Sky, Netflix, Amazon Für dieses Fernsehen zahlen die Deutschen gerne

Die Deutschen sind also doch bereit, für Fernsehen zu zahlen: Die Umsätze von Bezahlsender Sky und der Videoangebote im Internet klettern kräftig. Den klassischen Sendern schadet das aber erstaunlicherweise nicht.

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Attraktive, vieldiskutierte Serien will die große Mehrheit der Zuschauer unmittelbar bei der Erstausstrahlung sehen. Quelle: obs

München Am Rundfunkbeitrag kommt hierzulande niemand vorbei. Alle Klagen gegen die Zwangsgebühr für ARD und ZDF haben nichts genützt. Umso erstaunlicher ist es, dass die Deutschen auch freiwillig fürs Fernsehen zahlen – und zwar jedes Jahr mehr. Das beweisen die neuen Zahlen des Verbands Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT). Demnach haben die Konsumenten vergangenes Jahr rund 2,5 Milliarden Euro fürs Bezahlfernsehen und das so genannte Video-on-Demand ausgegeben. Das entspricht einem Plus von zwölf Prozent im Vergleich zu 2014.

„Das ist eine sehr nachhaltige Entwicklung“, sagte Frank Giersberg, Leiter Marktentwicklung im VPRT in München. In den vergangenen vier Jahren seien die Umsätze der Anbieter jedes Jahr im Schnitt um zehn Prozent gewachsen. Ein immer größeres Angebot fände ein immer größeres Interesse der Kunden. So haben die Zuschauer laut VPRT inzwischen die Wahl unter 105 Bezahlkanälen.

Jahrelang war Sky Deutschland praktisch der einzige Anbieter im Bezahlfernsehen hierzulande. Heute gibt es fast wöchentlich neue Angebote, viele davon im Internet. Dabei nutzen die Menschen das Netz, um die Streifen zu einer von ihnen gewünschten Zeit anzusehen. Oft sind es nicht Fernseher, sondern Smartphones und Tablets, auf denen die Filme laufen. Neben den TV-Stationen sind Telefonkonzerne und Kabelnetzbetreiber in das Geschäft eingestiegen, zudem treten Händler wie Amazon oder Medienhäuser wie Netflix aus Amerika an.

Sky hat jahrelang tief rote Zahlen geschrieben. Daher zweifelten viele Medienexperten daran, dass hierzulande ein Bezahlangebot überhaupt überleben kann. Doch die Skeptiker werden weniger. „Die Frage ist geklärt, ob der deutsche Konsument bereit ist, für Inhalte zu zahlen“, meint Marco de Ruiter mit Blick auf die stetig steigenden Erlöse der Pay-Anbieter. Der Deutschland-Chef des amerikanischen TV-Konzerns Fox rechnet fest damit, dass es weiter aufwärts geht.

Davon ist auch VPRT-Marktforscher Giersberg überzeugt. Er sagt für das laufende Jahr ein Umsatzplus von acht bis elf Prozent auf etwa 2,8 Milliarden Euro voraus. Der Verband erwartet beim Pay-TV etwa 7 Prozent Zuwachs, bei Video-on-Demand sogar 25 Prozent.

Sky Deutschland baue beide Bereiche aus, unterstrich Vorstandschef Carsten Schmidt auf einer Veranstaltung des VPRT in München. Der zeitversetzte TV-Konsum habe die Branche verändert. Trotzdem bleibe das herkömmliche Fernsehen gefragt. Attraktive, vieldiskutierte Serien wie „Game of Thrones“ oder „House of Cards“ habe die große Mehrheit der Zuschauer unmittelbar bei der Erstausstrahlung sehen wollen.

Pay-TV ist also beliebt, den klassischen Fernsehsendern wie RTL oder Pro Sieben Sat 1 schadet das aber nicht. Ihre Haupteinnahmequelle sprudelt munter: Die Umsätze aus TV-Reklame in Deutschland sind im ersten Halbjahr den Experten von Nielsen zufolge um gut acht Prozent auf 6,8 Milliarden Euro geklettert.

Von den Werbemilliarden will künftig auch Sky mehr abhaben. Senderchef Schmidt hat sich daher entschieden, seinen erfolgreichen Sender Sky Sports künftig kostenfrei anzubieten. Mit Reklame, so das Kalkül, lässt sich in dem Fall mehr verdienen als mit Abogebühren. Weitere Pläne für frei empfangbare Stationen habe er aber nicht, betonte Schmidt.

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