Slack-Chef Butterfield „Wir werden noch in 10.000 Jahren E-Mails schreiben“

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Wie die US-amerikanischen Regierung Slack nutzt

Welche Unternehmen arbeiten sonst bereits mit Slack?
Eine spezielle Kundengruppe haben wir gar nicht. Slack wird in Industrieunternehmen, in der Fertigungsindustrie, in Universitäten, Non-Profit-Organisationen, Stadtwerken oder Regierungen genutzt.

In Regierungen?
Ja, tatsächlich. Als wir erfahren haben, dass das norwegische Arbeitsministerium oder die Stadtverwaltung von Stockholm mit Slack arbeiten, haben wir das auch für verrückt gehalten. Aber das sind keine Einzelfälle: Ich weiß nicht ganz genau, wie viele Slack-Nutzer es zum Beispiel derzeit in der US-amerikanischen Regierung gibt, aber Zehntausende sind es mit Sicherheit. Das Team, das die Webseite des Heimatschutzministeriums der USA verwaltet, nutzt Slack. Auf der Webseite können Bürger Dokumente über ihre Staatsangehörigkeit erhalten oder eine Greencard beantragen. In San Francisco, wo wir unseren Hauptsitz haben, wird mittlerweile sogar ein Großteil der Hochzeiten über Slack geplant.

Ist das nicht ein bisschen abwegig? Slack ist doch für die Bürokommunikation gedacht?
Nein, warum sollte es auch? Eine Hochzeitsplanung ist gut mit Arbeit zu vergleichen: Sie haben verschiedene Mitarbeiter wie das Brautpaar, den Hochzeitsplaner, die Floristin, den Cateringservice und die Musikerin. Deadlines müssen eingehalten, Entscheidungen getroffen werden und alle Beteiligten sollen koordiniert zusammenarbeiten können. Genau das ermöglicht Slack.

Im August haben Sie in der größten Finanzierungsrunde der Firmengeschichte 427 Millionen Dollar eingenommen. Slack ist nun mehr als sieben Milliarden Dollar wert. Bei vorigen Finanzierungsrunden haben Sie gesagt, dass Sie auf das Kapital nicht angewiesen sind. Brauchen Sie es dieses Mal?
Um ehrlich zu sein? Nein.

Warum sammeln Sie es trotzdem ein?
Ich bin jetzt 45 Jahre alt und habe ein paar Konjunkturzyklen miterlebt. Eigentlich interessieren mich wirtschaftliche Kennzahlen wie die Größe eines Marktes oder die Bedeutung von Kapital nicht wirklich. Wenn Kapital aber so günstig ist wie in diesen Zeiten, dann ist es für uns nur sinnvoll, einen Vorteil daraus zu ziehen. Außerdem müssen wir uns den Standort San Francisco mit Facebook oder Google teilen – riesige Unternehmen mit einer Menge Eigenkapital. Und ich denke, dass Leute aus vielen guten Gründen bei Slack arbeiten wollen, aber wenn wir finanziell nicht konkurrenzfähig sind, dann entscheiden sie sich womöglich nicht für Slack als Arbeitgeber. Außerdem: Sollten sich Marktverhältnisse mal zum Schlechten wenden, werden wir sehr froh sein, Geld in der Hinterhand zu haben.

Sie haben in den letzten Jahren einige Konkurrenten bekommen. Facebook hat seinen eigenen Dienst Workplace, Microsofts Pendant zu Slack nennt sich Teams. Warum sollten Unternehmen noch Slack nutzen, wenn es die anderen Programme gibt?
Facebook Workplace ist nicht direkt mit Slack vergleichbar, wir sehen sie nicht als Konkurrenz. Slack ist um ein vielfaches umfangreicher.

Was ist mit Microsoft Teams?
Teams ist Slack schon deutlich ähnlicher. Ein Unternehmen könnte also die beiden Dienste sehen und sich denken: „Wir benutzen Word, Excel und Outlook. Da ist Teams doch die perfekte Ergänzung.“ Doch wir sind Microsoft Teams einfach ein paar Jahre voraus. Und wenn wir uns in Zukunft so weiterentwickeln, werden wir immer vor Microsoft sein.

Allein auf einen Zeitvorsprung können Sie sich aber kaum verlassen.
Das tun wir auch nicht. Auch die Plattform an sich ist viel fortschrittlicher und umfangreicher. Wir haben pro Woche 200.000 aktive Kunden, die Slack weiterentwickeln und Anwendungen aus ihren Unternehmen in Slack integrieren. So kommen pro Woche 15.000 neue Anwendungen zusammen, die in Slack integriert werden. Wir arbeiten mit Google, SAP, IBM, Salesforce oder Oracle zusammen – den größten IT- und Softwareunternehmen der Welt. Und all diese Unternehmen sind auch noch Kunden von uns.

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