standardisierten Lösungen. Die lassen sich einfach zuschalten und vernetzen, so dass die Nutzer ihre knappen Ressourcen für ihre eigene Innovation nutzen und zugleich auf die sich stetig verbessernden Dienste der Plattformen zugreifen können. Wir erwarten, dass es vier bis sechs große Plattformen geben wird. Das sind Salesforce für CRM, Workday für Personal, ServiceNow für Automatisierung, Adobe für Marketing sowie Microsoft Office365 und SAP.

SAP spielt in dieser neuen Welt also auch weiterhin eine große Rolle?
Ja, weil sie in der Supply Chain so stark sind. Microsoft wiederum hat den Wandel mit seinem Office365 Bürosoftwarepaket gut hinbekommen. Salesforce, Workday und ServiceNow haben den Vorteil, dass sie von Grund auf in der Wolke konzipiert wurden.

Erwarten Sie weitere Konsolidierung bei diesen Plattformen?
Nein. Ein Grund ist, dass diese Plattformen bereits viel zu groß und zu teuer sind, um sie aufzukaufen. Bei Ebay wurde ich laufend gefragt, ob nicht Walmart das Unternehmen kauft oder bei Paypal, wann eine Bank zuschlägt. Irgendwann wird man so groß und kann skalieren, so dass sich die Frage nicht mehr stellt.

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