Slack-CEO Butterfield „Die E-Mail bleibt uns noch 1000 Jahre erhalten“

Seite 2/2

„Ich sehe nicht, dass das Smartphone zu meinen Lebzeiten ersetzt wird“

Welche Prioritäten setzen Sie beim Weiterentwickeln von Slack?
Generell versuchen wir noch mehr aus der bereits vorhandenen Kommunikation herauszuholen. Wir stellen gerade auf der Salesforce-Kundenmesse Dreamforce die neue Funktion Slack Canvas vor. Die Idee dahinter ist es, Informationen besser zu teilen, die Kommunikation stärker zu bewahren. Es hört sich vielleicht ein bisschen komisch an, aber vielleicht sollten wir unsere Meetings mehr wie ein „Dokument“ aufsetzen. Also ein Container, der alle Informationen erhält, die man auch später noch abrufen kann. Dadurch entsteht Wert, wird Wissen gesammelt. Bei der E-Mail ist das nicht so möglich.

Aber sind wir nicht schon viel zu viel mit Informationen konfrontiert? Wenn jeder im Unternehmen sich gezwungen fühlt, Meetings nachträglich zu studieren, hört sich das nicht gerade produktiv an.
Sicherlich gibt es auch Nachteile. Aber im Internet haben wir ja auch fast alle Informationen und entscheiden über die Suche, was wir davon brauchen. Der Schlüssel sind hier bessere Werkzeuge fürs Suchen, Auswerten und Gewichten, beispielsweise in Form von automatisierten Zusammenfassungen.

Wie stehen Sie als Experte für Online-Kommunikation eigentlich zum Metaverse? Wird das Slack verändern?
Persönlich bin ich skeptisch. Ich sehe, zumindest kurzfristig, auch keine Auswirkungen auf Slack. Natürlich kann es sinnvoll sein,  über erweiterte oder virtuelle Realität Informationen einzuspielen, beispielsweise beim Zusammenarbeiten von Designern oder Produktionsexperten, auch beim Doktor. Aber für normale Geschäftsmeetings kann ich mir nicht vorstellen, mir so ein Gerät stundenlang aufzusetzen, selbst wenn dieses leichter werden sollte.

Das Metaverse wird von Digitalunternehmern wie Mark Zuckerberg als die nächste Plattform nach dem Smartphone beschrieben. Wird es das Smartphone ersetzen? Was kommt dort als Nächstes?
Ich weiß es nicht. Es gibt einige frühere Apple-Mitarbeiter, die in einem Start-up in San Francisco namens Humane an neuen Konzepten arbeiten. Aber das ist noch streng vertraulich, deshalb darf ich nichts darüber sagen. Ich sehe allerdings nicht, dass das Smartphone zu meinen Lebzeiten ersetzt wird.

Sie werden im nächsten Frühjahr 50 Jahre alt.
Technologien werden meist durch neue erweitert und nur selten ganz ersetzt. Vielleicht wird es eine Mischform aus Smartphone und anderen tragbaren Geräten geben. Ich wünschte, ich könnte das voraussagen. Aber man muss ja nur mal auf den Computer schauen (zieht das Notebook vor sich heran). Wir haben Computer seit vielen Jahrzehnten, meine Eltern haben 1980 einen gekauft, ich kann mich noch gut daran erinnern. Sagt jemand voraus, dass der Computer demnächst ausstirbt? Ich glaube daran nicht.

Wo investieren Sie eigentlich ihr Geld momentan?
In letzter Zeit habe ich nicht viel aktiv investiert, es sind ja derzeit stürmische Zeiten auf dem Aktienmarkt. Was die Technologiebranche angeht, höre ich auf Empfehlungen von Freunden oder schaue mir Angebote von Risikokapitalgebern an. Aber ich habe keine Zeit, dort tiefer einzusteigen, investiere also mit anderen mit. Generell glaube ich, dass es noch jede Menge Spielraum bei Software gibt. Ich bin überzeugt, dass wir im Unternehmensgeschäft noch nicht einmal die Hälfte der Software-Evolution hinter uns haben. Ich glaube im Übrigen nicht, dass die weiteren Schritte ein Jobkiller sein werden. Es werden mehr Jobs als vorher entstehen, aber auf anderen Gebieten, zum Beispiel bei Dienstleistungen.

Sie sind mit einer Gründerin neu verheiratet, die ebenfalls ein mit Milliarden Dollar bewertetes Start-up auf die Beine gestellt hat. Fachsimpeln Sie beim Dinner über Geschäftsstrategie?
Die Realität ist, dass man als CEO viel weniger damit zu tun hat als man gern hätte. Dafür leider mit den emotionalen Aspekten von Mitarbeiterführung, was der wirklich harte Teil der Aufgaben eines Managers ist. Darüber reden wir öfter als über die Sachen, die Spaß machen und mental herausfordernd sind.

Kaffee und Kram Lässt sich Tchibos Niedergang aufhalten?

75 Jahre nach der Gründung bröckelt die Geschäftsbasis von Tchibo. Konzernpatron Michael Herz stemmt sich gegen den Niedergang des Kaffeehändlers.

BaFins Geldwäsche-Bekämpferin „Merken bei manchen Häusern, dass sie keinen Fokus auf die Geldwäscheabwehr legen“

Birgit Rodolphe leitet den Kampf der BaFin gegen Geldwäsche. Sie sagt, warum manche Banken das Problem nicht in den Griff bekommen – und wen sie jetzt ins Visier nimmt.

Wohneigentum Deshalb besitzen so wenige Deutsche ein Eigenheim

In Deutschland gibt es verhältnismäßig wenig Eigenheimbesitzer. Nur die Schweiz hat noch weniger. Was dahinter steckt und warum Deutschland Mieterland ist.

 Weitere Plus-Artikel lesen Sie hier

Sie haben gleich zwei erfolgreiche Internet-Unternehmen aus der Taufe gehoben und sind damit sehr vermögend geworden. Warum hören Sie nicht mit dem Arbeiten auf?
Weil mir der Wettbewerb Freude macht, die Chance, auf einem hohen Level mitmachen und mithalten zu können. Das ist so, als ob man als Fußballspieler die Chance hat, im Nationalteam von Brasilien mitzuspielen oder als Violinist bei den Berliner Philharmonikern. Es befriedigt ungemein.

Lesen Sie auch: Die schnellste Tastatur der Welt – nicht nur was für Gamer

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%